Der Kuss des Lustdämons
neben dem Herzog hier. Wenn Ihr mich morgens angekleidet und frisiert habt, müsst Ihr das Haus bewirtschaften. Ich sitze den ganzen Tag in meinem Gemach, das mit den zugenagelten Fenstern und zerrissenen Vorhängen wie ein Kellerloch anmutet. In jeder Ecke flüstert der Wind.“ Celice drehte sich im Halbkreis.
„Bitte, Miss, Ihr bringt uns beide in Schwierigkeiten.“ Er wimmerte regelrecht.
„Seht Euch doch um, das ist kein Schloss, sondern eine Bruchbude. Vermutlich würde ich durch das morsche Holz stoßen, wenn ich auf Wanderschaft ginge. Ich wurde als freier Mensch geboren und wünsche auch weiterhin frei leben zu können. Stattdessen höre ich immer nur Verbote, Verbote. Als wäre ich eine Gefangene!“
„Miss, Euer Vater wünscht , dass Ihr einige Monate hier verweilt, bis er seine Geschäfte wieder in Ordnung gebracht hat.“
Sie lachte spöttisch auf.
„Mein Vater wünscht. Er hat mich verkauft, das hat er getan! Die Zeit hier scheint stillzustehen und alles wie im eisigen Grabe zu schlafen. Als wäre der Herzog der Tod persönlich.“
Der Diener packte sie am Arm. Sie unterdrückte einen Aufschrei.
„Miss, beruhigt Euch. Ich meine es nur gut! Er wird Euch fürchterlich bestrafen.“
„Pah! Mich bestrafen? Was ist dies hier, wenn es keine Strafe? Man hat mich lebendig begraben! Der ach so feine Herzog ist ja selbst ein großes Mysterium. Er bestellt mich zu seiner Beschäftigung und dann sitzt er nur zu Abend mit mir an einem Tisch? Was sind das für Sitten? Hat er denn gar keine Manieren?“ Ihre Stimme wurde schrill und sie stampfte mit einer Stiefelette auf. Ein dumpfes Krachen auf hölzernem Boden war die Folge.
„Wir können ja auch auf das Essen verzichten, wenn Ihr wollt, Prinzessin“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Sie wandte sich mit einem abschätzigen Blick um.
„Euer Hoheit!“ Der alte Diener verbeugte sich tief.
„Du kannst gehen, Heinrich. Ich werde mich um unseren Gast persönlich kümmern.“ Der Herzog machte eine wedelnde Handbewegung und der alte Mann ging mit gebeugtem Rücken ein paar Schritte zurück. Dann erhob er sich und wackelte die knarrende Treppe hinauf.
Der Herzog war nur einen halben Kopf größer als Celice und kam wie ein Fass auf sie zugetreten. Lange lockige braune Haare, Schnurrbart, ein rundes Gesicht, aus dem zwei bösartige braune Augen blitzten. Er war in einen weinroten Morgenmantel und mit schwarzen Pantoffeln gekleidet. Genüsslich zog er an seiner Pfeife.
Was für Sauerkohlstampfer, dachte Celice, als sie seine Beine betrachtete. Sie kräuselte ihre Lippen, als er neben ihr stehenblieb.
„Ich liebe die Wut in Eurem Blick, meine Schöne.“ Sein Atem roch nach Rauch und Alkohol. Er griff ihr in die Locken.
Celice erhob ihre Hände, als wolle sie ihr Haar retten. „Ich würde es begrüßen, jetzt in mein Gemach zurückkehren zu dürfen.“ Sie blickte ihn hochmütig an.
„Ach? Auf einmal ist Euch das, wie sagtet Ihr, Gefängnis, lieber als meine Gesellschaft?“ Er hauchte ihr direkt ins Gesicht.
Angeekelt wandte sich Celice von ihm ab. „Ihr lasst mich hier den ganzen Tag allein und wagt es dann, betrunken vor mir zu erscheinen? Was für ein Unmensch seid Ihr nur?“ Sie ballte einen Hand zur Faust.
„Eure Schmeicheleien bewirken bei mir gar nichts, meine Teure. Wisst Ihr nicht, welch glorreicher Tag heute ist? Der Tag unserer Vermählung!“ Er gestikulierte mit einer Hand.
„Was?“ Sie erbleichte. Ihr Herzschlag raste bis unter die Schädeldecke. Das durfte nicht sein! Nein! Vergeblich versuchte sie, ihre Fassung wiederzufinden.
„Oh! Angst steht Euch ebenfalls sehr gut. Ja, Euer Vater hatte Recht. Es ist wirklich entzückend, Euch zur Gesellschaft zu haben.“ Er klatschte vergnügt in die Hände und während er lachte, bebten seine Massen. „Ich war gerade dabei, meine Morgentoilette zu begehen. Für diesen feierlichen Tag muss ich doch besonders gut aussehen.“ Mit seinen goldbehangenen Fingern fasste er ihr an den Bauch.
Sie zuckte zurück.
„Nehmt Eure Finger weg!“ Sie schlug ihm auf die Hand. Was erlaubte sich dieser Mensch?
Der Herzog lachte schallend.
„Schon heute Abend, meine Teure, wird all dies mir gehören! Man sagt, eine Frau mit breiten Hüften wäre gebärkräftig.“
Celices Haltung versteifte sich und sie sah ihn mit großen Augen an.
„Nun schaut nicht so erschrocken. Freut Euch, eine solch gute Verbindung wie mit mir einzugehen. Unsere Kinder werden Geschichte
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