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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Euch ist kein Verständnis zu erhoffen.«
    »Von einem wie mir? Wir sind nicht hier, um Delphoí zu unterwerfen.«
    »Was habt Ihr dann vor? Reicht es nicht, dass Eure Leute unseren König getötet, Delphoí geplündert und das Land in die Anarchie gestürzt haben?«
    »Euer König wurde unter Bolgios getötet, wir jedoch fielen unter dem Heerführer Brennos in Makedonien ein.«
    »Ihr kennt Euch erstaunlich gut aus.«
    »Ich kann es mir nicht leisten, meine Ohren nicht überall zu haben.«
    »Wie das? Ich habe Euch nie in der Stadt gesehen? Wo lebt Ihr? Doch nicht etwa hier auf dem Berg?«, fragte sie.
    »Ihr seid mir eindeutig zu neugierig.«
    Welch ein merkwürdiger Mann. Zumindest bedrohte er sie im Moment nicht, auch wenn sie wachsam sein musste. Doch seine Nähe irritierte sie. Ständig musste sie auf die engen Beinkleider, die einiges erahnen ließen, und seine nackte Brust starren und sich vorstellen, wie es wohl wäre, ihre Hände durch sein silbern schimmerndes Haupthaar gleiten zu lassen. Sie konnte ihm wohl kaum vorwerfen, nur halb bekleidet zu sein, wenn die Delphoíschen Spiele völlig nackt begangen wurden. Doch warum hatte sie sich nie für die unbekleideten Männer von Hellas interessiert, während dieser Barbar ungemein anziehend auf sie wirkte? Offenbar hatte sie sich bei ihrem Sturz den Kopf etwas zu fest angeschlagen.
    »Hat der Greif Euch auch verletzt?« Lysandra deutete auf den Verband an seiner Brust. Hatte der Keltoi sie gar vor dem Untier gerettet? Das wäre die Erklärung dafür, dass sie noch lebte. Dann war sie allerdings sehr undankbar.
    »Ist nur ein Kratzer.«
    »Habt Ihr mich vor der Kreatur gerettet?«
    »So ähnlich.«
    Lysandra erhob sich. »Dann danke ich Euch. Ich schulde Euch mein Leben.«
    Erst jetzt bemerkte sie die weiße Katze, die um seine Beine herum strich. Sie beugte sich hinab, um sie zu streicheln, doch das Tier wich ihr aus. Ihre Finger streiften stattdessen das Bein des Keltoi und sie spürte seine harten Muskeln und seine Wärme. Lysandra wurde sich überdeutlich seiner Nähe bewusst, die sie verunsicherte. Dies gefiel ihr ganz und gar nicht.
    »Sie ist scheu, nicht wahr?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie lässt sich nur nicht von jedem anfassen.«
    »Sie ist ein schönes Tier.« Das war nicht gelogen. Das Tier bewegte sich mit einer Anmut, die ihresgleichen suchte. Die Intelligenz in ihren grünen Augen wirkte fast menschlich.
    »Sie ist in der Tat eines der schönsten Wesen, die ich je gesehen habe. Mein Name ist Celtillos, manche nennen mich Cel. Was treibst du hier und wie ist dein Name?«
    Es war ihr, als wollte er von der Katze ablenken. Er verwirrte sie wirklich vollends. Zudem duzte er sie.
    »Ich wollte den Drachen töten. Oder sollte ich lieber sagen: den Greifen? Mein Name ist Lysandros, nach dem spartanischen Feldherrn.«
    Er ließ seinen Blick über sie gleiten. »Warum schicken die Hellenen halbe Kinder aus, um einen Drachen zu töten?«
    Zorn breitete sich in Lysandra aus. Zu oft war sie wegen ihrer für einen Mann schmächtigen Gestalt gehänselt worden. »Ich weiß, dass ich jünger aussehe als ich bin. Aber ich bin erwachsen und außerdem Haushaltsvorstand!« Leider. Sie hätte einiges darum gegeben, dies nicht zu sein, daher auch ihre heftige Reaktion. Viel lieber wäre sie sie selbst, eine Frau, ganz besonders jetzt, da sie ihm gegenüberstand ... Doch wollte sie ihn nicht attraktiv finden, denn er gehörte zu jenen Völkern, die Delphoí angegriffen und geplündert hatten.
    Cel hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut. Warum wolltest du den Greifen töten?«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Merkst du nicht, wie du mit mir sprichst? Nur weil ich so jung und schmächtig bin, nimmt mich keiner ernst. Ich muss mich gegen die anderen Männer behaupten. Du weißt vermutlich gar nicht, wie es mir ergeht, so groß und muskulös, wie du bist.«
    »Ich weiß durchaus, wie gehässig Knaben oder Männer sein können, wenn sie jemanden als unterlegen einstufen.«
    »Ich hatte bisher nie die Gelegenheit, mich zu beweisen. Nicht wegen meiner Widersacher, sondern für mich selbst. Meine Ziehmutter will mich von jeglicher Gefahr fernhalten. Das macht es mir nicht leichter.«
    »Gewiss handelt sie aus Sorge.«
    »Meine Ziehmutter hat mich in ihrem Sinne erzogen, sodass ich sie vor der Vormacht eines herrischen und gemeinen Mannes bewahre.«
    »Du verabscheust Männer?«
    Lysandra sah ihn überrascht an. Ahnte er etwas? Sie

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