Der Kuss des Satyrs
ließ sie das Gesicht auf das Kissen sinken. »O Nick! Wir verlieren unser Baby.«
»Was?« Er klang abgelenkt. »Nein, Jane, ich kann dir versichern, dass alles seinen natürlichen Verlauf nimmt. Beruhige dich.«
Er säuberte sie von der merkwürdigen Flüssigkeit und schob die verschmutzte Bettdecke beiseite. Das Laken darunter war trocken. Er drehte sie auf den Rücken und schob ein Kissen unter ihre Hüfte. Dann spreizte er ihre Knie und kniete sich dazwischen. Ganz offensichtlich erwartete er, dass sie eine Fehlgeburt hatte, und er war bereit, ihr dabei zu helfen.
»Hast du so etwas schon einmal gemacht?«, fragte sie.
Er sah überrascht aus. »Natürlich nicht. Ich habe meinen Kindessamen noch keiner anderen gegeben als dir.«
Sie schaute ihm fragend ins Gesicht. Warum war er so ruhig? Er hatte sich mehr als alles andere einen Erben gewünscht, und jetzt waren sie drauf und dran, jegliche Hoffnung zu verlieren. Es ergab keinen Sinn.
Plötzlicher akuter Schmerz ergriff sie, und Nick zuckte bei ihrem Schrei zusammen. Eine schwere, faustähnliche Fülle wanderte von ihrem Bauch in ihren Tunnel und erstickte sie dabei nahezu vor Schmerz. Der Zwang zu pressen übermannte sie, und sie gab ihm mit aller Kraft nach. Als die Fülle sie verließ, schrie sie noch einmal. Dann brach sie zusammen, keuchend und erschöpft.
Nick stand vom Bett auf.
Jane legte sich einen Unterarm übers Gesicht. Sie war nicht bereit zu sehen, zu akzeptieren, was passiert war. Stille Tränen rannen von ihren Augenwinkeln über ihre Schläfen in ihr Haar. Das Baby war tot, und sie war daran schuld. Sie hätte sich Nick heute Nacht verweigern müssen. Sie hatte gewusst, dass Vollmond war – sie hätte sich vor ihm verstecken müssen.
Als ein fremdes Weinen sich mit ihrem vermischte, schaute sie ungläubig hoch.
Nicks Gesicht erschien undeutlich vor ihren Augen. Er sah … zufrieden aus. Und in seinen Armen lag – ein Baby! Ein lebendes, zappelndes Baby.
Sie stützte sich auf einen Ellenbogen, und ihre Hand wanderte zu ihrem flachen Bauch.
»Ist das unser Baby?«
Er lachte fröhlich. »Wessen sonst?«
Sie kämpfte sich hoch.
Er bedachte sie mit einem besorgten Blick. »Bleib liegen.«
Sie legte sich zurück aufs Kissen, streckte aber ihre Arme nach ihm aus. »Ist alles mit ihm … ihr in Ordnung? Lass mich sehen.«
»Wir haben einen Sohn, Jane«, sagte Nick voller Stolz. »Und er ist ganz und gar perfekt.«
Er brachte ihr das Kind und legte es in ihre Arme. Dann streckte er sich neben ihr auf der Matratze aus, um sie beide mit seiner Wärme zu umfangen.
Jane betrachtete das winzige Kind mit hellblonden Haaren und olivfarbenem Teint. Als es seine blauen Augen aufschlug, krampfte sich ihr Herz zusammen. »Ich verstehe das nicht. Wie konnte ich nach so kurzer Zeit ein gesundes Baby zur Welt bringen?«
»Das ist bei uns Satyren so üblich. Ein Kind wird in der einen Vollmondnacht gezeugt und bei Sonnenaufgang nach der folgenden Vollmondnacht geboren. Nur ein Monat Schwangerschaft ist den neun Monaten bei den Menschen doch vorzuziehen, nicht wahr?«
»Du hättest es mir sagen müssen«, murmelte Jane. Sie war zu müde, um wirklich verärgert zu sein.
»Das habe ich doch!«, protestierte er. »An jenem Morgen im Garten, als du empfangen hattest. Ich bin mir sicher.«
Sie erinnerte sich daran, dass sie nicht alles, was er an jenem Morgen gesagt hatte, mitbekommen hatte. »Du hast von mir erwartet, dass ich dir zuhöre? Mir war schlecht!« Ihre Lider flatterten, und sie gähnte. »Oh, ich kann nicht länger wach bleiben. Ich bin einfach zu müde.«
»Dann ruh dich aus.«
Sie schüttelte den Kopf und kämpfte gegen die Müdigkeit. »Es ist zu viel zu tun. Das Baby …«
»Schlaf ein, Jane. Es ist bei uns so üblich. Die Frau eines Satyrs übernimmt die Schwangerschaft und Geburt. Danach ist ihr Ehemann gefragt.«
Ihre Augen fielen zu. Sie hörte, wie er aufstand und geschäftig im Zimmer auf und ab ging. »Die Künstler, die die Vasen in deiner Bibliothek geschaffen haben, hatten also doch recht«, murmelte sie undeutlich. »Die Satyre haben zwei Phallusse und einen Schwanz.«
Nick gluckste. »Nur zu besonderen Anlässen. Und jetzt ruh dich aus und lass mich meine Arbeit machen.«
Aber sie hörte seine letzten Worte nicht mehr. Sie war eingeschlafen.
Nick lächelte liebevoll auf sie herab, als er das Kind in einem Becken badete. Satyr-Männer waren nach einer Geburt niemals müde, wohingegen ihre Frauen danach oft
Weitere Kostenlose Bücher