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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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können wir Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorlegen. Sie müssen uns schon so glauben.« Ecki hatte wieder seinen Block hervorgezogen und machte sich Notizen.
    »Was schreiben Sie da!?« van den Hövel war außer sich und schien sich nicht beruhigen zu wollen. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und baute sich vor Ecki auf. Dabei wirkte er eher jämmerlich als drohend. Der Obsthofbesitzer mußte in den vergangenen Tagen weiter an Gewicht verloren haben. Seine Trachtenjacke hing in großen Falten lose an seinem Oberkörper herunter, so als sei sie ihm über Nacht mehrere Nummern zu groß geworden. Außerdem hatte sein Gesicht tiefe Falten, die Augen lagen weit zurück in ihren Höhlen. Er war wieder unrasiert. Außerdem hatte er sich nicht die Zähne geputzt, dachte Ecki angewidert und war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. »Ich will die Beweise sehen. Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    Frank war sitzen geblieben und legte seine Hand auf van den Hövels Unterarm. »Bitte beruhigen Sie sich.«
    Unwillig schüttelte van den Hövel die Hand ab und ging hinter seinen Schreibtisch zurück, blieb aber stehen.
    Frank setzte nach. »Ich kann, wir können wirklich verstehen, was in Ihnen vorgehen muß. Ihre Tochter und Ihr bester Freund. Das ist nicht zu verstehen, geschweige denn zu verkraften. Das wissen wir. Und trotzdem, es stimmt.«
    van den Hövel ließ sich schwer auf seinen Schreibtischstuhl fallen und schlug seine Hände vors Gesicht. Plötzlich hob er den Kopf und sah die beiden an. Seine Augen funkelten vor Haß. »Ich lasse mir das Gedenken an Heike durch Ihre absurden Behauptungen nicht besudeln. Nein. Das wird Ihnen nicht gelingen. Lassen Sie mich damit in Ruhe. Und erwähnen Sie den Namen Böskes nie mehr. Nie mehr, haben Sie mich verstanden? Nie mehr. Finden Sie lieber Heikes Mörder. Sonst werde ich das tun.« Er wandte sein Gesicht von den beiden ab und sah zur Wand. Sein Schweigen würde nun endgültig sein.
    »Böskes hat sich das Leben genommen.«
    van den Hövel zuckte bei der Nachricht nur unmerklich zusammen und sah weiter starr auf die Bürowand. Er wollte nicht mehr mit den Beamten sprechen.
    Frank sah Ecki an und zuckte mit den Schultern. Ecki wertete das als Zeichen zum Aufbruch und stand auf. »Wir werden alles tun, um den Täter zu finden, das kann ich Ihnen versprechen. Wir melden uns wieder bei Ihnen.«
    Frank und Ecki verließen das Büro, ohne sich weiter um van den Hövel zu kümmern, der offenbar tief in Gedanken versunken war.
    Als Toni van den Hövel hörte, daß die Polizeibeamten mit ihrem Wagen den Hof verließen, stand der Unternehmer schwerfällig auf. Er hatte einen Entschluß gefaßt.

    Im Auto wunderte sich Frank: »Was hast du dir da eigentlich notiert?«
    »Hast du nicht bemerkt, daß sich van den Hövel mehr über das Verhältnis seiner Tochter zu Böskes aufgeregt hat als über ihren Tod?«
    »Das wundert mich nicht. Immerhin ist der Mann am Ende seiner Kräfte und auch am Ende seiner Geduld. Immerhin haben wir den Mörder seiner Tochter immer noch nicht festnehmen können. Und – möchtest du hören, daß deine Tochter …?« Frank sprach den Satz nicht aus.
    »Okay, van den Hövel ist am Ende seiner Kraft. Das sehe ich ein. Was wird er jetzt tun? Meinst du, er wird jetzt auf eigene Faust den Täter suchen? Ist ihm das zuzutrauen? Wo sollte er auch mit der Suche anfangen?«
    »Na, vielleicht in der Neonazi-Szene. Wer sagt uns denn, daß er nicht versucht, Kontakt zu den Skinheads zu bekommen? Schließlich hat groß und breit in der Zeitung gestanden, wo sich die Gestalten für gewöhnlich treffen, um ihrem Wahn Futter zu geben.«
    »van den Hövel hat eine Waffe.«
    »Ich weiß, das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Wir müssen ein Auge auf ihn haben. Das letzte, was wir brauchen können, ist Selbstjustiz. Andererseits, ich kann mir nicht vorstellen, daß er sie auch benutzt.«
    »Das hast du bei Vander auch gesagt. Zum Glück haben wir nicht erleben müssen, ob du mit deiner Vermutung richtig gelegen hast. Du darfst nicht vergessen, daß van den Hövel sich in einer Ausnahmesituation befindet. Der ist unter Umständen zu allem fähig. Ich will ja nicht übertreiben, aber er könnte zu einer tickenden Zeitbombe werden.«
    »Du hast recht.« Frank zog das Funkgerät zu sich und beorderte einen Streifenwagen zu van den Hövels Haus. Die Beamten sollten die Waffe oder die Waffen unter dem Vorwand einziehen, sie überprüfen zu müssen.

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