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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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schaute zwischen den Büschen zu ihr herauf, dann duckte sich die Gestalt. War das etwa Emma?
    Jane ließ Vincent in der Obhut der Kinderfrau und eilte nach unten, um herauszufinden, was passiert war.
     
    Irgendetwas bewegte sich in der Nacht und weckte sie. Im Halbschlaf stand sie aus ihrem Bett auf und ging instinktiv zur Wiege ihres Sohns hinüber. Ihre Hände suchten nach ihm zwischen den Decken und wurden panisch, als sie feststellen mussten, dass er nicht da war. Schlagartig hellwach, fuhr sie mit den Handflächen über Laken, die von Vincents kleinem Körper noch warm waren.
    »Sie ist aufgewacht«, sagte eine Stimme.
    Jane wirbelte herum. Ihre Augen machten im Halbdunkel schnell die Umrisse zweier Frauen aus. Sie hatte gewusst, dass Izabel zurückkehren würde, aber nicht gedacht, dass sie es so rasch täte. Schon gar nicht mitten in der Nacht. Und mit Verstärkung.
    »Was habt ihr mit Vincent gemacht?«, wollte Jane wissen.
    »Er ist bei Signora Bich«, sagte die andere – Signora Nesta. »Er ist ein richtiger Schatz. Hat kaum gemeckert, als sie ihn geholt hat.«
    »Signore Faunus!«, rief Jane in Richtung Flur.
    »Also, der war ein ganz anderer Fall«, beschwerte sich Signora Nesta. »Hat sich ganz schön gewehrt, bis wir ihm schließlich eins über den Schädel gegeben und ihn gefesselt haben.«
    In Janes Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ihr Kind war entführt, ihre Wache übermannt. Bis zu Nicks Rückkehr in der kommenden Nacht oder Raines Rückkehr von seinen Reisen blieb ihr nur Lyon als ferner Beschützer. Nick hatte sie gebeten, ihn bei der kleinsten Sorge kommen zu lassen, aber sie war ohne Signore Faunus oder andere Diener nicht dazu in der Lage.
    Eine Kerze wurde angezündet. Die Anspannung in ihr nahm zu. Sie musste einen Vorwand finden, sie hinaus in den Flur zu locken, bevor sie –
    Sie ging zur Tür. »Bring mich zu Vincent. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass es ihm gutgeht, können wir darüber reden, weshalb du hergekommen bist.«
    Izabel schnippte mit den Fingern, und Signora Nesta eilte herbei, um Jane den Weg zur Tür zu versperren.
    Ihr Plan war vereitelt, Jane wirbelte zu Izabel herum. »Was versprichst du dir davon, meinen Sohn zu stehlen?«
    »Du hast dir etwas genommen, das mir gehört«, sagte Izabel. »Da ist es nur gerecht, dass ich mir etwas vor dir nehme.«
    »Ein fairer Tausch«, stimmte Signora Nesta zu. »Vincent gegen Emma.«
    »Wo ist sie überhaupt?«, fragte Izabel. »Emma!«
    »Tante?« Emma setzte sich im Bett auf, das sie sich mit Jane geteilt hatte. Sie versank geradezu in einem von Nicks Hemden und sah jünger aus, als sie war, schutzlos.
    »Da bist du ja, Liebes«, sagte Izabel.
    Emma umschlang schuldbewusst ihre Knie. »Sei nicht wütend auf Jane. Ich bin heute früh heimlich hierhergekommen, als blinder Passagier auf der Rückseite deiner Kutsche. Sie wusste nicht, dass ich kommen würde.«
    »Steh jetzt auf. Bist doch ein braves Mädchen«, sagte Signora Nesta und scheuchte sie aus dem Bett.
    »Ich bin kein Baby«, meinte Emma. »Sprecht bitte nicht mit mir, als wäre ich eines.«
    Signora Nestas Blick durchdrang das Halbdunkel, um die mädchenhafte Kontur von Emmas reifendem Körper zu mustern. »Nein, mein Sohn wird sich freuen, dass du dich so gut entwickelst.«
    Emma riss die Augen auf. Sie sprang an Janes Seite, und Jane nahm sie schützend in den Arm.
    »Was will sie damit sagen?«, flüsterte Emma.
    »In weniger als drei Jahren wirst du meinen Sohn heiraten«, erklärte Signora Nesta.
    »Nein!«, hauchte Jane.
    »Ich kann mir selbst meinen Ehemann aussuchen, wenn ich heiraten möchte«, heulte Emma.
    Izabel ignorierte ihre Äußerungen. »Jane war Signore Nesta versprochen, hat dann aber einen anderen geheiratet«, erklärte sie Emma. »Die Ehre der Familie liegt auf deinen Schultern. Du musst den Platz deiner Schwester einnehmen.«
    »Aber er ist doppelt so alt wie sie! Sie ist doch erst dreizehn«, protestierte Jane.
    Signora Nesta zuckte mit den Schultern. »Er wird sich weiter mit Huren die Zeit vertreiben, bis sie so weit ist.«
    Die Tür zu Nicks Schlafzimmer öffnete sich. Alle Augen wandten sich dorthin und sahen Signora Ricco ins Zimmer treten.
    »Ich finde es nicht«, sagte sie zu Izabel.
    Izabel verbiss sich einen Fluch, dann packte sie ihre beiden Nichten am Oberarm und zerrte sie zu Nicks Schlafzimmer.
    »Zeig mir das geheime Zimmer«, zischte sie und stieß sie beinahe in den Raum.
    »Was?«, fragte Jane.
    Izabel ohrfeigte sie.

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