Der Lambertimord
Vielleicht sollte ich mit seiner Mutter reden. Sie wird bestimmt verstehen, daß wir uns lieben.
Heute werde ich wieder zu Markus gehen. Er tut mir so leid da draußen. Allein in der Kälte und in der Dunkelheit. Ich will jetzt mit ihm schlafen. Da draußen im Wald, im Zelt. Da bin ich ihm ganz nahe. Es ist an der Zeit.
Mein Gott, ich bin schwanger. Von IHM. Die Sünde ist über mich gekommen. Jetzt ist alles aus. Das ist das Ende. Lieber Gott, hilf mir. Hilfe!!!!!!!!!!!!!
***
»Und? Was machen wir jetzt?« Ecki sah Frank an.
»Wir werden jetzt zu van den Hövel fahren. Wer sonst als van den Hövel kann ein Interesse an den Aufzeichnungen haben?«
»Aber jeder andere auch. Vielleicht gibt es noch jemanden, den wir bisher noch nicht kennen? Und, wer sagt uns denn, daß in dem Schrank wirklich das oder die Tagebücher versteckt waren? Und, was soll da drinstehen?«
»Das sind genau die Fragen, die ich an van den Hövel habe.«
Franks Handy klingelte. »Ja?« Frank sah Ecki an und verzog bedeutungsvoll das Gesicht. »Wann hat er angerufen? Nein, ich habe jetzt keine Zeit. Ich habe keine Ahnung, was er von mir will. Wenn er es ihnen auch nicht gesagt hat, ich habe keine Ahnung.« Frank legte auf. »Josef hat mich wieder zu erreichen versucht. Er hat Schneider nicht gesagt, was er von mir will. Offenbar hat er etwas Wichtiges auf dem Herzen.« Frank zuckte mit den Schultern. »Muß er sich halt gedulden. Wir haben Wichtigeres zu tun.«
Warum hatte Frank bei diesem Fall immer das Gefühl, zu spät zu kommen? Nicht nur, daß er bei Böskes und Vander nicht früher hatte eingreifen können, weil ihn bei den Ermittlungen bisher stets die falschen Fragen beschäftigt hatten. Nun kam er womöglich auch noch bei van den Hövel zu spät, dachte Frank verärgert, als sie von van den Hövels sichtbar aufgelöst und verstört wirkender Sekretärin hatten hören müssen, ihr Chef habe das Haus in aller Eile verlassen mit dem Hinweis, alle Termine für die nächsten Tage abzusagen.
Einigermaßen ratlos saßen Frank und Ecki im Auto.
»Was hat das nun wieder zu bedeuten?«
»Das hat wahrscheinlich zu bedeuten, daß van den Hövel weiß, daß wir von dem Tagebuch wissen und ein paar unbequeme Fragen an ihn haben. Mist, verdammter.«
»Cool bleiben, der kommt nicht weit. Der hat höchstens eine Stunde Vorsprang.« Ecki bediente schon das Funkgerät und gab van den Hövels Daten durch.
Sie fuhren zum alten Breyeller Rathaus. Mehr konnten sie im Moment ohnehin nicht tun. Dort wurden sie bereits von Staatsanwalt Böllmann erwartet.
»Ich hoffe, wir haben nicht einen Fehler gemacht, als wir Jansen entlassen haben. Er ist nach wie vor unsere einzige Verbindung zu Heike van den Hövel. Sieht man mal von ihrem Vater ab.« Ralf Böllmann hatte sich an Franks Schreibtisch gesetzt und sich einen Kaffee geben lassen, an dem er zwischen den einzelnen Sätzen mit nachdenklicher Miene vorsichtig nippte. Er wiederholte seine Sorgen. »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir ihn nicht doch zu früh haben laufen lassen. Hoffentlich haben wir keinen Fehler gemacht.«
»Ich glaube nicht, daß wir einen Fehler gemacht haben. Der Fall hat eine ganz neue Wendung genommen.« Frank klärte den Staatsanwalt ausführlich über den aktuellen Stand ihrer Ermittlungen auf. Böllmann hörte ihm schweigsam zu und trank dabei in bedächtigen Schlucken seinen Kaffee.
Als Frank fertig war, setzte Böllmann die Tasse ab und stieß hörbar Luft durch die Zähne, »van den Hövel. Der alte van den Hövel. Ihre Theorie, Borsch, ist gar nicht mal so abwegig. Möchte mal wissen, warum van den Hövel sich so verhält. Damit macht er sich höchst verdächtig. Das muß er doch wissen. Andererseits: ich habe Toni van den Hövel bisher für den liebenden Vater gehalten, der am Tod seiner Tochter zu zerbrechen droht. Was denken sie, Herr Eckers, was in den Tagebüchern steht?«
Ecki setzte sich halb auf eine Ecke des Schreibtisches und zählte seine Vermutungen an seinen Fingern ab. »Nehmen Sie doch mal die Fakten zusammen. van den Hövel hat selbst davon erzählt, wie heilig für Heike die Aufzeichnungen waren. So wichtig, daß sie sie vor ihrem Vater versteckt hat. Jansen hat ausgesagt, daß Heike massive Probleme mit ihrem Vater hatte. Und daß ihr ihre Tagebücher so viel bedeuten. Wie hat er gesagt?« Ecki suchte nach den richtigen Worten. »In den Büchern steht ihre Abrechnung, soll sie zu Markus Jansen gesagt haben. Die Bücher seien so etwas wie die
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