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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Jansen länger als nötig auf sein heimisches Bett verzichten muß.«
    »Ihre dummen Witze ziehen bei mir nicht, Herr Borsch, das können Sie sich bei mir sparen. Sie wissen ganz genau, daß Sie dabei sind, in der Sache Jansen einen Fehler zu machen.«
    Frank zuckte zusammen, er kochte innerlich. Die herablassende Art dieser Büroschnepfe ging ihm nun wirklich zu weit. Zu allem Übel mischte sich auch noch Ecki ein.
    »Wo sie recht hat, hat sie recht.«
    »Jetzt reicht’s. Lassen Sie uns vorbei. Sie haben sicher noch mehr zu tun, als hier anderen Leuten den Weg zu versperren.« Aber sein wütender Angriff verpuffte einfach so an ihren verschränkten Armen. Im Gegenteil, ihr Gesicht blieb unbeweglich, und ihre Augen schienen Franks Blick zu durchbohren. Ecki zog Frank an Susanne Gruyters vorbei. Erst nach ein paar Schritten entspannten sich Franks Schultern, und sein Kopf kam wieder zum Vorschein.
    Was beide nicht sehen konnten: Im Weitergehen hatte sich ein leichtes Lächeln auf Susanne Gruyters Lippen breit gemacht, das immer mehr zum Grinsen wurde. Aber Frank und Ecki hörten nur den rhythmischen Takt ihrer hochhackigen Schuhe auf dem alten Steinboden.
    Frank ging kurz in sein Büro. Dort fand er unter dem Stapel neu angekommener Unterlagen auch einen Brief. Er war von Böskes, an ihn gerichtet, aufgegeben am Tag seines Selbstmords. Es waren nur wenige Zeilen, die Frank aber umso mehr berührten. Beim Lesen ließ er sich in seinen Bürostuhl sinken. In einfachen, dafür aber eindringlichen Worten schilderte Böskes die Liebe, die er für Heike empfunden hatte, und die Hoffnung auf ein neues Leben mit dieser jungen Frau, die seine längst verloren geglaubte Leidenschaft in ihm, dem alternden Liebhaber, wieder zum Vorschein gebracht hatte.
    Mit den gleichen schlichten Worten beschrieb Dieter Böskes das Entsetzen über Vanders Ausraster und dessen Mord an Masuhr sowie die Wut und die Verzweiflung über die Erpressung, mit der Vander sein Leben endgültig an den Rand des Erträglichen gedrängt hatte. Weil er nie gelernt hatte, sich zu wehren, wenn es um private Dinge ging, habe er den endgültigen Weg ins Nichts gesucht. In der Hoffnung, irgendwo auf Heike zu treffen. Das fleischliche Leben würde enden und mit neuer Seele wieder beginnen. So stand es wirklich da. Seine Frau bat er in dem Schreiben an Frank noch einmal um Verzeihung: »Sie ist eine gute Frau, der ich viel Leid angetan habe. Sie hätte etwas besseres verdient gehabt. Aber es gibt keinen anderen Weg für mich. Gott stehe mir bei.«
    Frank ließ den Brief sinken. Das Gefühl von Mitleid und Verständnis für Böskes wich langsam Ratlosigkeit. War Böskes etwa ein Held, der konsequent seinen Weg aus dem Leben ging? Wie konnte dieser Mann nur so vor Selbstmitleid zerfließen, selbst so kurz vor seinem Tod? Welches Recht hatte er, seine Frau alleine zu lassen? Frank wußte es nun: Er war nicht den Weg aus dem Leben gegangen, Böskes war mit seinem Freitod lediglich dem Leben aus dem Weg gegangen. Feige.
    Frank warf den Brief auf den Schreibtisch. Ein Gutes hatte das Schreiben immerhin: sollte es echt sein, war Markus Jansen endgültig entlastet. Auch ein Fahndungserfolg, dachte Frank zynisch.
    Im Vernehmungszimmer hatte Markus Jansen wieder vor dem alten Revox Spulentonband Platz genommen. Frank schaltete das Gerät ein und sprach die Daten für das Protokoll ins Mikrofon, das er anschließend vor Jansen rückte.
    »Wie fühlen Sie sich?« Frank sah Markus Jansen von der Seite an.
    »Was soll die Frage? Haben Sie schon mal in einer Ihrer Scheißzellen schlapp
    fen müssen? Schlafen! Wenn das gegangen wäre!« Jansen verzog das Gesicht.
    »Wir haben eine gute Nachricht für Sie.« Frank wartete ab.
    Jansen sah überrascht auf und wartete gespannt.
    »Sie haben Masuhr nicht umgebracht. Das wissen wir jetzt.«
    »Ach nee, haben Sie ausnahmsweise mal Ihre Arbeit gemacht? Was ist passiert, daß Sie mir auf einmal glauben? Ich faß’ es nicht!« Jansen ließ sich lässig in seinem Stuhl nach hinten fallen.
    Frank blieb trotz der zornigen Worte gelassen. Er konnte Jansen in gewisser Weise sogar verstehen. »Seien Sie froh, daß die Ermittlungen Sie nicht mehr belasten – was Ihren Freund Masuhr betrifft.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet: was ist passiert, daß Sie mir endlich glauben?«
    Ecki stand mit verschränkten Armen halb hinter Jansen. »Das werden Sie noch früh genug erfahren. Erzählen Sie uns lieber von Ihrem Verhältnis zu Heike van den

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