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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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entsprachen seiner Vorliebe für kostbare Stoffe jeder Art. Ihm gefielen die dicken dunklen Vorhänge mit den goldenen Quasten und das Glitzern der vergoldeten Rahmen der an der Wand hängenden Spiegel, und in dem breiten, hohen mit einem Baldachin geschmückten Bett hatte er nicht nur mit seiner Frau, sondern auch mit einer Reihe von Geliebten mehr als einmal seinen Spaß gehabt.
    Für ihn verkörperte diese Periode Hedonismus, Zügellosigkeit und eine Ergebenheit an irdische Vergnügen.
    Könige hatten geherrscht und sich keinerlei Beschränkung auferlegt. Und hatte nicht die Kunst einen neuen Höhepunkt erlebt? Wenn gleichzeitig außerhalb der Mauern der Paläste die Bauern verhungert waren, spiegelte sich darin auf gesellschaftlicher Ebene die natürliche Selektion in der Natur. Die wenigen Auserwählten hatten wunderbar gelebt.
    Und hier konnte er, dreihundert Jahre später, mitten in Manhattan die Früchte ihrer Maßlosigkeit genießen.
    Doch augenblicklich boten sie ihm nicht den mindesten Genuss. Er lief im Zimmer auf und ab und trank mit schnellen, ruckartigen Schlucken unverdünnten Whiskey. Die Panik benetzte seine Stirn mit klebrig kaltem Schweiß. Sein Magen bildete einen großen, schweren Klumpen und sein Herzschlag sprengte ihm schier die Brust.
    Er war sich beinahe sicher, dass er Zeuge eines Mordes gewesen war. Es war alles vollkommen verschwommen, irgendwie nicht real, wie in einem Virtual-Reality-Programm, in dem ein paar Sequenzen fehlten.
    Der geheime Raum, der Rauch, die Stimmen – darunter seine eigene –, die leise murmelnd sangen. Auf seiner Zunge der Geschmack von warmem, mit Blut vermischtem Wein.
    Dies alles war seit drei Jahren Teil seines Lebens. Er war der Sekte beigetreten, weil er an die grundlegenden Prinzipien des Rechts auf ausschweifendes fleischliches Vergnügen glaubte und weil er von den Ritualen – den Roben, den Masken, den immer gleichen Worten und dem Flackern der schwarzen Kerzen – angetan gewesen war.
    Und er hatte sagenhaften Sex gehabt.
    Doch etwas war passiert. Inzwischen war er von den Gedanken an die Treffen geradezu besessen, sehnte sich schmerzlich nach dem ersten tiefen Schluck aus dem Kelch mit dem zeremoniellen Wein. Und dann waren da die Blackouts, die Erinnerungslücken – und am Morgen nach dem letzten Ritus war er mit hölzernen Gliedern und völlig umnebelt erwacht.
    Vor kurzem hatte er unter seinen Nägeln getrocknetes Blut entdeckt, ohne eine Erinnerung daran zu haben, wie es dorthin gekommen war.
    Doch allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Die Fotos der Leichen, die Eve ihm über den Tisch zugeschoben hatte, hatten irgendeine Tür in seinem Hirn geöffnet. Und den dahinter liegenden Raum mit Schock und mit Entsetzen angefüllt. Bilder wirbelten hinter seinen Augen. Dichter Rauch, singende Stimmen, vom Sex schweißglänzendes Fleisch, das Stöhnen und Knurren von Gestalten, die sich gewaltsam paarten. Feuchte schwarze Haare, knochige, rhythmisch zustoßende Hüften.
    Dann das Spritzen, das Hervorströmen von Blut, das sich wie der letzte Schrei der sexuellen Erlösung über dem Altar ergoss.
    Selina mit ihrem bösartigen, katzenhaften Lächeln und mit dem blutigen Messer in der Hand. Lobar – Gott, es war Lobar gewesen –, der, den Hals weit aufgerissen wie einen schreienden Mund, vom Altar geglitten war.
    Sie hatte ihn ermordet. Nervös zog er die schweren Vorhänge ein paar Millimeter auseinander und blickte ängstlich hinunter auf die Straße. Er war Zeuge eines Blutopfers geworden, nur, dass nicht eine Ziege, sondern ein Mann getötet worden war.
    Hatte er seine Hand in die klaffende Halswunde geschoben? Hatte er anschließend das frische Blut von seinen Fingern abgeleckt? Hatte er etwas derart Entsetzliches getan?
    Mein Gott, großer Gott, war so etwas noch öfter vorgekommen? Hatten sie in anderen Nächten andere Menschenopfer dargebracht? War es möglich, dass er derartige Untaten bezeugt und anschließend völlig verdrängt hatte?
    Er war ein zivilisierter Mensch, sagte sich Louis und zog die Vorhänge hastig wieder zusammen. Er war Ehemann und Vater. Er war ein angesehener Anwalt. Er war nicht an einem Mord beteiligt. Nein, das konnte er nicht sein.
    Keuchend schenkte er sich einen zweiten Whiskey ein, starrte in einen der reich verzierten Spiegel und sah dort einen Mann, der seit Tagen nicht mehr geschlafen und nicht mehr gegessen hatte und ebenso lange nicht mehr zu Hause gewesen war.
    Er wagte nicht zu schlafen. Die Bilder wurden

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