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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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herber Schlag sein.«
    »Das kann mal wohl sagen. Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen? War er in den letzten Tagen mal hier?«
    »Wird das jetzt ein Verhör?« Wilfried Kreuels grinste hinter seiner großen Brille.
    »Im Ernst. Sach’ mal.«
    »van den Hövel ist eher selten bei mir. Höchstens mal, um Muscheln zu essen, oder Spargel. Er ist ja von Kaldenkirchen Zuhaus’ und geht bestimmt mehr da aus. Früher, als seine Frau noch lebte, kam er häufiger zu uns. Danach nur noch selten. Er war dann sonntags zum Essen bei uns. Oder er war mit seinen Jagdfreunden hier. Aber sonst, er war wohl eher in der Hahnestroat, da brauchte er nur die paar Schritte über die Straße, um in die Spielhalle zu kommen.«
    »Hat er viel gespielt?«
    »Da frag’ Josef, der arbeitet da. Das weiß der bestimmt besser als ich. Noch ein Alt?« Ohne die Antwort abzuwarten, hatte sein Freund Wilfried das Glas schon unter dem Zapfhahn.
    »Wie war van den Hövel eigentlich, früher?«
    Wilfried Kreuels legte eine Hand auf den Zapfhahn und sah Frank nachdenklich an. »Ja, wie war van den Hövel früher? Ganz normal, Unternehmer, Familienvater. Ganz normal halt.«
    »Ein liebevoller Vater?«
    »Ja, klar. Er war ganz vernarrt in seine Tochter. Wenn sie sonntags zum Essen kamen, haben sie immer da vorne den Tisch in der Ecke gehabt. Als erstes bekam Heike ihre Limo. Ja, und dann haben sie bestellt. Ja, und dann hat er sich wirklich liebevoll um seine Tochter gekümmert. Ja, ich glaube, mehr als seine Frau, die eigentlich immer einen eher hölzernen Eindruck auf mich gemacht hat. Ja. Hölzern, das ist der richtige Ausdruck. Hier, dein Bier.«
    Frank nickte und fragte weiter. »Was meinst du mit liebevoll?«
    »Liebevoll ist liebevoll. Was soll ich dazu sagen? Hm. Wenn ich mich recht erinnere, hat er eigentlich immer mit ihr geschäkert, hat ihren Arm oder ihren Rücken gekrabbelt, ihr durchs Gesicht gestreichelt. Wie ein liebevoller Vater halt mit seiner Tochter umgeht.«
    »Und das fand Heike immer toll?«
    »Warum fragst du? Ich weiß nicht, hab’ da nicht so drauf geachtet. Sonntags ist hier immer viel Betrieb. Kann sein, daß sie schon mal die Hand abgeschüttelt hat. Was weiß ich denn? Warum fragst du?«
    Frank ließ die Frage unbeantwortet. »Und seine Frau war hölzern? Was meinst du damit?«
    »Ich glaube, ich habe sie nie mal richtig lachen sehen. Sie saß meist mit einem ziemlich, wie sagt man, sauertöpfischen Gesicht am Tisch. Sie war eigentlich genau das Gegenteil von ihrem Mann, der auch schon mal, wenn er gut drauf war, eine Lokalrunde oder zwei geschmissen hat. Meistens war er da schon nicht mehr so ganz nüchtern. Wenn er dann an der Theke gesessen hat, hat er mir von seinen Problemen mit seiner Frau erzählt. Noch ein Bier?« Schon wieder schwebte das Glas unter den Zapfhahn.
    »Nun mach’ mal nicht so schnell. Nur noch dieses eine. Ich muß noch fahren. Außerdem will ich noch bei Josef vorbeigucken. Welche Probleme meinte van den Hövel?«
    »Du fragst mich Sachen. Woher soll ich das noch wissen? Das ist schon so lange her. Außerdem, was meinst du, was mir die Leute hier den ganzen Abend so erzählen? Da kann man den Eindruck kriegen, das Eheleben ist ein ewiger Kampf, bei dem nur der Mann verlieren kann.«
    »Und, ist das so?« Frank stützte sich am Tresengeländer ab und bog den Rücken durch.
    »Ich war auch schon mal verheiratet. Willst du noch mehr hören?«
    »Welche Probleme hatte van den Hövel denn nun?«
    »Mann, ich weiß nicht mehr. Bestimmt das Übliche. Seine Frau ließ ihn nicht mehr ran. Oder er hatte eine andere. Oder er kriegte keinen mehr hoch. Was weiß denn ich?« Wilfried Kreuels schüttelte den Kopf und stellte Franks Bier mit einem Ruck auf den Deckel als Zeichen, daß für ihn das Thema van den Hövel durch war.
    Die nächsten Minuten schwiegen sich die beiden Schulfreunde an. Frank mußte an die Zeit denken, als er mit Wilfried hinten im Saal der Kneipe gespielt hatte. Einmal hatten sie dort eine große Trommel gefunden, mit der sie so lange Krach gemacht hatten, bis es Wilfrieds Mutter zuviel wurde und sie die beiden auf die Straße schickte.
    »Wie laufen die Geschäfte?«
    »Siehste doch. Blendend.«
    »Ich mein’ jetzt nicht heute abend.«
    »Ich bin zufrieden. Es könnte besser sein. Aber es ist überall schlecht. Ich komm’ schon über die Runden.«
    Als Frank das Bier ausgetrunken hatte, wollte er zahlen, aber Wilfried winkte ab. »Bist heute abend mein Gast. Ich werde gleich zumachen.

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