Der Kuss des Lustdämons
Königin lächelte sie weiterhin mit ihrem blutigen Antlitz an.
„Seid willkommen in meinem Reich. Ich hoffe, mein Empfangskomitee gefällt Euch“, drang eine verzerrte Stimme aus dem Mund der Holzfigur.
Celice atmete stockend ein. Egal was sie auch versuchte, sie blieb wie erstarrt in der Bewegung stehen. Erneut begann Blut aus dem Kelch zu sickern und hüllte den gesamten Tisch wie eine Decke ein. Als es den Rand erreicht hatte, stürzten neonrote Wasserfälle hinab. Die Königin ging in blauen Flammen auf. Ein quietschendes Schreien drang aus ihrem Mund. Schließlich brannte der Tisch. Im selben Moment konnte sich Celice wieder bewegen. Schnell zog sie ihre Hand zurück, bevor das Feuer sie erreichen konnte. Seltsamerweise war es genauso kalt, wie sie sich fühlte.
„Euer Herzschlag ist wie eine Pauke in meinen Ohren“, sagte eine männliche Stimme in dem Moment. Das Licht vom Tisch erlosch und Dunkel kehrte ein. Ein Lachen erklang. „Ihr braucht nicht zurückzuweichen. Ich bin überall. Jeder Atemzug zieht mich in Euch hinein.“
Wer war er? Aber vor allem wo war er?
„Ihr seid hübsch. Viel hübscher als all die anderen, die der Herzog sonst in seinen Gemächern empfangen hat. Wie kann eine junge Dame wie Ihr nur einem solchen Widerling zu Füßen liegen? Aber vielleicht ist es ja die Gier nach Macht und Prunk. Welche Verschwendung!“ Seine Stimme wurde zu einem Raunen.
„Ich bin nicht seine Mätresse! Ich verbitte mir solche Unterstellungen!“, begehrte Celice auf. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?
„Nicht? Was seid Ihr dann, schönes Mädchen? Was sucht Ihr hier in diesem Haus? Ihr scheint mir zu alt, die Tochter dieses Tropfes zu sein.“
Celice verspürte einen Windzug an ihrem rechten Ohr vorbeistreichen. Sie drehte ihr Gesicht in die Richtung und biss sich auf die Unterlippe.
„Warum so verschüchtert, meine Schöne? Eure Angst hat nun kein Antlitz mehr!“
„Meine Angst? Was meint Ihr damit?“
Ein Luftzug ließ ihr Haar wehen.
„Ich rieche den Duft der Furcht. Er gräbt sich durch meinen Lunge und durchströmt mich wie ein Rauschmittel. Schenkt mir nicht zu viel davon. Es könnte Lust auf mehr erwecken.“
Celice trat einige Schritte zurück und versuchte hinter dem Rücken zu ertasten, ob sich irgendwo eine weitere Tür befand. Doch da blieb nur das große Nichts. Wer immer er auch war, sie war ihm ausgeliefert. Furcht stieg in ihr auf.
„Wer die Grenzen in mein Reich übertritt, der gehört mir! So wie es seit Jahrhunderten der Pakt zwischen uns ist. Der Alte hat immer wie ein Schießhund aufgepasst. Ihr seid die Erste seit vielen hundert Jahren, die den Weg zu mir gefunden hat.“ Seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung.
„Seit Hunderten von Jahren? Wie ist das möglich?“
„Nun, der Herzog ist einer, der seine Seele an den Teufel verkauft hat, wie man sagt. Seit Ewigkeiten haust er in diesem heruntergekommenen Anwesen. Niemand will mit ihm etwas zu tun haben. Er ist ein Dämon. Und ich sehe, er hat Euch gezeichnet.“ Sie blickte auf ihre blutverkrustete Schulter. Vorsichtig hob sie die Fetzen an und zischte, als es zog und brannte.
„Seine Hoheit sagte mir, mein Vater hätte mich ihm versprochen.“
Der Fremde lachte auf. „Ach ja, die ewige Lüge. Glaubt mir, Euer Vater ist längst tot. In der Morgenstunde zeigt der Herzog mit Vorliebe sein wahres Antlitz, das eines Schlächters und Kannibalen. Des Nächtens ist er Edelmann, der mit seiner holden Braut zu Abend speist. Während es ihn schon danach gelüstet, in der Hochzeitsnacht von ihrem Fleisch zu kosten!“
„Woher wisst Ihr das alles?“ Celice umschlang mit den Armen ihre Taille. Irgendwie hatte sie eine Ahnung, dass die Antwort ihr alles andere als gefallen würde. Ein Frösteln zog über ihren Rücken.
„Nun, ich bin derjenige, der dem Herzog das ewige Leben gab.“
„Ihr seid der Teufel?“ Sie tat ein paar Schritte zurück.
„Ich sagte, dass ich ihm Unsterblichkeit gab. Aber bin ich deswegen ein Teufel?“
Celice runzelte die Stirn.
„Wer seid Ihr dann?“ Wollte sie das wirklich wissen?
„Ihr kennt mich doch längst! Wir trafen uns in einer anderen Zeit, in einer anderen Welt.“
Der Mann wusste offensichtlich genau, was Frauen hören wollen.
„Ihr seid also ein Romantiker! Ich wüsste nicht, dass ich jemanden wie Euch jemals getroffen hätte.“ Ihre Stimme bekam einen verführerischen Klang.
„Vielleicht nicht in diesem Traum, meine Schöne.“ Sie
Weitere Kostenlose Bücher