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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Tante ruhte. Ein undefinierbares Gefühl schwang zwischen ihnen, und der Blick ihrer Tante wurde grausam.
    Izabel legte tröstend ihre Hand auf Janes Arm. »Armes Ding. Wie kannst du nur das Wissen ertragen, dass er zu ihnen geht?«
    Mit einem Schlag wusste sie es. Diese Frauen und ihr Mann –
    Jane wurde erst rot und dann leichenblass.
    Wie ein Habicht nach einem saftigen Bissen stieß Signora Bich nieder und hackte auf ihrer Unwissenheit herum. »Oh! Vergebt uns!«, sagte sie, Sorge heuchelnd. »Ihr hattet keine Ahnung?«
    Jane musterte den Kreis von Frauen um sie herum. Sie hatten arglistig gesprochen und gehofft, dass sie sich zu einer Reaktion hinreißen ließ.
    »Es ist schändlich«, fügte Signora Bich hinzu und beobachtete sie gespannt.
    »Es ist nur natürlich«, entgegnete Signora Natoli. »Gott weiß, wir können einen Mann nicht so befriedigen wie diese Luder. Wer würde das schon wollen?«
    Ihre Stimmen schwirrten um sie herum, aber Jane starrte nur auf das Getümmel auf dem Tanzboden. Als das farbenfrohe Kaleidoskop aus Menschen schließlich vor ihr verschwamm, wusste sie, dass sie fliehen musste.
    Irgendwie brachte sie ein gelassenes Lächeln zustande. »Ihr müsst mich entschuldigen.«
    Sie rauschte hocherhobenen Hauptes aus dem Salon. Kaum durch die Tür, raffte sie die Röcke und rannte den Flur entlang. Ein Türgriff drehte sich in ihrer Hand, und sie schlüpfte in ein verlassenes Wohnzimmer. Erst hier erlaubte sie ihren Schultern, sich unter der Last des neuerworbenen Wissens zu beugen.
    Während sie geglaubt hatte, dass der eheliche Akt zwischen ihr und Nicholas etwas Sakrosanktes war, hielt er sich nicht nur eine, sondern sogar zwei Mätressen!
    Sie wischte sich Tränen aus dem Gesicht. Hatte sein Ehevertrag nicht auf ehelicher Treue bestanden? Jetzt, da sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass das nur von ihrer Seite verlangt wurde. Sein Verhalten war dadurch in keiner Weise eingeschränkt.
    Ihr Platz in seinem Leben, der ihr in den letzten Tagen siche rer erschienen war, war mit einem Mal wackelig und vorläufig.
    Und alles nur, weil ihr Mann
es
auch mit anderen Frauen machte. Er berührte sie, wie er sie berührte, lag nackt bei ihnen. Schlief mit ihnen. Fand seine Befriedigung an und in ihren Körpern.
    Ein Schrei formte sich in ihrem Hals, und sie unterdrückte ihn, indem sie sich die Faust vor den Mund presste. Sie rutschte an der Wand herunter, blieb in einem Berg aus Satin und Unterröcken auf dem Boden sitzen und stierte mit leerem Blick vor sich hin.
    Während sie gehofft hatte, dass sich ihre Beziehung mit der Zeit vertiefen würde, hatte Nicholas diese Möglichkeit offenbar niemals in Betracht gezogen. Bedeutete sie ihm überhaupt mehr als diese anderen Frauen?
    Wenn es keine Hoffnung gab, dass er sie jemals zu lieben lernte, würde sie niemals sicher bei ihm sein. Ihre Position in seinem Haushalt wäre niemals gesichert. Sie würde sich immer fühlen, als wäre sie in der Probezeit, niemals ein wirklicher Teil seiner Familie.
    Ihr Kopf sank in ihre Hände, und sie schluchzte leise und verzweifelt.
     
    »Ihr seid verstimmt?«, wollte Nicholas wissen, als sie in der Kutsche nach Hause fuhren.
    Dass er es bemerkt hatte, verwunderte sie nicht. Ihre Wangen waren vom Weinen ganz fleckig, und sie konnte ihre Gefühle nicht verbergen.
    Mit zitterndem Finger lüpfte sie eine Lamelle der Jalousie vor dem Kutschenfenster. »Ich habe beunruhigende Neuigkeiten erfahren«, gab sie zu.
    Sein Ton wurde scharf. »Welche Neuigkeiten?«
    Sie starrte blind durchs Fenster und zwang sich zu einem gelassenen Tonfall. »Dass mein Mann ein Schürzenjäger ist und sich Mätressen hält.«
    Als er nichts sagte, warf sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Nicholas zuckte müde mit den Schultern. »Wie ich sehe, waren die Katzen heute Nacht unterwegs und haben Eure Ohren mit Klatsch gefüllt.«
    »Stimmt es?«
    »Macht das einen Unterschied?«
    Schmerz wallte in ihr auf, vermischt mit Zorn. »Natürlich macht es einen Unterschied! Es hat sehr wehgetan, auf diese Art und Weise von Euren Mätressen zu erfahren.«
    Er machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Ich habe angenommen, Ihr wüsstet Bescheid.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Ihr habt angenommen, ich wüsste, dass Ihr Mätressen habt? Nehmt Ihr etwa auch an, dass ich männliche Liebhaber in meinem Wandschrank verstecke?«
    Er lächelte nachsichtig, machte sich aber nicht die Mühe zu antworten. Es war ihm egal, dass sie es wusste! Ja, er

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