Der Lambertimord
teuerste Baumaterialien verwendet. Der schmiedeeiserne Zaun an seiner Villa hatte vergoldete Spitzen bekommen, die Außenanlagen hatten alleine so viel gekostet wie eine kleine Eigentumswohnung. Selbst bei einem Weinhändler in Mönchengladbach hatte Vander Schulden im hohen vierstelligen Bereich. Der Baustoffhändler Vander mußte im wahrsten Sinne in Saus und Braus gelebt haben. Nicht nur seine Sekretärin und Geliebte mußte beeindruckt gewesen sein von der vordergründigen finanziellen Potenz Vanders, sondern auch seine Freunde, Geschäftspartner und Bekannte. In einem Schreibtisch waren Listen mit Adressen von Leuten gefunden worden, die augenscheinlich regelmäßig kleine Geschenke bekommen hatten. Frank fand auch Namen mit Meerbuscher und Düsseldorfer Adressen.
Frank wunderte es nicht, daß Vander die Gelegenheit genutzt hatte, um an das Geld von Böskes zu kommen. Wenn es geklappt hätte, wäre sein Freund und Vereinskamerad eine fette Gans gewesen, die sich über Jahre hätte ausnehmen lassen müssen.
Neben den Geschäftspapieren hatte die Spurensicherung auch einen braunen DIN-A4-Umschlag mit Rotterdamer Absender gefunden. Darin eingetütet waren einige Fotos, auf denen Böskes und Heike zu sehen waren. Was mußte Heike bei den Treffen mit Böskes empfunden haben? Ob sie ihn geliebt hatte? Wenigstens in den kurzen Momenten ihrer Sexspiele im Wald? Oder ob sie nur auf ein schnelles Abenteuer aus gewesen war?
Der Absender des Briefumschlags stammte mit einem derer überein, die in Masuhrs Adressenkartei aus der Skinhead- und Neonazi-Szene gefunden worden waren. Ein weiteres Indiz dafür, daß Vander für den Tod Masuhrs verantwortlich war. Außerdem waren in der Garage Schuhe gefunden worden, die Vander im Leuther Wald getragen haben mußte. Denn die Anhaftungen stimmten laut Analyse mit den Bodenproben überein, die am Tatort genommen worden waren.
Wenigstens dieser Fall kann als gelöst zu den Akten, dachte Frank. Auf zwei kurzen Aktennotizen, die ihm beim Durchsehen der Akten entgegenfielen, war vermerkt, daß sich Josef bei der Mordkommission gemeldet hatte. Josef, stimmt. Er würde nachher in der Spielhalle bei seinem Schulfreund vorbeischauen.
Die Akten zu Böskes ließ er unberührt, weil er sie schon bearbeitet hatte. Das tragische Schicksal des Bauunternehmers sprach für sich. Die abschließenden Ermittlungen hatten nichts ergeben, was sie weitergebracht hätte. Sie hatten im Wesentlichen bestätigt, was Christa Böskes ausgesagt hatte. Frank vermochte nicht zu sagen, wer ihm mehr Leid tat, Böskes oder seine Frau. Was würde aus ihr werden? Die Nettetaler würden entweder hinter ihr her tuscheln: das ist die Frau von dem Selbstmörder, oder sie würden ihre Neugierde nur mühsam hinter Mitleid verbergen können. Soweit er es einschätzen zu können meinte, würde sie in Nettetal auf lange Sicht kaum eine Chance auf Normalität haben. Ecki würde jetzt sicher sagen, daß das nichts mit der Stadt zu tun habe, und vielleicht hatte er damit auch recht, dachte Frank.
Kein Skinhead-Überfall – Frau hatte Vergewaltigung nur erfunden
(dpa). Die Viersener Polizei hat die angebliche Vergewaltigung einer 40jährigen durch Skinheads als Lügengeschichte entlarvt. Die Frau hatte behauptet, daß vier Männer sie beim Entleeren einer Mülltonne entführt und vergewaltigt hätten. Der Grund: sie habe sich einen Tag zuvor vor einem Supermarkt für einen Jugendlichen eingesetzt, den fünf Skinheads belästigt hätten. Tatsächlich wies die Frau Verletzungen auf. Doch jetzt räumte sie ein, ihre Vergewaltigung vorgetäuscht und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben. Als Grund nannte die Frau zunächst, sie habe eine frühere Vergewaltigung nicht verarbeitet. Doch auch das widerrief sie inzwischen. Dagegen soll sich der Vorfall auf dem Supermarktplatz so abgespielt haben. Die Polizei bezweifelt das jedoch und stoppte deshalb die Fahndung nach einer Gruppe von 25 bis 32 Jahre alten Skinheads. Gegen die Viersenerin wird nun wegen Vortäuschung einer Straftat und falscher Verdächtigung ermittelt. Verschiedene Medien hatten über den Fall in großer Aufmachung berichtet.
Er nahm einen blauen Hefter mit Zeitungsausschnitten zur Hand. Eine beachtliche Menge, sortiert nach Datum. Er blätterte die Schnipsel durch. Nicht gerade schmeichelhaft, die Überschriften, dachte Frank. »Mord gibt Rätsel auf«, »Was tut die Polizei? Angst vor weiteren Morden«, »Täter möglicherweise Neo-Nazi?«,
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