Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
lassen. Mein Freund und Stellvertreter Eugene Monterey ist in solchen Dingen absolut zuverlässig.«
    »Na super! Den Ulk kannst du dir sparen«, begehrte sie auf. »Wir haben Juli 2010.«
    Er hörte sich nicht an wie jemand aus dem 19. Jahrhundert. Andererseits, was wusste sie schon, wie die Leute damals gesprochen hatten.
    »Schau aus dem Fenster. Sieht das nach Sommer aus?«
    Der Himmel war bewölkt, nur hier und da stahl sich ein blasser Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Die Natur sah auch nicht nach Sommer aus - nicht einmal nach einem trüben Sommertag. Büsche und Bäume hatten keine Blätter, das Heidekraut war nichts als ein dorniger Teppich. In einer Senke lag ein weißer Fleck, ein Rest Schnee.
    »Nicht wirklich«, sagte sie kleinlaut.
    »Nola, was muss ich tun, damit du mir glaubst? Soll ich mich noch einmal vor deinen Augen verwandeln? Ich mache es.« Er holte tief Luft.
    »Auf keinen Fall.«
    »Du traust mir nicht. Ich kann dir auch nicht sagen, warum du hier bist und warum du mich befreien konntest. Ich verstehe es selbst nicht. Auf jeden Fall befinden wir uns im Jahr 1818, und nach Eugenes Aussage war ich etwa mehrere Wochen lang wie tot und bin jetzt wieder aufgewacht. Mir selbst kommt es allerdings so vor, als sei es viel länger gewesen.«
    »Leere Behauptungen«, schleuderte sie ihm entgegen. Was er gesagt hatte, wie er es gesagt hatte, wie er ihr Leben verplant hatte — Zorn wallte in ihr auf. »Werwolf, Seelenpartner, das sind nur Hirngespinste oder billige Tricks, um eine Frau rumzukriegen.«
    »Das habe ich nicht nötig. Frauen flehen mich an um einen Kuss, und sie bieten mir ihr Leben für eine Nacht.«
    Das machte Nola jetzt richtig wütend. »Dann nimm eine von denen.« Sie drehte ihm den Rücken zu, ihre Schultern bebten. Wenn er jetzt ein nettes Wort zu ihr sagte, würde sie anfangen vor Wut zu heulen. Doch er sagte ohnehin nichts. Stattdessen fiel die Tür fiel in Schloss. Rhodry war gegangen.
    Nola griff nach einer Porzellandose mit Creme, die auf der Frisierkommode stand, und schmiss sie Rhodry hinterher. Das Gefäß prallte an der Tür ab und zerschellte auf den Dielen, der Geruch nach Maiglöckchen verbreitete sich im Raum. Sie wollte noch mehr werfen und griff nach einem Kamm. Er flog aufs Bett; eine Vase vom Kaminsims zerbarst an der Tür und die Scherben verteilten sich im halben Zimmer.
    »Verdammter Bastard! Sargschläfer!«, fauchte sie die geschlossene Zimmertür an. »Ich will nichts mit dir zu tun haben. Seelenpartner, darüber kann ich nur lachen. Deine Seele schmort in der Hölle, und da bist du auch bald.«
    Nola holte Luft. Sie merkte, dass ein Großteil ihrer Wut verraucht war, und hockte sich hin, um die Scherben aufzusammeln. Die duftende Creme hatte sich wie ein übergroßer Wassertropfen vor der Tür auf dem Boden verteilt, und bald rochen Nolas Hände intensiv nach Maiglöckchen.
    Nachdem sie die Scherben auf die Frisierkommode gelegt hatte, zog sie sich Strümpfe an und ihre Wanderschuhe. Zum Teufel mit dem drückenden Schuhwerk, sie musste hier raus! Also wirklich, das Jahr 1818, Seelenpartner, Werwölfe und Rhodry einer von ihnen. Dass er lebte und nicht nur eine Gestalt aus ihren Träumen war, das war ja schon kaum zu glauben. Sie musste aus dem Haus und frische Luft atmen, das würde ihre Gedanken klären.
    Nola verließ das Zimmer, orientierte sich kurz und fand ohne Schwierigkeiten die Treppe, die in die Haupthalle führte. Ein Dienstmädchen bürstete einen Teppich, der dort unten lag, und schaute nicht einmal auf. Nola ging hinunter, und setzte dabei den linken Fuß vorsichtig auf, um die Ferse zu schonen. Sie wollte gerade die Tür öffnen, als auf einmal ein alter Mann neben ihr stand.
    »Mylady, nehmen Sie einen Mantel, draußen ist es kalt und trübe.«
    Er hielt ihr einen aus grauer Wolle hin, dessen Ränder mit Kaninchenfell verbrämt waren, außerdem einen Muff für die Hände aus demselben Fell. Nola hätte am liebsten beides zurückgewiesen, doch am Ende siegte ihr Verstand über ihren Stolz. Sie ließ sich in den Mantel helfen, verbarg ihre Hände im Muff.
    »Danke, Mr. …« Sie schaute ihn fragend an.
    »Dalton. Ich bin der Butler auf Shavick Castle.« Er verneigte sich.
    Jetzt erkannte sie, dass er die gleichen Augen und die gleiche Stirnpartie hatte wie Amelia. Sie versuchte ein Lächeln. »Ich will ein wenig rausgehen.«
    »Sie sollten nicht wie ein Mann gekleidet das Haus verlassen.« Dalton schüttelte mit Blick auf ihre Jeans den Kopf.

Weitere Kostenlose Bücher