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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arcana Moon
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Im selben Augenblick bohrten sich die spitzen Krallen des Herzogs in ihre Schulter und wollten sie zurückzerren. Doch als wäre ein Unterdruck entstanden, wurde sie durch die Tür gezogen. Dürre Äste peitschten ihr ins Gesicht und hinterließen kleine Wunden. Laub legte sich auf ihr Dekolleté. Fledermäuse flatterten auf und verfingen sich in ihrem Haar. Celice kreischte. 
    Der Herzog brüllte noch immer. Er konnte die Schwelle aus irgendeinem Grund nicht übertreten. „Celice, Celice! Kommt zurück! Ihr wisst ja nicht, was Ihr getan habt! Mein Gott!“ 
    Alles war besser als mit diesem Scheusal verheiratet zu sein. Die Panik in seiner Stimme machte sie dennoch ein wenig unruhig. „Ich warne Euch, Ihr habt kein Recht, sie mir zu nehmen! Sie gehört mir! Nur mir! Verfluchter! Gebt mir meine Braut zurück!“ 
    Mit wem redete er? 
    Celice zuckte zusammen, als es hinter ihr krachte. Nur noch ein dumpfes Schlagen gegen Holz war zu hören. Sie fühlte Blut von ihrer Schulter rinnen und ein Brennen breitete sich von der Wunde aus. Ja, sie war entkommen. Doch was würde sie nun erwarten?

    Eine Tür knallte. Die Lehne des Stuhls federte zurück. Noch im Halbschlaf versuchte Celice etwas zu erkennen. Auf dem Tisch direkt vor ihr funkelte etwas. Es war der Ring. Sein Herz strahlte ihr entgegen. Ein Dolch stieß in ihre Eingeweide. Hing er nicht erst vor wenigen Minuten noch an der Hand dieser Schnepfe aus dem Druck?
    Im ersten Moment erwartete sie, dass sie in Tränen ausbrechen würde. Doch stattdessen starrte sie nur darauf, als wäre er eine Illusion, eine Hoffnung, die verschwindet, wenn man sie berührt. Celice zuckte zurück, als das kalte Metall des Schmuckstücks zur Realität wurde. Sie nahm ihn auf, drehte ihn zwischen ihren Fingern. Betrachtete seine Rankenverzierung, das Herz, das in vielen Farben zu schimmern schien. Er war es tatsächlich!
    Ihr Blick blieb auf einer rötlichen Nuance im Regenbogen hängen. Die Verfärbung wurde größer, verschlang das Leuchten des Steins, bis es die ganze Umgebung eingefärbt hatte. Celice ließ den Ring fallen. Das Klirren verhallte in einem langen Echo und steigerte sich schließlich zu einem Laut, als würde jemand eine Gabel über eine Schultafel ziehen. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz. Was war das nur? 
    Plötzlich war Stille.

    „Am Anfang ist alles dunkel“, flüsterte eine verzerrte Stimme. Vor ihr erschien ein dunkelbrauner Tisch mit Schnitzereien am Gestell, die wie tanzende orientalische Mädchen aussahen. Darauf befand sich ein goldener Kelch, der mit Saphiren, Rubinen und Topassteinen verziert war. Und in diesem Becher befand sich eine Flüssigkeit. War es Wein? Es roch nach Nelken und Sternanis. Sie trat vor den Tisch und griff nach dem Becher, denn es dürstete sie nach dem, was sich darin befand. Doch der Kelch entzog sich ihr und fiel um. Was herausfloss, war Blut!
    Die Tänzerinnen wurden lebendig, ihre Augen funkelten auf wie Granate. Sie lächelten mit Zähnen wie angespitzte Pfähle und ihre Münder schluckten gierig den herabtropfenden Lebenssaft. Die Figuren lösten sich aus dem Holz und kletterten auf die Tischplatte, wo sie sich verzückt in dem roten Teich wälzten. Eine Gestalt mit einem Kopfschmuck aus Federn erhob sich von ihrem Bad und lief auf die Tischkante zu. Dies war wohl die Königin. Auf allen Teilen ihres Körpers hatte man Schriftzeichen eingebrannt, von denen Celice nur ein Hexagramm und die Triskele kannte. Desweiteren sah sie noch ein Zeichen, das wie ein Rad aussah und eines, das wie zwei Wirbel wirkte, die miteinander verbunden waren. Das Wesen erhob seine Hand und winkte. 
    Celice zögerte. Was hatte die Königin mit ihr vor?
    Die Granataugen der Figur glühten auf und plötzlich setzte Celice einen Fuß vor den anderen. Ihre Atemzüge klangen als würde sie Luft durch einen Strohhalm holen. Sie fühlte sich, als hätte man ihr ein Beruhigungsmittel injiziert. Selbst ihr Denken wurde abgestellt. Wie von selbst erhob sich ihr Arm. Als ihre Fingerspitzen die Hand der kleinen Holzfigur berührten, zückte diese einen Dolch und stach zu. Augenblicklich fühlte sich Celice, als habe man ihr etwas aus dem Herzen gerissen. Als sich das herausquellende Blut mit dem auf dem Tisch vermischte, hörte sie ein tiefes Seufzen. Das dunkle Rot wandelte sich in ein leuchtendes. Die Figuren kreischten auf und liefen auf der Platte hin und her. Sie kletterten an den Seiten hinab, um wieder eins mit dem Tisch zu werden. Nur die

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