Der Lambertimord
Frau am 3. April 1998 blieb für die Polizei immer voller Rätsel: die 25jährige war am späten Nachmittag im Neusser Apartmenthaus Am Weihergraben erwürgt und dann mit einem Baseballschläger erschlagen worden. Die Polizei ermittelte auf Hochtouren – doch fassen konnte sie den Täter nie.
Jetzt gibt es Hinweise aus Großbritannien auf einen Tatverdächtigen: der 31jährige Soldat Marc B. war zum Zeitpunkt der Tat in Mönchengladbach stationiert und lebte mit seiner damaligen Frau in Neuss. Am Samstag stürzte er sich laut britischen Medienberichten aus dem siebten Stock eines Hotels in York – nachdem er in der Silvesternacht in Whitby eine 22jährige erstickt hatte. Der 31jährige hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem er gestand, die junge Studentin In einem Waldstück nahe seiner Kaserne getötet zu haben. Die Leiche war erst Tage später gefunden worden. Die britische Polizei erfuhr schnell von der Vergangenheit des Mannes in Deutschland, wo er sich an einer Spaziergängerin vergangen haben soll. Auch wegen Körperverletzung war der Soldat schon aufgefallen. Die englischen Beamten überprüfen zudem weitere ungeklärte Mordfälle. Wie auch die hiesigen Polizeibehörden die Akten ungeklärter Tötungsdelikte herauskramen.
Auf Marc B. wurden die Neusser Ermittler aufmerksam, als sie seiner Ex-Frau auf Bitten der britischen Kollegen die Todesnachricht überbringen wollten. Als sie in der Neusser Wohnung der Frau klingelten, saßen dort bereits mehrere britische Reporter im Wohnzimmer. Die Beamten kombinierten: Ein Mörder, der 1998 in Neuss lebte, dazu ein ungeklärter Mordfall in dieser Zeit – das KK 11, das die Akten nie geschlossen hatte, nahm deshalb nach WZ-Informationen die seit Jahren ruhenden Ermittlungen wieder auf.
Da am Tatort DNA-Material des Täters sichergestellt worden war, soll es nun einen Abgleich mit den britischen Behörden geben.
Frank seufzte, na prima. Eine Spur nach England. Auf diesen Hinweis hätte er selbst kommen können. Denn am Niederrhein lebten trotz Truppenabbau immer noch mehrere Tausend britische Soldaten mit ihren Familien. Und warum sollte ein möglicher Serientäter nicht aus England kommen und zu einer Einheit der britischen Streitkräfte gehören? Er mußte darüber dringend mit Ecki sprechen.
In den vergangenen Tagen hatte er seine Schreibtischarbeit völlig vernachlässigt. Er fühlte sich überfordert und ausgelaugt. Das kann’s doch nicht sein, sagte er zu sich selbst, noch keine 50, und schon sehne ich mich nach meiner Pensionierung. Früher hatte er den Kopf über Kollegen geschüttelt, die irgendwann nur noch ihre Stunden absaßen, um dann nach Hause zu ihrem Fernseher zu gehen. So wollte er nie enden, das hatte er sich geschworen. Und nun war er selbst nicht mehr weit davon entfernt, sich innerlich von seinem Job verabschieden zu wollen.
Er wußte nur zu genau, daß er mit dieser Einstellung nicht beim KK 11 würde bleiben können. Er müßte dann in eine andere Dienststelle wechseln. Vielleicht wurde ihm die Arbeit wirklich immer schwerer, weil er in der Zeit bei der Mordkommission schon zu viele Leichen gesehen hatte, zu viele Fragen hatte stellen müssen, ohne immer die richtigen Antworten bekommen zu haben. Er hatte im Moment jedenfalls das Gefühl, alle Welt bürdete ihm Last um Last auf, ohne Rücksicht darauf, daß sein Rücken die Bürde nicht mehr lange würde tragen können.
Frank mußte sich zwingen, nicht in seinen trüben Gedanken zu versinken. Selbstmitleid konnte er im Moment am wenigsten brauchen. Er mußte den Fall zu einem Ende bringen. Und zwar schnell.
Zuunterst im Stapel fand er einen Bericht der Spurensicherung, die nach Vanders Selbstmord dessen Haus durchsucht hatte. Die Kollegen hatte eine Menge Interessantes gefunden. Vor allem, was die Finanzen Vanders betraf. Offenbar hatte Klaus Vander in massiven finanziellen Schwierigkeiten gesteckt. Nach Lage der Dinge würde eine Insolvenz des Baustoffhandels über kurz oder lang nicht zu vermeiden sein. Vander hatte nach den Ermittlungen große Summen aus seiner Firma herausgezogen und für private Zwecke genutzt. Vor allem hatte er Unsummen in den jüngsten Aus- und Umbau seines Hauses gesteckt. Die Kollegen hatten Rechnungen einer Hifi-Firma gefunden, die weit über das Normale hinausgingen. Vander hatte Unsummen verbraucht, um sein Haus in allen Räumen mit teurer Audio- und Videotechnik auszustatten, die durch einen zentralen Rechner gesteuert wurde. Außerdem hatte er nur
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