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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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ich nämlich auch weiterhin hellwach.«
    Eve blickte auf den Bildschirm des Computers, konnte dort jedoch nichts Bedrohliches erkennen, und so stand sie schweigend auf und bestellte an ihrem AutoChef zwei Tassen des kostbaren Getränks.
    »Warum interessieren Sie sich plötzlich für Hexerei? Haben Sie Ihre heimliche Schwäche für das Übersinnliche entdeckt?« Als Eve sie reglos ansah, versuchte Peabody zu lächeln. »Das war ebenfalls ein Witz.«
    »Sie sind heute echt lustig. Ich frage nur aus Neugier.«
    »Ja, es gibt ein paar grundlegende Übereinstimmungen zwischen den Hippies und den Hexen. Die Suche nach Gleichgewicht und Harmonie, das Feiern der Jahreszeiten, das auf alte heidnische Rituale zurückzuführen ist, das strikte Verbot jeglicher Gewalt.«
    »Ein Verbot von Gewalt?« Eve sah Peabody aus zusammengekniffenen Augen an. »Und was ist mit Flüchen, dunklen Zaubersprüchen und Opferritualen? Nackten Jungfrauen auf finsteren Altären und schwarzen Hähnen, denen die Köpfe abgeschlagen werden?«
    »In der Literatur werden die Hexen regelmäßig so dargestellt. Sie wissen schon, wie die bösen Weiber in Shakespeares Macbeth. «
    Eve schnaubte verächtlich auf. »Ich werde dich schon kriegen, meine Kleine, dich und deinen kleinen Hund.« Die böse Hexe aus dem Westen, die es oft auf einem der klassischen Videokanäle zu sehen gab.
    »Auch ein gutes Beispiel«, gab Peabody unumwunden zu. »Selbst wenn beide auf völlig falschen Vorstellungen basieren. Hexen sind keine hässlichen, bösen alten Weiber, die irgendwelche stinkenden Zaubertränke rühren, junge Mädchen jagen und sich mit ihren freundlichen, sprechenden Krähen unterhalten. Hexen haben eine Vorliebe für die so genannte Freikörperkultur, aber sie machen auf nichts und niemanden jemals Jagd. Das, was sie betreiben, ist ausschließlich weiße Magie.«
    »Im Gegensatz zu?«
    »Schwarzer Magie.«
    Eve sah ihre Assistentin fragend an. »Sie glauben doch wohl nicht an dieses Zeug? An Zaubersprüche und Magie?«
    »Nein.« Wiederbelebt von dem echten Kaffee wandte sich Peabody erneut dem Computer zu. »Ich weiß ein paar grundlegende Dinge, weil einer meiner Cousins zu den Hexern übergetreten ist. Er ist davon total begeistert. Hat sogar mal bei einem Hexensabbat in Cincinnati mitgemacht.«
    »Sie haben einen Cousin, der beim Hexensabbat in Cincinnati mitmacht?« Lachend stellte Eve ihre eigene Tasse ab. »Peabody, Sie überraschen mich immer wieder.«
    »Eines Tages erzähle ich Ihnen auch noch von meiner Großmutter und ihren fünf Liebhabern.«
    »Fünf Liebhaber sind im Verlauf des Lebens einer Frau nicht weiter ungewöhnlich.«
    »Sie hatte sie nicht im Verlauf ihres gesamten Lebens, sondern allein im letzten Monat. Und zwar alle zur selben Zeit.«
    Peabody hob den Kopf und sah Eve mit ernster Miene an. »Sie ist inzwischen achtundneunzig. Ich hoffe, ich gerate nach ihr. «
    Eve unterdrückte ihr Gelächter, als das Link auf ihrem Schreibtisch piepste. »Dallas.«
    Auf dem Bildschirm erschien Commander Whitney. »Ja, Commander.«
    »Ich würde gern mit Ihnen sprechen, Lieutenant. Kommen Sie doch bitte so bald wie möglich zu mir in mein Büro.«
    »Sehr wohl, Sir. Fünf Minuten.« Eve wandte sich an ihre Assistentin. »Vielleicht haben wir ja etwas Neues reinbekommen. Machen Sie hier weiter. Ich melde mich bei Ihnen, falls wir los müssen.«
    Sie wandte sich zum Gehen, steckte dann jedoch noch einmal den Kopf durch die Tür und warnte: »Essen Sie ja nicht meinen Schokoriegel auf.«
    »Verdammt«, knurrte Peabody so leise, dass sie es nicht hörte. »Sie vergisst auch nie etwas.«
    Whitney hatte den Großteil seines Lebens als Polizist und wiederum den Großteil seines Polizistenlebens auf dem Chefsessel verbracht. Er kannte seine Leute, wusste, wo die Stärken und die Schwächen jedes Einzelnen lagen und wusste, wie dieses Wissen am besten einzusetzen war.
    Er war ein Hüne von einem Mann mit großen, groben Händen und dunklen, wachen Augen, deren Blick von einigen als kalt beschrieben wurde. Oberflächlich betrachtet war er ein beinahe erschreckend ausgeglichener Mensch. Hinter der ruhigen, gelassenen Fassade jedoch war er ein gefährlich intelligenter, durchsetzungsfreudiger Mensch.
    Auch wenn Eve Whitney nicht immer mochte, genoss er doch allzeit ihre Bewunderung und ihren Respekt.
    Als sie in sein Büro kam, saß er hinter seinem Schreibtisch und blickte mit gerunzelter Stirn auf ein Blatt Papier. Ohne auch nur den Kopf zu heben, winkte

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