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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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ich nicht für die Tochter in Paris bestimmt bin«, sagte Raine und sah Lyon an. »Was würdest du dazu sagen, wenn ich mein Glück in Venedig versuche und du übernimmst Paris?«
    Lyon zuckte die Achseln. »Ich kenne keine von ihnen. Von mir aus kannst du sie beide haben.«
    »Das wohl kaum«, sagte Nick.
    »Dann ist es also beschlossene Sache«, sagte Raine. Er sah erleichtert aus. »Morgen mache ich mich auf den Weg nach Venedig.«
    Sie hoben die Gläser und prosteten dem steinernen Gott zu, der über ihnen wachte. Gemeinsam führten sie die uralten Rituale aus, die den Schutzwall um ihre Ländereien stärkten und ihre Geheimnisse im Verborgenen hielten.
    Wenig später fiel der Schein des Vollmonds auf sie, und sie streiften ihre Hemden und Hosen ab, die vergoldeten Kelche entglitten ihren Händen und fielen auf das weiche Moos, blutroter Wein tränkte den Boden.
    Sie schauten auf, wandten ihre Gesichter dem Mondenschein zu und tranken seine Kraft. Dann beugten sie ihre muskulösen Rücken und breiteten im Bittgebet die starken Arme aus.
    Nicks Gedanken wurden frei von allen irdischen Sorgen, als die Veränderung ihn erfasste und unerträgliche Lust und Qual zugleich mit sich brachte. Er krümmte sich zusammen, als sein zweiter Penis aus seinem Unterleib wuchs.
    Jetzt waren sie am verwundbarsten, und Menschen waren nahebei. Er musste sich darauf verlassen, dass der Wald sie während der langen Stunden bis zum Morgengrauen vor Außenstehenden schützte. Es war sein letzter zusammenhängender Gedanke, bevor er von den Geschehnissen der Nacht übermannt wurde.
     
    In einiger Entfernung schlich jemand unbemerkt näher her an, um besser sehen zu können. Der Wald hieß die Gestalt zunächst willkommen, weil er in ihr eine Anhängerin des Bacchus erkannte. Gespannt betrachtete sie das hemmungslose Treiben auf der geweihten Lichtung.
    Ihre Augen funkelten beim Anblick der Satyre, wie sie wild mit den heraufbeschworenen Frauen kopulierten. In ihrer Verfassung würden sie jede verfügbare Frau nehmen. Sie könnten in dieser Nacht ein Kind zeugen – eines mit Satyrblut in den Adern! Sie machte einen Schritt vor und fing an, ihre Kleider abzulegen.
    Aber der Wald witterte ihre Schlechtigkeit und mobilisierte alle Kräfte, um sie fernzuhalten. Insekten bissen und stachen sie, Dornenranken legten sich um ihre zarten Knöchel. Zweige neigten sich ihr entgegen und schlugen nach ihr.
    Zurück!,
warnten sie.
    Verzweifelt kämpfte sie lange Minuten dagegen an, doch der Wald war zu stark, sie musste gehen.
    Was sie gesehen hatte, hatte sie erregt, und heute Nacht würde sie ihren Stiefbruder zwischen den Schenkeln brauchen.
     
    Nick war niemand, der gern herumschlich, aber genau das tat er, als er in den frühen Morgenstunden ins Kastell zurückkehrte. Er hätte in der vergangenen Nacht in Janes Bett sein können, hätte ihr seinen Samen geben können statt den Nebel nymphen, wenn sie nicht Besuch gehabt hätten.
    Nächsten Monat, vertröstete er sich. Beim nächsten Vollmond würde ihn nichts davon abhalten, ihr ein Kind zu machen.
    Er eilte die Treppe hinauf und machte sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer. Als er das Geräusch vorsichtiger Schritte vernahm, schlüpfte er in eine Nische.
    Von dort beobachtete er, wie ein derangierter Signore Cova barfuß den Flur hinuntertrottete. Sein Haar stand nach allen Seiten ab, und er trug einen verkrumpelten Morgenrock. Nick sah in die Richtung, aus der er kam. Izabels Schlafzimmer.
    Es konnte nur einen Grund für dieses nächtliche Treffen von Stiefbruder und Stiefschwester geben. Interessant. Derartige kleine Sünden wider die Natur ließen ihn unberührt, aber er fragte sich, ob Jane über die Art des Verhältnisses zwischen ihrem Vater und ihrer Tante Bescheid wusste. Wahrscheinlich nicht.
    Er ging ein paar Schritte den Flur hinunter und sah sich plötzlich der jüngeren Schwester gegenüber. Sie versteckte sich hinter ihm und starrte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Er folgte ihrem Blick, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
    »Noch ein Wanderer«, murmelte er.
    »Ich … ich suche nach J-Jane«, flüsterte Emma. »Ich … ich m-muss ihr etwas er-erzählen!« Sie brach in Tränen aus und schlang die Arme um seine Mitte.
    Ein Instinkt latenter Fürsorge brachte Nick dazu, sie zu beruhigen. Er führte Emma ein Stückchen den Flur hinunter zu einem Stuhl. Ihre Hände waren klein und zeugten von ihrem Vertrauen, als sie sie in seine legte und von ihrer Angst

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