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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Vertrauten, und ganz sicher auch die, die das Schicksal des Herzogtums bestimmten. Denn dass es der Herzog selbst war, daran zweifelte Isabella jetzt auch. Ein wenig wurde ihr bange, als sie die lange Reihe der einundzwanzig Ritter in ihren polierten und mit bunten Waffenröcken geschmückten Rüstungen betrachtete. Sie waren eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Doch mithilfe ihres Gatten, der sich durch besonderen Mut hervorheben musste, würde es ihr gelingen, die Zügel in die Hand zu nehmen. Keinesfalls würde sie sich wie ein Schaf am Strick von diesen Männern führen lassen!
    Sie erhob sich und nickte den Rittern noch einmal hoheitsvoll zu, bevor sie sich zurückzog. Der Herzog hatte ihr die Frauengemächer zugewiesen, jene, die bereits Isolde, Isabellas Mutter, bewohnt hatte und die lange verwaist waren. Jetzt wurden sie zu neuem Leben erweckt. Isabella war stolz darauf, mit diesen hohen Ehren empfangen worden zu sein, und sie betrachtete diese Gemächer ganz selbstverständlich als die ihren.
    Hier erwarteten sie neben Mathilda auch drei weitere Edelfräulein namens Rosamunde, Sieglinde und Margarete, die jede dreizehn Jahre zählten und Isabella bis zur Hochzeit Gesellschaft leisten sollten. Der Herzog hatte sich wirklich bemüht, für Isabellas Zerstreuung zu sorgen. Sie sollte die schrecklichen Erlebnisse auf ihrer Reise schnell vergessen. Er hatte es abgelehnt, mit ihr darüber zu sprechen, wer dieser Raubritter und Wegelagerer sei, der das kleine Reich ihres Vaters unsicher machte.
    »Das regeln meine Soldaten«, entgegnete er. »Früher oder später fangen wir ihn.«
    Aufatmend zog Isabella ihren Schleier vom Kopf, und Mathilda nahm ihr die kleine, flache Kappe vom Haar. In ihrem neuen Kleid sah sie entzückend aus, und mit einer Mischung aus Wehmut und Neid betrachtete sie ihre Herrin. Isabella war so schön, mit einer makellosen weißen Haut, blauen Augen wie Sternen und goldblondem Haar. Ihre grazile Figur ähnelte einer jungen Birke, und ihr Wesen war so voll von christlicher Nächstenliebe und Gottesfurcht. Gleich nach ihrer Ankunft hatte Isabella gemeinsam mit Mathilda in der kleinen Kapelle, die zur Burg gehörte, gebetet und Gott für die glückliche Heimkehr gedankt. Und sie hatte auch nicht vergessen, um die Genesung des verletzten Soldaten zu bitten.
    Mathilda seufzte. Es war ein erstrebenswertes Ziel, Isabella nachzueifern, doch erreichen konnte sie wohl niemand.
    *
    In der Schlossküche wurde den ganzen Tag gedampft, gekocht und gebrutzelt, um die vielen Gäste ausreichend zu versorgen. Die lange Tafel im Prunksaal bog sich unter den Köstlichkeiten, die zur Hauptmahlzeit aufgetragen wurden. Das große Schmausen würde mehrere Stunden dauern, denn zum Essen musste man sich Zeit nehmen.
    Aus guten Gründen nahm Isabella nicht am gemeinsamen Mahl der Ritter und Sänger teil, das in der Festhalle stattfand. Sie, Mathilda und die anderen Mädchen nahmen ihr Essen in Isabellas Gemächern ein.
    »Die Ritter verzehren sich nach Euch, liebste Isabella, nachdem sie einen Blick auf Eure liebreizende Gestalt erhaschen konnten«, flötete Mathilda. »Und erst die Ritter, die Euch vorgestellt wurden! Es sind wirklich einige ansehnliche Mannsbilder darunter.«
    »Bitte, Mathilda, ich will nichts davon hören. Mögen sie sich nach mir verzehren, ihre Kehlen heiser singen, ihre Lanzen strecken, es war alles etwas zu viel für mich. Im Augenblick möchte ich nichts von dem ganzen Trubel da unten wissen. Wer weiß, was uns in den nächsten Tagen noch an Überraschungen bevorsteht.«
    »Hoffentlich nur gute! Von den anderen habe ich die Nase voll«, erwiderte Mathilda und biss kräftig in eine gebratene Hühnerkeule.
    Im Festsaal herrschte ausgelassene Stimmung. Die Ritter saßen allein oder mit ihren Damen am oberen Teil der Tafel beidseits des Herzogs, daneben die Edelleute und hochgeborenen Gäste, weiter vorn die Sänger, Dichter und Musikanten. Im Burghof waren weitere Tafeln aufgestellt worden für die niederen Gäste, Bediensteten und fahrenden Leute.
    Gunilla ließ den Blick über die Anwesenden an der Tafel gleiten. Ihre Augen blieben an dem Mann mit der Raubvogelnase hängen. Sie hatte ihn bereits am Vortag bemerkt, und selbst unter den unzähligen Gästen, neben den Rittern, Troubadouren, Händlern, Gauklern und Musikanten fiel er auf. War es sein scharf geschnittenes Gesicht mit der hervorspringenden Nase, war es sein stechender Blick oder sein schmieriger Schatten, den sich Gunilla weder als

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