Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
müssen, dass du dich nicht geändert hast. Du bist noch immer genau so berechnend und kaltherzig wie früher!”
Sein Vorwurf traf Lotte vollkommen überraschend. “Kaltherzig? Berechnend? Ich verstehe nicht, was du meinst!”
Doch Lorenz winkte ab. “Vergiss es, das gehört der Vergangenheit an. Einer Vergangenheit, an der ich lieber nicht hätte rühren sollen. Verdammt, wie konnte ich so dumm sein? Ich hätte niemals mit dir schlafen dürfen! Aber los wirst du mich deshalb noch lange nicht. Wenn ich ginge, würde ich den Hof meiner Familie verlieren, und das lasse ich nicht zu!”
“Du verlierst Fjälldal Gard? Warum?”
“Weil mein Vater den Hof in den Ruin gewirtschaftet hat, nachdem ich damals fortgegangen bin. Der Besitz ist bis unters Dach verschuldet. Dieser Auftrag hier ist meine einzige Chance, genug Geld zusammenzubekommen, um die Gläubiger meines Vaters auszuzahlen. Wenn ich es nicht schaffe, kommt es zu einer Zwangsversteigerung.”
Lottes Kehle wurde eng. “Aber du liebst den Hof!”
“Was bedeutet das schon?” Er bedachte sie mit einem seltsamen Blick. “Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass Liebe nur etwas für hoffnungslose Romantiker ist.”
“Wenn du damit auf uns anspielst, ich … Ich habe nichts mit Tjaderborg.”
“Dann lässt du dich also von jedem dahergelaufenen Mann küssen?”
Ärgerlich verschränkte sie die Arme vor der Brust. “Natürlich nicht! Er hat mich einfach überrumpelt, das ist alles. Aber deshalb bin ich nicht zu dir gekommen. Es geht um etwas anderes: Tjaderborg hat mir eine Führungsposition für ein Luxushotel in Dubai angeboten, wenn ich ihm im Gegenzug dabei helfe, dich loszuwerden.”
Einen Moment starrte Lorenz sie fassungslos an, dann hieb er mit der Faust so fest gegen den Fensterrahmen, dass Staub herunterrieselte. “Dieser Mistkerl!” Er musterte Lotte misstrauisch. “Und warum erzählst du mir das alles? Bist du an seinem Angebot denn überhaupt nicht interessiert?”
“Was denkst du denn von mir?”, fragte sie empört.
“Dass es eine einmalige Chance für dich wäre. Oder willst du mir etwa weismachen, dass du nicht eine Sekunde mit dem Gedanken gespielt hast, auf seinen Vorschlag einzugehen?”
“Es wäre tatsächlich eine große Chance”, gab sie zu. “Aber ich möchte nicht auf deine Kosten die Karriereleiter hochklettern – schon gar nicht auf eine so unlautere Art und Weise. Ich will es aus eigener Kraft schaffen, verstehst du? Es geht hier nicht darum, um jeden Preis zu gewinnen, sondern darum, mir selbst zu beweisen, dass ich es kann. Wenn ich mir meinen Traum erfülle, Schweden zu verlassen, dann möchte ich mich nicht für den Rest meines Lebens fragen müssen, ob ich das nur einer Gefälligkeit zu verdanken habe. Ich möchte mit meinen Leistungen überzeugen und deshalb engagiert werden.” Sie senkte den Blick. “Außerdem bedeutest du mir zu viel, als dass ich auf Tjaderborgs Angebot eingehen könnte.”
“Ist das dein Ernst?”
Als sie stumm nickte, zog Lorenz sie in seine starken Arme. Es war ein so schönes Gefühl, ihm wieder nah zu sein, dass Lotte am liebsten die Zeit angehalten hätte. Sie legte den Kopf an seine Brust, hörte seinen regelmäßigen Herzschlag und schloss die Augen. Es war ein Moment voller Frieden, doch sie wusste, dass er bald vorbei sein würde. Und was dann?
Das zwischen Lorenz und ihr mehr war als nur Lust, daran zweifelte sie nicht länger. Aber selbst wenn die Geschehnisse der Vergangenheit nicht zwischen ihnen stehen würden, waren sie doch viel zu unterschiedlich, als dass es mit ihnen funktionieren konnte – oder?
Sie wollte am liebsten so schnell wie möglich weg aus Schweden, die Welt sehen, sich etwas aufbauen. Und Lorenz? Er war bodenständig und heimatverbunden. Für ihn zählten ganz andere Werte, er wollte den Hof seiner Familie weiterführen.
Konnte sie sich wirklich vorstellen, den Rest ihres Lebens als Bäuerin in der schwedischen Provinz zu fristen? Nein, ganz sicher nicht! Und wenn dem so war, dann musste sie das, was immer sich da zwischen ihnen anbahnte, so schnell wie möglich beenden. Das Problem war nur, dass sie es einfach nicht wollte. Es fühlte sich zu gut an, ihm so nah zu sein. Sie konnte das nicht aufgeben – nicht ausgerechnet jetzt!
Darum wehrte sie sich nicht, als er sich sanft von ihr löste, ihr einen Finger unters Kinn legte und ihr Gesicht anhob, sodass sie ihn direkt ansehen musste.
“Ich weiß nicht, was es ist, Lotte, aber du hast
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