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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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»Du bist hübsch, Konstanze«, bestätigte Martin. »Mit und ohne Kleid!«
    Konstanze errötete und schlug die Augen nieder. Aber sie lächelte erfreut, und Martin zog sie in die Arme. »Trag es, wenn es dir gefällt!«
    Trällernd hüpfte sie vor ihm her die Treppe hinunter auf den Burghof, wo es allmählich zu lautstarken Streitereien um die Beute kam.
    Martin pfiff scharf durch die Finger. »Wenn ihr euch streitet, schließe ich alles weg!«, rief er und drohte hinunter. »Diesmal war eben nur was für die Frauen dabei. Und die Lebensmittel bekommt Mutter Agnes in die Küche! Sie verteilt sie wenigstens gerecht!«
    Auf den knurrenden Protest achtete Martin nicht mehr. Er musste die Leute bei Laune halten. Seine Augen suchten Konstanze. Ein Schatten legte sich über sein Gesicht, als er an Konstanzes grausames Schicksal dachte. Wenigstens etwas konnte er wiedergutmachen, indem er mit ihr Tisch und Bett und all seine Gefühle teilte. Konstanze war lieb und dankbar und ihm treu ergeben. Und sie liebte ihn! Er bedachte sie mit einem zärtlichen Blick. Dann wandte er sich zu seinem Freund Rudolf um. Er blickte ihm fest in die Augen. »Wir werden es schaffen, Rudolf, das verspreche ich dir!«
    »Es ist gut, dass du wieder an dich glaubst«, erwiderte der dunkelhaarige Ritter. »Ich werde wohl in den Burghof gehen und den Streit schlichten, sonst geraten sich auch noch die Weiber in die Haare.«
    Martin lachte und blickte Rudolf nach. Dann drehte er sich wieder um, und sein Blick schweifte in die Ferne. Als er sich unbeobachtet fühlte, zog er ein Medaillon unter seinem schlichten Gewand hervor, das er an einer Kette um den Hals trug. Es war das Medaillon des heiligen Martin. Vor seinem inneren Auge sah er die zarte Gestalt des hübschen Mädchens, das sich so mutig verteidigt hatte, auch wenn ihr Kampf von Anfang an aussichtslos gewesen war. Nein, eine Nonne war sie nicht. Sollte das wirklich die Tochter des Herzogs gewesen sein? Er wusste nicht viel von der Familie des Herzogs, er glaubte stets, der Herzog lebe allein. Zwar teilte immer wieder mal eine Frau sein Bett, aber inzwischen alterte der Herzog, und die eigentlichen Regierungsgeschäfte in seinem kleinen Herzogtum im unteren Franken betrieben eifrige Ratgeber und einflussreiche Ritter an seiner Seite, die den alten Mann fest wie ein Pferd am Zügel hielten. Ganz sicher war dies auch ein Grund, warum Gundram solchen Einfluss nehmen und Martin beim Herzog diffamieren konnte.
    Nie im Leben hätte Martin daran geglaubt, dass er nach seiner Rückkehr von dem Kreuzzug in dieser Weise von seinem Lehnsherrn empfangen werden könnte. Er ballte wieder die Fäuste, und ein grimmiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Wenn es wirklich die Tochter des Herzogs gewesen war, die sie überfallen hatten, dann war es ein Fehler gewesen, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Ein großer Fehler, das erkannte er jetzt. Er hätte sie gut als Geisel benutzen können, um den Herzog zu zwingen, ihn zu rehabilitieren. Würde sie überleben und zu ihrem Vater zurückkehren, würde er seine Soldaten aussenden, um ihn dingfest zu machen. Sie suchten sowieso im ganzen Herzogtum nach ihm, und es war nicht leicht, die Spuren zu verwischen. Also musste er hoffen, dass sie es nicht überleben würde!
    Sein Herz krampfte sich zusammen. Wieder sah er ihr hübsches Gesicht, das wallende blonde Haar, das bis zur Taille reichte, die großen blauen Augen, die so mutig funkelten. Doch sie war so zart, so schutzbedürftig, sie hatte keine Chance!
    Wie er es hasste, dass unschuldige Menschen darunter leiden mussten! Doch Martin hoffte auch, bald einen Feldzug gegen Gundram ausrichten zu können, um sein Lehen zurückzuerobern. Und dann musste der Herzog ihn anhören – und ihm seine Ehre wiedergeben!
    Langsam stieg Martin die wackelige Stiege vom Wehrgang zum Burghof hinunter, wo noch immer Tumult um die Beute aus dem Raubzug herrschte. Rudolf konnte sich nur schwerlich durchsetzen. Nur Mutter Agnes hatte es geschafft, die Lebensmittel in Sicherheit zu bringen. Es würde eine ausreichende, sättigende Hauptmahlzeit geben, die wie üblich am späten Nachmittag eingenommen wurde. Mit einigen Mägden machte sie sich an die Arbeit, um Weizenfladen zu backen und Honigtörtchen, Hafergrütze und Apfelmus zu kochen, Eier zu braten und Kräuter zu hacken.
    Amüsiert schaute Martin zu, wie die Frauen in den Kleidungsstücken herumwühlten, dieses oder jenes Stück anprobierten. Und alles ganz schamlos und

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