Der Kuss des Verfemten
Knappen noch als Diener vorstellen konnte, was sie an ihm beunruhigte? Sie kannte weder seinen Namen, noch hatte sie ihn jemals zuvor gesehen. Viele der Ritter des Herzogs waren ihr bekannt. Sie drehte sich um und suchte nach einem anderen Ritter, der wenigstens für die Tage des Festes ihr Liebhaber sein könnte.
Bodo, Gundrams fünfzehnjähriger Knappe, stand hinter seinem Herrn und schenkte ihm Wein ein, doch seine Augen suchten Gunilla. Sie spürte seinen Blick und wandte sich schnell ab. Bodo hatte es bemerkt und verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Sie musste Bodo im Zaum halten. Dieser halbreife Jüngling konnte vielleicht das Schwert schwingen und seinem Herrn die Steigbügel halten, aber er war gewiss kein Ersatz für einen Minnesänger oder gar Liebhaber einer vernachlässigten Frau. Sie musste ihn zur Räson bringen! Ihre ganzen Hoffnungen gründeten sich darauf, dass Gundram das Turnier gewinnen und Isabella zur Frau bekommen würde. Dann hätte sie ausgesorgt, könnte am Hofe des Herzogs leben, und etwas vom Glanz des Hofstaates würde gewiss auch auf sie abfallen. Da ihr Gatte als Ritter des Kaisers mit diesem fast ständig unterwegs war und sich derzeit in Italien aufhielt, langweilte sich Gunilla gewaltig und suchte Trost in den Armen manches gut aussehenden und vitalen Ritters. Dass dieser Grünschnabel ihr wie einer läufigen Hündin hinterherschlich, passte nicht zu dem neuen, höfischen Leben, das sie sich erhoffte.
Sie hob ihren leeren Becher und deutete Bodo an, er solle ihr Wein einschenken. Eilfertig kam der Knappe gelaufen und beugte sich zu ihr herunter.
»Unterlass deine anzüglichen Blicke, Bodo, sonst sage ich es deinem Herrn!«, zischte sie durch die Zähne, während er ihr einschenkte.
Bodo grinste frech. »Euer Wohl liegt mir ebenso am Herzen wie das Wohl meines Herrn«, antwortete er, und sein Grinsen verbreiterte sich noch.
»Dieses Sängerfest ist kein Freibrief dafür, dass dich der Hafer sticht!«
»Aber ist es nicht auch das Fest der Liebe?«, fragte er und rückte ganz nah an Gunilla heran, bis er wie zufällig mit seinem Körper ihre Schulter berührte.
»Ich lass dir den Kopf abschlagen«, flüsterte sie erzürnt.
Das schien Bodo keineswegs zu beeindrucken. Als er begann, ihr Obszönitäten ins Ohr zu flüstern, dass sogar Gunilla errötete, beschloss sie, ihm ein für allemal eine Lehre zu erteilen. Sie trank ihren Becher aus und hielt ihn wieder auffordernd hoch. Sofort kam Bodo ihrem Wink nach.
»Nach Sonnenuntergang in meinem Gemach«, flüsterte sie ihm zu. »Aber pass auf, dass dich niemand sieht!«
Bodos Augen leuchteten auf, und er nickte erfreut. So gelangweilt wie nur möglich suchte Gunilla sich einige Häppchen von der Tafel, verspeiste sie seelenruhig und trank noch etwas Wein, um sich dann unauffällig zurückzuziehen.
Es dunkelte, und Gunilla hatte einige Talglichter entzünden lassen, die ihr großzügiges Gemach mit den drei dicken Steinsäulen, die das Kreuzgewölbe trugen, in warmes Licht tauchten. Die Vorhänge zu den offenen Fensterbogen bauschten sich sacht im Abendwind. Auf ein leises Klopfen öffnete sie selbst die Tür.
Bodo stand mit roten Ohren vor ihr und starrte sie an. Gunilla trug nur ein leichtes, eng anliegendes Kleid, dessen Oberteil mit einer silbernen Kordel geschnürt war. Sie ging mit wiegenden Hüften und kokettem Schritt vor ihm her zur Mitte des Raumes, wo in einem eisernen Gestell ein großes Talglicht hing. Ein dicker Teppich bedeckte den steinernen Boden. Sie kniete sich auf den Teppich nieder und bedeutete Bodo, es ihr gegenüber gleichzutun.
Jetzt, wo Bodo allein mit Gunilla war, verließ ihn sein Mut, und er strich immer wieder aufgeregt seine feuchten Handflächen an seinen Hosen ab.
»Nun, Bodo, findest du mich schön?«, fragte Gunilla mit einschmeichelnder Stimme.
»Ja!«, hauchte der Junge, und seine Ohren glühten noch heftiger. »Hat sich noch nie eine Frau für dich interessiert?«, fragte sie weiter. Er schüttelte den Kopf. Sie lächelte breit. »Dann wird es Zeit, dass du weißt, was ein Mann fühlt.«
Sie öffnete langsam die Schnürung ihres Kleides und zog sie auseinander. Bodo starrte mit offenem Mund auf ihre Hände, wie sie das Kleid öffnete, den Stoff beiseite schob, ihre Brüste heraushob und selbst aufreizend streichelte. Sein Atem ging heftig, und sein Herzschlag schien seinen Brustkorb sprengen zu wollen.
»Komm, probier es selbst, wie es sich anfühlt!« Sie ergriff sein Handgelenk
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