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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Tränenblind stolperte sie zur Burg zurück.
    »Mylady, Ihr seid ganz kalt. Ihr hättet bei diesem Wetter nicht so lange draußen bleiben sollen. Der Frühling kommt spät in Schottland.«
    »Ich … «
    »Nein, nein. Lasst mich das machen.« Der Butler nahm ihr den Umhang sowie den Muff ab, und bereitete sie in der Nähe des Kamins zum Trocknen aus. Ein abschätziger Blick traf Nola, die in Jeans, weißer Bluse und Wanderschuhen in der Mitte ihres Zimmer stand. Sie hatte sich ins Haus schleichen und in ihrem Zimmer verkriechen wollen, aber die Rechnung ohne Dalton gemacht. Der Butler hatte sie auf dem Gang abgefangen und mit einem Blick erkannt, was mit ihr los war. Er hatte sich ihrer angenommen und das Feuer im Kamin kräftig geschürt, bis es munter brannte. Das Knistern und Knacken des brennenden Holzes wirkte beruhigend, Nolas Verzweiflung konnte es aber nicht vertreiben.
    »Setzt Euch ans Feuer, Mylady, und legt die Füße hoch. Ich werde Euch helfen mit diesen - Schuhen.«
    Sie ließ sich von ihm in einen Sessel helfen, aber als er sich bückte und nach den Schnürsenkeln ihrer Wanderstiefel greifen wollte, zog sie hastig die Füße weg.
    »Das mache ich selbst.«
    »Es ist meine Aufgabe, Mylady, für Euer Wohl zu sorgen, solange Ihr keine Zofe habt. Lasst es mich tun.« In seiner Stimme schwang etwas mit, dem sie sich nicht entziehen konnte.
    Sie ließ zu, dass er ihr die Stiefel aufschnürte und ihr aus den Schuhen half. Danach platzierte er ihre Füße auf einem Schemel. Für die Schultern reichte er ihr einen Schal, der schwach nach Veilchen duftete.
    »Das wird die äußere Kälte vertreiben, und gegen die innere bringe ich Euch gleich heißen Tee, Mylady. Heute Abend noch einen heißen Ziegel ins Bett, und morgen werdet Ihr Euch nicht mehr an die Kälte erinnern.«
    Dalton eilte aus dem Raum und kam gleich darauf mit einer dampfenden Tasse zurück. Der Tee schmeckte nach Bergamotte, und Nola schlürfte ihn dankbar. Die Wärme des Kaminfeuers breitete sich langsam im Raum aus — das und Daltons Fürsorge ließen sie sich entspannen. Es brannten keine Tränen mehr in ihrer Kehle, und sie war in der Lage, die Sache vernünftiger zu sehen. Natürlich musste Rhodry sich mit Amelia Hillier besprechen; er war schließlich der Herr von Shavick Castle, und sie führte ihm den Haushalt. Wie sollte das zu seiner Zufriedenheit erledigt werden, wenn sie nicht miteinander redeten? Was sie im Garten beobachtet hatte, war sicher ganz harmlos gewesen.
    Und vielleicht gab es ja doch einen Weg zurück ins Jahr 2010. Wenn sie eine Zeitreise in die eine Richtung machen konnte, ging es vielleicht auch in die andere.
    »So ist es besser, Mylady. Ich sehe, dass Ihnen schon viel wohler ist.«
    Wieder traf ein abschätzender Blick ihre Jeans. »Ihr benötigt eine Zofe und angemessene Kleidung. Mylord hätte daran denken sollen. Ich werde mich darum kümmern. Es wird Euch in wenigen Tagen an nichts mehr fehlen, was eine vornehme Lady benötigt.«
    Nola nickte unbestimmt. Der Butler gab sich damit zufrieden und ließ sie aufgewärmt und gut versorgt am Kamin zurück. Ihre Gedanken wanderten zu Rhodry.
    Sollte an seinen Behauptungen über die Seelenpartner etwas Wahres dran sein? Sie hätte Dalton danach fragen sollen. Er sah aus, als diente er schon sein halbes Leben auf Shavick Castle und musste es sicher wissen. Auf der anderen Seite war das kein Thema für ein Gespräch zwischen einer Lady und ihrem Butler.
    Ein schwaches Lächeln huschte über Nolas Gesicht. So weit war es mit ihr also gekommen, dass sie sich als Lady sah.

Kapitel 11
    Der Raum wurde durch Fackeln erhellt. Er befand sich im ältesten Teil der Burg, wo bei einem christlichen Grafen die Hauskapelle gewesen wäre. Die Wände waren unverputzt, der Boden aus roh gebrannten Ziegeln, und das Deckengewölbe wurde von sechs Säulen getragen. Die auf Shavick Castle lebenden Werwölfe des Schottlandclans, etwa vierzig an der Zahl, hatten sich hier versammelt. Die meisten trugen schwarze Kleidung, einige graue und dunkelblaue Jacken. Die Frauen kleideten sich entgegen der herrschenden Mode ebenfalls in gedeckten Farben, verzichteten auf die modisch hoch angesetzte Taille. Sogar weit ausladende Reifröcke und turmhohe Frisuren waren zu sehen.
    Die Werwölfe standen in Gruppen zusammen, lehnten an Säulen und unterhielten sich. Spannung lag greifbar in der Luft.
    Eugene stand in der Tür und beobachtete sie. Sie hatten alle gehört, dass ihr Rudelführer wieder unter ihnen

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