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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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klarer, wenn er schlief. Er wagte nicht zu essen, denn er war sich sicher, die Nahrung bliebe ihm im Hals stecken und brächte ihn dann um.
    Außerdem hatte er eine Heidenangst, sie täten seiner Familie etwas an.
    Wineburg war bei der Zeremonie dabei gewesen. Wineburg hatte direkt neben ihm gestanden, dasselbe gesehen wie er, und jetzt war er tot.
    Anders als Louis hatte Wineburg keine Frau, keine Kinder gehabt. Wenn er wie Wineburg in Gefahr war und nach Hause ginge, kämen sie ihm dorthin nach? Während der langen, schlaflosen Nächte, in denen der Alkohol die einzige Gesellschaft für ihn gewesen war, hatte er angefangen zu verstehen, dass er sich bei dem Gedanken schämte, seine Kinder könnten erfahren, woran er teilgenommen hatte.
    Er musste sie und auch sich selber schützen. Hier war er sicher, versuchte er sich zu beruhigen. Niemand käme in die Suite, solange er ihn nicht hereinließ.
    Vielleicht reagierte er aber auch nur über. Mit einem bereits nassen Taschentuch fuhr er sich über die verklebte Stirn. Stress, Überarbeitung, zu viele Abende, an denen er zu spät ins Bett gegangen war. Eventuell hatte er lediglich einen leichten Nervenzusammenbruch? Am besten, er ginge zu einem Arzt.
    Das würde er tun. Er ginge zu einem Arzt. Er nähme seine Familie und führe ein paar Wochen mit ihnen fort. Urlaub, Zeit der Entspannung, Zeit, die Dinge neu zu sehen. Er würde sich von der Sekte trennen. Ganz offensichtlich tat sie ihm nicht gut. Allein an Beiträgen hatte er bereits ein kleines Vermögen an den Verein bezahlt. Irgendwie war er zu tief in die Sache hineingeraten, irgendwie hatte er vergessen, dass er einzig aus Neugier und einem Verlangen nach selbstsüchtigem Sex beigetreten war.
    Er hatte zu viel von dem Wein getrunken und der Rauch hatte ihn dergestalt umnebelt, dass er sich inzwischen Dinge einzubilden schien.
    Aber er hatte Blut unter den Nägeln gehabt.
    Louis hob die Hände ans Gesicht und atmete tief durch. Es war egal, sagte er sich. All das war egal. Er hätte nicht in Panik ausbrechen und Eve anrufen sollen. Entweder sie hielte ihn nach seiner Erzählung für verrückt oder aber, schlimmer noch, sie würde ihn bezichtigen, ein Mittäter zu sein.
    Selina war seine Mandantin. Er war es ihr schuldig, nicht nur weiterhin loyal zu sein, sondern sie auch weiter als Anwalt zu vertreten.
    Doch er sah sie vor sich, wie sie mit einem Messer über das nackte Fleisch des Mannes fuhr.
    Louis stolperte durch die Suite ins Bad, brach dort zusammen und spuckte den Whiskey zusammen mit seinem Entsetzen über der Toilettenschüssel aus. Als der Krampf vorbei war, stand er mühsam wieder auf, beugte sich über das Waschbecken und bestellte kaltes Wasser. Es ergoss sich aus dem geschwungenen goldenen Hahn in das blendend weiße Becken und kühlte seine fiebrig heiße Haut.
    Bebend und schluchzend stand er da. Dann hob er den Kopf und zwang sich, noch einmal in den Spiegel zu sehen.
    Er hatte gesehen, was er gesehen hatte. Es war an der Zeit, dass er es endlich zugab. Er würde Eve alles erzählen und die Last der Verantwortung auf sie abwälzen.
    Süße Erleichterung wallte in seinem Innern auf. Er wollte seine Frau anrufen, die Stimmen seiner Kinder hören, ihre Gesichter sehen.
    Als er im Spiegel eine Bewegung wahrnahm, wirbelte er mit wild klopfendem Herzen auf dem Absatz herum. »Wie sind Sie hereingekommen?«
    »Ich bin das Zimmermädchen, Sir.« Die dunkle Frau in der adretten schwarz-weißen Uniform des Personals hielt einen Stapel weicher Handtücher in ihren Händen und sah ihn freundlich an.
    »Ich will niemanden hier sehen.« Er fuhr sich mit einer zitternden Hand durch das Gesicht. »Ich erwarte jemanden. Lassen Sie die Handtücher einfach hier… « Seine Hand glitt langsam an seinem Gesicht herunter. »Ich kenne Sie. Ich habe Sie schon mal gesehen.«
    Durch den Rauch, dachte er, erfüllt von neuem Grauen. Sie war eines der Gesichter in dem raucherfüllten Raum.
    »Natürlich, Louis.« Lächelnd ließ sie die Handtücher fallen und hob das darunter versteckte Athame in die Luft. »Wir haben erst letzte Woche noch gefickt.«
    Er hatte gerade noch die Zeit, um einzuatmen, bevor er jedoch schreien konnte, war das Messer bereits in seinem Hals vergraben.
    Eve trat wütend aus dem Fahrstuhl. Der Droide am Empfang hatte geschlagene fünf Minuten lang ihren Dienstausweis geprüft und ihr dann noch eine Szene gemacht, weil sie mit ihrer Waffe in den Club gekommen war. Sie hatte kurz erwogen, den Stunner zu

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