Der Kuss des Killers
schnell genug.«
Eve presste die Lippen aufeinander und blickte auf den Toten. Nein, dachte sie, ich war nicht schnell genug. »Haben Sie alles mitbekommen, Peabody?«
»Ja, Madam.«
»Holen Sie Charles Forte zum Verhör auf das Revier. Fahren Sie persönlich hin und nehmen Sie zwei uniformierte Beamte zur Verstärkung mit. Fahren Sie auf keinen Fall allein.«
»Verstanden. Haben Sie dort alles unter Kontrolle, Lieutenant?«
Eve trat einen Schritt zurück, denn das Blut rann in einem kleinen Bach in Richtung ihrer Füße. »Ja«, sagte sie. »Alles unter Kontrolle.«
Vor den Verhören duschte sie und zog sich um. Die zehn Minuten brauchte sie dringend für sich. Ehe sie Louis Trivanes Leiche dem Pathologen überlassen hatte, hatte sie praktisch in seinem Blut gebadet. Falls jemandem die elegante kleine Blume an ihrem Hintern auffiel, enthielt er sich höflicherweise jedes Kommentars.
Die Gerüchte über den Zustand dieses speziellen Tatorts hatten bereits auf der Wache die Runde gemacht.
»Ich nehme als Erste Mirium«, erklärte Eve Feeney, und blickte durch die Spiegelscheibe des Verhörraums auf die zarte, junge Frau.
»Du könntest eine Pause brauchen, Dallas. Es heißt, dass die Leiche in einem ziemlich schlimmen Zustand war. «
»Man denkt, man hätte bereits alles gesehen«, murmelte sie leise. »Aber das ist nicht wahr. Es gibt immer noch was Neues.« Sie atmete aus. »Ich will es jetzt machen. Ich will den Fall endlich abschließen.«
»Okay. Im Duett oder solo?«
»Solo. Sie wird reden. Sie steht unter irgendwelchen Drogen…« Eve schüttelte den Kopf. »Möglicherweise ist sie schlicht verrückt, aber ich glaube, zusätzlich hat sie irgendwas genommen. Sie muss sich zu einem Drogenscanning bereit erklären. Der Staatsanwalt hat nicht viel übrig für Geständnisse, die unter dem Einfluss irgendwelcher Chemikalien zustande gekommen sind.«
»Ich werde ein Scanning beantragen.«
»Danke.« Sie ging an ihm vorbei und betrat den Raum. Mirium war das Blut aus dem Gesicht gewaschen worden und trotz des schlabbrigen beigefarbenen Einweg-Hemds der Polizei, in dem sie steckte, sah sie aus wie eine junge, zarte Fee.
Eve stellte den Recorder auf den Tisch, machte die Standardangaben und setzte sich Mirium gegenüber. »Sie wissen, dass ich Sie auf frischer Tat ertappt habe, Mirium, also können wir uns jedes Geplänkel ersparen. Sie haben Louis Trivane ermordet.«
»Ja.«
»Was haben Sie genommen?«
»Wie bitte?«
»Sieht nicht aus wie Zeus, dafür sind Sie zu weich. Sind Sie mit einem Drogenscanning einverstanden?«
»Nein.« Sie verzog schmollend ihren hübschen Mund und bedachte Eve mit einem beleidigten Blick aus ihren dunklen Augen. »Vielleicht überlege ich es mir später noch mal anders.« Sie presste die Lippen aufeinander und zupfte an dem dünnen Hemd. »Kann ich ein paar von meinen eigenen Kleidern haben? Das Ding hier ist kratzig und außerdem eine Beleidigung fürs Auge.«
»Das ist wirklich ein Problem. Warum haben Sie Louis Trivane ermordet?«
»Er war böse. Das hat Chas gesagt.«
»Mit Chas meinen Sie Charles Forte.«
»Ja, aber niemand nennt ihn Charles, sondern immer nur Chas.«
»Und Chas hat gesagt, Louis wäre böse. Hat er Sie gebeten, Louis umzubringen?«
»Er hat gesagt, dass ich es könnte. Vorher durfte ich nur zusehen. Aber dieses Mal sollte ich es selber tun. Überall war Blut.« Sie studierte eine Weile ihre Hände. »Aber jetzt ist es nicht mehr da.«
»Welche anderen Male, Mirium?«
»Oh, die anderen Male.« Sie zuckte mit den Schultern. »Blut hat etwas Reinigendes.«
»Haben Sie bei anderen Morden mitgewirkt oder sie gesehen?«
»Ja, sicher. Der Tod ist nur ein Übergang. Ich musste das hier tun. Es war ein Akt von großer Macht. Ich habe den Dämon aus ihm herausgeschnitten. Dämonen existieren und wir kämpfen gegen sie an.«
»Indem Sie die Menschen, die von ihnen besessen sind, umbringen.«
»Ja. Er hat gesagt, Sie wären wirklich clever.« Mirium begann zu strahlen. »Aber an ihn kommen Sie niemals heran. Er steht zu weit über Ihrem Gesetz.«
»Reden wir wieder über Louis. Erzählen Sie mir, wie Sie es gemacht haben.«
»Tja, ich habe einen Freund beim Personal des Luxury. Ich brauchte nur mit ihm zu vögeln. Das war also kein Problem. Ich vögele nämlich gerne. Dann habe ich einen der Generalschlüssel in meiner Tasche verschwinden lassen. Mit einem Generalschlüssel kommt man fast überall rein. Ich habe eine der Uniformen der
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