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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Gebirgsbaches. Er ergab sich diesem leidenschaftlichen Taumel, eine wilde, animalische Lust überkam ihn, und als Konstanze die Beine um ihn schlang und er den weichen Stoff der Strümpfe an seinem Rücken und auf seinem Gesäß spürte, zuckten seine Lenden in unkontrollierter Begierde. Ihre schweißnassen Körper vereinigten sich in jugendlichem Ungestüm und einer Unschuld, die keine Sünde kannte.
    Für einige Minuten vergaß er seine Sorgen und ließ sich von Konstanze auf die Gipfel der Lust entführen, wo er sich willig einer berauschenden Bewusstlosigkeit ergab, die nach ihrem Körper schmeckte.
    *
    Es regnete in Strömen, als zwei in dicke Umhänge gehüllte Reiter dem Weg folgten, der vom Kloster St. Martin nach Nordosten führte. Der Schlamm spritzte unter den Hufen ihrer Pferde, und das Wasser tropfte aus ihren dicken Mänteln. Sie hatten sich Kapuzen über den Kopf gezogen, doch der Regen drang durch alle Fasern.
    Der Weg vor ihnen verengte sich. Durch das Grau des Regenschleiers war kaum etwas zu erkennen. Einer der Reiter hob die Hand, als vor ihnen an der Wegbiegung ein umgestürzter Wagen auftauchte. Sie zügelten ihre Pferde. Der Reiter schob seine Kapuze etwas aus dem Gesicht, und eine gebogene Raubvogelnase kam darunter zum Vorschein. Seine dunklen Augen blickten misstrauisch auf den Wagen und suchten dann die Umgebung ab.
    »Ob das ihr Wagen ist?«, fragte der andere Reiter, ein kleinerer buckliger Mann, und stieg von seinem Pferd.
    Missmutig zuckte de Cazeville mit den Schultern. »Möglich«, knurrte er.
    »Sehr gut möglich«, erwiderte der andere und hielt eine durchweichte, kunstvoll in Leder gebundene Bibel hoch. »Es sieht so aus, als hätte uns jemand die Arbeit abgenommen.«
    De Cazeville blickte sich wieder um. »Und wo sind die Leichen?«
    »Keine da«, antwortete der andere.
    »Dann such sie!«, herrschte de Cazeville ihn an.
    Doch so sehr sie sich auch bemühten, sie konnten keine Leichen und keine Gräber entdecken. Der Regen hatte alle Spuren verwischt.
    »Was nun? Kehren wir um?«
    De Cazeville schüttelte den Kopf. »Solange ich die Leiche nicht mit eigenen Augen gesehen habe, werde ich nicht ruhen.«
    Er stand wie ein knorriger Baum am Rand des Weges, und der Regen tropfte von seiner gebogenen Nase. Wenn sie noch lebte, dann würde er sie finden. Wenn sie noch lebte, dann brauchte er sie gar nicht zu suchen, dann brauchte er nur auf sie zu warten!
    Der andere blickte ihn voll Unbehagen von der Seite an. De Cazeville war ihm unheimlich. Andererseits hat er ihm viel Geld versprochen für eine kleine Gefälligkeit, die ihm ein Kinderspiel zu sein schien. Er sollte nur sein Diener sein. Belén grinste. Für die versprochene Belohnung würde er sogar seine Mutter umbringen. Und die Aussicht auf zwanzig Goldstücke ließ ihn auch den unangenehmen Regen vergessen.

Drittes Kapitel
    Isabella stand ergriffen im Prunksaal der herzöglichen Burg und hielt Mathildas Hand. »Du hattest recht«, flüsterte sie unter Tränen. »Es sind Heilige!« Sie blickte sich in dem hohen, bis an die Decke mit dunklem Holz getäfelten Saal um. Die Täfelung bestand aus einzelnen Quadraten, in deren Mitte wiederum ein Kreis mit dem bunten Bildnis eines Heiligen war. Die goldenen Heiligenscheine verliehen dem Saal die Aura einer Kirche.
    Die Säulen, die das mächtige gebogene Gewölbe trugen, waren weiß verputzt und mit rostroten Zackenlinien verziert. Der Boden bestand aus großen, glatt geschliffenen Steinplatten. Über die gesamte Länge des Saales erstreckte sich eine Tafel, ein kürzerer Tisch stand am oberen Ende quer dazu. Hohe Lehnstühle reihten sich entlang der Tafel, im unteren Teil wurden sie durch einfache Holzbänke abgelöst. Helles Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster. In den schräg einfallenden Strahlen tanzten feine Staubkörnchen. Eine kleine Katze kratzte in der Asche des großen Kamins, der sich an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand befand, und verrichtete mit weltentrückter Andacht ihr Geschäft darin.
    Mathilda zupfte an Isabellas Ärmel und riss sie aus ihrer Versunkenheit.
    »Wir müssen zum Empfang, Hoheit«, mahnte sie leise.
    »Ach ja!« Sie wäre gern noch allein durch die Burg ihres Vaters gewandelt, hätte in alten Erinnerungen geschwelgt und die Stätten ihrer Kindheit aufgesucht, wo sie ihre Zeit am liebsten verbracht hatte: im kleinen Rosengarten, am Brunnenhäuschen, in der Weinlaube oder in der großen Schlossküche mit den vielen verlockenden

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