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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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riesigen Grundstück, das direkt an unseres grenzte, standen jahrhundertealte Ahornbäume am Rand eines Sees, in dessen Wasser man die Wolken beobachten konnte. Im Sommer ging ich dort regelmäßig schwimmen. Das Haus selbst mochte mehr als hundert Jahre alt sein und war seit etwa zwei Jahrzehnten unbewohnt. Elizabeth, die all das von ihrer Großmutter wusste, hatte mir davon erzählt. Es schien keinen Besitzer zu haben, und wenn es ihn doch gab, kümmerte er sich nicht darum, sodass es allmählich verfiel. Etwas, was mir in der Seele wehtat, denn ich mochte die zeitlose Eleganz, die das Haus mit seinen hohen Fenstern in den beiden Stockwerken, der großzügigen Veranda, die es vollständig umgab und deren Dach von gedrechselten Säulen getragen wurde, ausstrahlte.
    Auf dem Heimweg von der Schule machte ich einen kurzen Umweg zu dem Gemüsehändler, bei dem Ella immer einkaufte, und besorgte noch einige Zutaten für meinen Salat. Dann fuhr ich nach Hause.
    In der Auffahrt stand das Monstrum von einem Rolls Royce vor der Garage, das mein Onkel stets benutzte, wenn er ein paar Tage hier verbrachte. Durch das offene Tor dahinter konnte ich die dunkelblaue Schnauze des Mercedes glänzen sehen, den Simon und Ella gewöhnlich fuhren. Simon war dabei, den Rolls wie jede Woche zu waschen und zu polieren. Er winkte mir über das schwarze Dach hinweg zu und deutete auf den Audi. »Lass ihn da stehen. Wenn ich mit dem hier fertig bin, mach ich mit deinem weiter.«
    »Ich brauche ihn aber heute Abend.«
    »Kein Problem, Kleine. Bis heute Abend ist das Baby frisch gewickelt und ausgehbereit. Was steht denn an?«
    »Filmabend bei Neal. Es konnte spät werden.«
    Der Hüne zog die blonden Brauen zusammen. »Soll ich dich fahren?«
    »Danke, aber danke nein«, lehnte ich entschieden ab, schlang mir den Riemen meiner Tasche über die Schulter und holte meine Einkaufstüte vom Rücksitz.
    »Wie du meinst.«
    In der absoluten Gewissheit, dass Simon heute Abend in der Nähe von Neals Haus sein würde, schloss ich die Tür auf und betrat die Eingangshalle der kleinen Villa - anders konnte man dieses Gebäude nicht nennen. Die eine Hälfte des Erdgeschosses beherbergte eine modern eingerichtete Küche, in der es vor Chrom und Edelstahl nur so blitzte und die groß genug war, um zusätzlich einem Esszimmertisch und einem halben Dutzend Stühlen Platz zu bieten. Dann gab es ein Speisezimmer - das allerdings nie benutzt wurde, da ich es vorzog, zusammen mit Simon und Ella in der Küche zu essen -, ein mit dicken orientalischen Teppichen ausgelegtes Wohnzimmer, in dem ein schwarzes Monstrum von einem Flügel stand - auf dem niemand spielen konnte - sowie Ellas Zimmer und ihr Bad. Simon hatte seine eigene kleine Wohnung über der an das Haus angebauten Garage. Von der Halle führte eine Tür in die rechte Hälfte des Gebäudes, in der sich der Salon und das Arbeitszimmer meines Onkels befanden. Eine Wendeltreppe verband sein Schlafzimmer und Bad im ersten Stock mit diesen Räumen. Die andere Hälfte des ersten Stocks war über die geschwungene Treppe in der Eingangshalle zu erreichen. Hier befand sich mein kleines Reich - zusammen mit meinem eigenen Badezimmer und zwei Gästezimmern, die noch nie benutzt worden waren. Onkel Samuel duldete keine Fremden in seinem Haus. Auch die Geschäftspartner, die ihn bei seinen seltenen Stippvisiten manchmal besuchten, blieben nie länger als drei oder vier Stunden. Sein Beschützertick ging so weit, dass er es ausdrücklich ablehnte, dass ich Freunde mit nach Hause brachte. Der Himmel wusste weshalb.
    Ich ließ meine Tasche auf die unterste Treppenstufe fallen und ging mit meinen Einkäufen in die Küche. Ella stand am Herd und lächelte mir zur Begrüßung zu. Der Geruch von frischem selbst gebackenem Brot wehte mir entgegen. Auf der Anrichte wartete bereits eine Tasse meines Lieblingstees auf mich. Onkel Samuel hatte ihn für mich besorgt. Woher, war sein Geheimnis. Außer mir mochte niemand dieses Gebräu, aber ich war geradezu süchtig nach seinem Geschmack, der sich mit einem dunklen, vollen Aroma zu etwas unbeschreiblich Köstlichem verband. Und er war das Einzige, was bei meinen morgendlichen Zahnschmerzen - die sich anfühlten, als würde jemand eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung an meinen oberen Eckzähnen vornehmen - wirkte.
    Ella half mir beim Schnippeln der Paprika und Gurken, die ich für meinen Salat brauchte. Ich war ihr dankbar, dass sie die Zwiebeln allein übernahm, denn seit einiger

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