Der Kuss des Killers
können Sie gehen.«
Sie machte kehrt und marschierte Richtung Tür, blieb jedoch, ohne sich noch einmal zu ihrem Vorgesetzten umzudrehen, kurz dort stehen. »Ich werde Feeney nicht hinterherspionieren. Ich will verdammt sein, wenn ich so was jemals tue.«
Whitney verfolgte, wie sie das Büro verließ und schloss dann müde seine Augen. Sie würde tun, was getan werden musste, das wusste er genau. Er konnte nur hoffen, dass sie mit den Dingen würde leben können, die zu tun sie bei der Erfüllung dieses Auftrags vielleicht gezwungen war.
Bis sie wieder in ihrem eigenen Büro war, schäumte sie vor Wut. Peabody jedoch saß grinsend vor dem Bildschirm.
»Beinahe hätte ich das Ding k.o. geschlagen. Ihre Kiste ist ein echter Jammerlappen, Dallas, aber ich habe sie inzwischen wenigstens halbwegs in Form gebracht.«
»Gerät aus«, fauchte Eve und riss ihre Jacke und ihre Handtasche vom Stuhl. »Los, Peabody, packen Sie Ihre Sachen.«
»Dann haben wir also einen Fall?« Peabody sprang auf und rannte ihrer Chefin hinterher. »Was für einen Fall? Wo gehen wir hin?« Um mit Eve Schritt halten zu können, verfiel sie in einen flotten Trab. »Dallas? Lieutenant?«
Eve schlug auf den Knopf des Fahrstuhls und der zornige Blick, mit dem sie Peabody bedachte, reichte, damit sich ihre Assistentin jeder weiteren Frage enthielt. Eve betrat den Lift und hob sich durch ihr eisiges Schweigen von den bereits in dem Gefährt versammelten, fröhlich lärmenden Kollegen ab.
»He, Dallas, was macht die Ehe? Warum bringst du nicht deinen reichen Göttergatten dazu, die Kantine zu kaufen und endlich mal was Anständiges dort auf den Tisch bringen zu lassen?«
Sie warf einen stählernen Blick über die Schulter und starrte in das Gesicht eines grinsenden Cops. »Ach Carter, leck mich am Arsch.«
»He, das habe ich vor drei Jahren versucht und dabei hättest du mir um ein Haar sämtliche Zähne ausgeschlagen. Jetzt suche ich mir für derartige Vergnügen lieber Zivilistinnen«, erklärte er unter dem wiehernden Gelächter seiner Freunde.
»Jemanden, der es mit dem größten Arschloch des Raubdezernates aushält«, warf einer der Kerle ein.
»Immer noch besser als das kleine Arschloch der Abteilung zu sein, Forenski. Hey, Peabody«, fuhr Carter fort. »Soll ich Sie vielleicht mal am Arsch lecken?«
»Sind Ihre Zähne auch in Ordnung?«
»Ich werde es überprüfen lassen und mich dann bei Ihnen melden.« Augenzwinkernd trat Carter gemeinsam mit ein paar Kollegen in den Korridor hinaus.
»Carter macht allen Frauen schöne Augen«, meinte Peabody – allmählich in ernster Sorge, da Eve immer noch reglos geradeaus sah – in beiläufigem Ton. »Zu schade, dass er ein solches Arschloch ist.« Keine Reaktion. »Aber Forenski ist echt süß«, fuhr Peabody fort. »Er ist nicht fest liiert, oder?«
»Ich stecke meine Nase nicht in die Privatleben meiner Kollegen«, raunzte Eve und stürmte aus dem Lift in die Garage.
»In meins schon«, murmelte Peabody erbost, wartete, bis Eve den Wagen aufgeschlossen hatte und stieg auf der Beifahrerseite ein. »Soll ich ein Ziel eingeben, Madam, oder ist es eine Überraschung?« Statt zu antworten, legte Eve zu ihrer Überraschung jedoch wortlos den Kopf gegen den Lenker. »He, ist alles okay? Was ist los, Dallas?«
»Geben Sie als Ziel mein Büro zu Hause ein.« Eve richtete sich wieder auf und atmete tief durch. »Ich werde Ihnen unterwegs alles erklären. Sämtliche Informationen, die Sie im Rahmen dieser Ermittlungen bekommen, gelten als streng vertraulich.« Eve lenkte den Wagen aus der Garage auf die Straße. »Außer mit mir und dem Commander dürfen Sie mit niemandem über die Sache sprechen.«
»Sehr wohl, Madam.« Peabody schluckte. »Es geht um was Internes. Es geht um einen von uns.«
»Ja. Gott verdammt. Es geht um einen von uns.«
Ihr heimischer Computer war deutlich weniger exzentrisch als die Kiste im Büro. Dafür hatte Roarke gesorgt. Die Daten rollten geschmeidig über den Bildschirm.
»Detective Marion Burns. Sie arbeitet seit acht Monaten undercover als Thekerin im Athame.« Eve spitzte ihre Lippen. »Burns. Die kenne ich gar nicht.«
»Ich kenne sie flüchtig.« Peabody rückte ihren Stuhl etwas dichter an den Monitor heran. »Ich habe sie kennen gelernt, als ich… Sie wissen schon, während der Sache mit Casto. Sie erschien mir wie der grundsolide, einzig auf ihren Job bedachte Typ. Wenn ich mich recht entsinne, ist ihre Familie mit ihr bereits in der dritten
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