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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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essen.«
    »Ich kann’s gar nicht glauben, dass wir die Nacht in einem echten Schloss verbringen werden«, sagte Emma auf dem Weg nach unten.
    Als sie den Salon betraten, erhoben sich Nicholas und Lyon von ihren Stühlen. Lyon, der die letzten Worte ihrer Unterhaltung mitgehört hatte, fragte: »Ich hoffe, Ihr könnt ungestört schlafen. Hat Nick Euch bereits von den Gespenstern erzählt, die in unseren Kastellen hausen?«
    Emma war sofort wie gefangen. »Es gibt Gespenster?«
    Lyon nickte, während Nicholas den Kopf schüttelte.
    »Natürlich gibt es welche«, sagte Lyon. »Wenigstens in meinem Schloss. Wenn Ihr hier keinem begegnet, müsst Ihr unbedingt zu mir kommen.«
    »Gibt es hier wirklich Gespenster?«, fragte Emma Jane.
    Nicholas antwortete an ihrer Stelle. »Nur wenn Ihr den Märchen glaubt, die die Bauern sich hier in der Gegend erzählen. Lyon tut das offenbar.«
    Lyon warf Emma einen verschwörerischen Blick zu. »Die einfachen Leute haben einen Sinn für so etwas.«
    »Es gibt unzählige Geschichten«, erklärte Nicholas. »Aber in dreißig Jahren habe ich kein einziges Gespenst zu Gesicht bekommen.«
    »Worüber sprecht Ihr?«, fragte Izabel, die in diesem Moment mit Janes Vater den Salon betrat.
    »Über Gespenster«, sagte Emma.
    »Die gibt es nicht«, sagte Signore Cova auf dem Weg zum Servierwagen.
    »Da möchte ich widersprechen«, sagte Lyon. »Unsere bescheidenen Ländereien waren über die Jahre Zeugen vieler Auseinandersetzungen, die bedauerlicherweise zu zahlreichen Todesfällen geführt haben. Unsere Vorfahren kämpften gegen die Sienesen und Florentiner und andere, die versuchten, hier Fuß zu fassen. Und auf der persönlichen Ebene: Unsere Urururgroßmutter wurde geköpft und soll seitdem mit ihrer Tiara in der Hand auf der Suche nach ihrem Kopf durchs Treppenhaus geistern.«
    »Wie schrecklich«, sagte Izabel.
    Jane erschauerte.
    Emma biss sich auf die Unterlippe und blickte ängstlich zur Treppe.
    »Vielleicht sollten wir besser das Gesprächsthema wechseln«, schlug Nicholas vor.
    Izabel musterte ihn. »Gern. Darf ich bemerken, wie gut Ihr ausseht? Die Ehe scheint Euch zu bekommen.«
    »Danke.« Nicholas nippte an seinem Glas mit trockenem Weißwein und bedachte seinen Bruder mit ebenso trockenem Humor. »Auch Lyon hofft, bald in den Stand der Ehe zu treten, nicht wahr, Bruder?«
    Lyon erwiderte Nicholas’ Blick mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen.
    Jane spürte, dass die Brüder den anderen Anwesenden etwas verheimlichten.
    »Noch eine Hochzeit? Und so bald?«, fragte Izabel. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien sie nicht erfreut.
    Lyon spießte ein Hors d’œuvre mit der Gabel auf. »Lasst uns über etwas anderes sprechen. Zum Beispiel übers Essen.« Am folgenden Abend entschuldigten sich Lyon und Nick aus geschäftlichen Gründen frühzeitig von der Dinnertafel und ließen Jane und ihre Familie allein zurück.
    Raine war am späten Nachmittag aus Paris eingetroffen und traf seine Brüder bei Sonnenuntergang am Versammlungsort im Wald. Zusammen tranken sie von ihrem eigenen Wein und bereiteten sich so auf das bevorstehende Ritual vor.
    »Ich bringe Neuigkeiten aus dem Norden. Die Ursache für die Seuche steht fest«, erzählte Raine ohne Vorrede.
    Nick und Lyon warteten gespannt.
    »Die Krankheit, die die Reben befällt, heißt Phylloxera. Sie wird durch eine Reblaus ausgelöst, die kürzlich auf einer amerikanischen Pflanze nach Europa gebracht wurde«, fuhr er fort.
    »Eine solche Seuche könnte über die Stiefel oder Hände eines Arbeiters leicht auch in unsere Weinberge gelangen«, sagte Nick.
    »Es ist gerade sehr gefährlich. Wir können es uns nicht leisten, dass der Schutzwall durch Raines wochenlange Abwesenheit geschwächt wird«, gab Lyon zu bedenken. »Ich schlage deshalb vor, dass Raine und ich unsere Brautsuche verschieben, bis ein Mittel gegen die Krankheit gefunden wurde.«
    Nick rollte den Stiel seines Weinglases zwischen zwei Fingern hin und her. »Glaub nicht, dass du deinem Schicksal so leicht entgehst, Bruder.«
    Raine blickte düster drein. »Nick hat recht, Lyon. Diese Seuche könnte jahrelang wüten, und Feydons Töchter wären weiterhin in Gefahr.«
    »Da wir gerade davon sprechen: Hast du es geschafft, das zweite Feenhalbblut aufzuspüren?«, fragte Nick.
    Raine schüttelte den Kopf. »Es ist sehr schwierig.«
    »Für Nick war es ganz einfach«, bemerkte Lyon.
    »Ich habe den Eindruck, dass es mir deshalb so schwerfallen könnte, weil

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