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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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»Meine Tochter wird Ihnen gerne mit Kleidung aushelfen, bis sich eine bessere Lösung findet. Der Earl wird sich dieses Problems sicher in Kürze annehmen.«
    »Der Earl kann mir gestohlen bleiben. Ich trage meine Sachen und sonst keine.« Nola stürmte an ihm vorbei in den Hof.
    Schwere Wolken jagten über den Himmel. Der Wind zerrte an ihrem Mantel, und sie vergrub die Hände tiefer im Muff. Shavick Castle kauerte wie ein zum Sprung bereites Tier auf dem Hügel. Die Mauern, die Ställe und Scheunen, die blinden Fenster des Torhauses, alles wirkte einschüchternd und überhaupt nicht wie eine Ruine. Die Burgmauer hatte keine eingestürzte Stelle mehr, die Torflügel waren ganz und hingen fest in den Angeln. In einem gab es eine kleine Pforte, die offen stand, und Nola schlüpfte hindurch. Draußen stieß sie gegen einen Mann. Sie prallte erschrocken zurück. Er war groß, schlank und hatte das braune Haar im Nacken zusammengebunden. Er war ganz in Schwarz gekleidet und hätte eine Kopie von Rhodry sein können.
    »Ich entschuldige mich, Mylady.« Er lächelte, und jede Ähnlichkeit mit Rhodry war dahin. Wo der Herr über Shavick Castle auch beim Lächeln noch arrogant wirkte, sah dieser Werwolf freundlich aus. Den Weg gab er dennoch nicht frei.
    »Sie sind die junge Lady, die uns unseren Rudelführer zurückgegeben hat.«
    Das Lächeln, zu dem Nola hatte ansetzen wollen, gefror auf ihren Zügen. »Ich bin Eleonore McDullen, mehr nicht.«
    »Das ist sehr viel. Ich bin Eugene Monterey, mehr nicht.«
    Sie hatte den Eindruck, er mache sich über sie lustig. »Erzählen Sie mir nichts über Werwölfe, Seelenpartner und den ganzen Kram. Ich will nichts davon wissen, ich habe genug darüber gehört.«
    »Wie Sie wünschen, Mylady. Sie sollten dennoch die Burg nicht allein verlassen. Es ist nicht sicher.«
    »Weil es anfangen könnte zu regnen, nachdem aus dem Sommer ein trüber Frühling geworden ist?« Sie trat von einem Fuß auf den anderen, spürte bereits das Ziehen in der Ferse.
    »Weil es außerhalb der Burg für eine junge Frau allein nicht sicher ist. Nicht nach dem, was vor einiger Zeit geschehen ist.«
    »Was ist passiert?« Gegen ihren Willen war Nolas Neugier erwacht.
    »Das hat mit Werwölfen zu tun, von denen Sie nichts wissen wollen. Nur so viel: Shavick Castle wurde im Januar überfallen. Und außerdem sind die Menschen seit dem Clearance Act unruhig.« Als er ihren verständnislosen Blick sah, erklärte er: »Die Leute sollen aus ihren Dörfern im Hochland an die Küste umgesiedelt werden, dort gibt es Arbeit für sie. Die Grundbesitzer wollen das Land nämlich für die Schafzucht an reiche Gutsbesitzer aus dem Süden verpachten. Die meisten Kleinpächter wollen natürlich ihre Heimat nicht verlassen, sodass manche Grundbesitzer zu rabiaten Mitteln greifen: Sie holen englische Dragoner zu Hilfe, die die Leute vertreiben und ihnen die Häuser über dem Kopf anzünden.«
    »Und das geschieht auch hier auf Shavick Castle?«
    »Nein, hier nicht. Rhodry vertreibt die Menschen nicht aus ihrer Heimat; er stellt es jedem frei, zu gehen oder zu bleiben. Aber überall sonst geschieht es.«
    Es wurde immer unglaublicher — als ob die Existenz von Werwölfen nicht bereits unglaublich genug war. Diese Vertreibung hatte im 19. Jahrhundert stattgefunden, so viel wusste Nola von schottischer Geschichte. Aber was hatte das mit ihr zu tun? Außerdem gab es niemanden, der im Jahr 2010 eine Burg überfiel … und selbst im 19. Jahrhundert war die Zeit der Ritter und Raubüberfalle lange vorbei gewesen. Dieser Eugene Monterey war mit einer überreichen Fantasie gesegnet.
    Eugene sah offenbar die Zweifel in ihrer Miene, denn er sagte lächelnd: »Sprechen Sie mit Dalton, Amelia und den anderen auf der Burg, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Ich muss hier raus aus diesen Mauern.«
    »Rhodry wird Sie gerne begleiten, ich lasse ihn holen.«
    »Bleiben Sie mir mit dem vom Leib!« Nola rannte an Eugene vorbei, stieß ihn mit der Schulter zur Seite. Mit schnellen Schritten entfernte sie sich von Shavick Castle und sah sich nicht um. Mit Rhodry durch den Park zu schlendern, war das Letzte, was sie wollte. Sie wollte ihn nicht mehr wiedersehen, und am liebsten in ihrem Zimmer bei Ms. Burden aufwachen. Oder noch besser in ihrer Wohnung in London, ohne Geschwätz über Werwölfe und Werwolfjäger. Sie wollte ihr altes, langweiliges Leben zurück!
    Auf den kiesbestreuten Wegen des Schlossparks fand Nola ihre Ruhe wieder. Sie hatte die

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