Der Lambertimord
die Aktion. Das SEK übernimmt.«
Ecki schüttelte den Kopf. Er sah auf seine Uhr. »Zu spät. Frank ist schon drin. Die drei Minuten sind um.« Mit einer weit ausholenden Bewegung warf er die aufgesammelten Steinchen in Richtung Haus. Alle drei duckten sich. Sie konnten hören, wie die kleinen Kiesel wie Hagelkörner gegen die Fensterscheiben prasselten. Vorsichtig hoben sie die Köpfe.
Toni van den Hövel war am Fenster erschienen, sein Gewehr hielt er mit beiden Händen fest vor der Brust. Mit einer hastigen Bewegung beugte er sich vor und sah sich hektisch nach allen Seiten um. Plötzlich drehte er sich um, dann fiel krachend ein Schuß. Sie konnten deutlich das grelle Mündungsfeuer von van den Hövels Gewehr erkennen. Dann war er vom Fenster verschwunden.
Um Ecki brach die Hölle los. Von allen Seiten sprangen Angehörige des Sondereinsatzkommandos mit gezogenen Waffen aus dem Gebüsch und dem Unterholz hervor und stürmten auf das Haus zu. Einige duckten sich mit ihren Gewehren unter die Fenster, andere liefen rechts und links um das Haus. Der erste Beamte, der die Tür erreicht hatte, trat sie mit einem kräftigen Tritt ein und verschwand im Flur. Hinter ihm folgten drei seiner Kollegen. Böllmann war neben Ecki hinter dem Landrover geblieben.
Trotz der Kälte brach Ecki der Schweiß aus. Er hatte Angst um seinen Freund. Er machte sich Vorwürfe, daß er Frank nicht von seinem Plan abgehalten hatte. Nun war doch alles schiefgegangen. Und er war schuld. Ecki hielt nichts mehr hinter dem Wagen. Böllmann versuchte noch, ihn am Ärmel festzuhalten, aber Ecki war schon weg. In langen Sätzen rannte er bis zum Haus und nahm die beiden Eingangsstufen auf einmal. Er stieß den Beamten zur Seite, der ihn am Eingang aufhalten wollte. Von dem kleinen Flur ging links die Tür zum Wohnzimmer ab. Das Türblatt hing schief in der Angel.
In der Mitte des Wohnzimmers stand Frank und atmete schwer. Vor ihm lag van den Hövel schon mit Handschellen gefesselt auf dem Boden.
»Gott sei Dank. Bist du okay?« Ecki ging zu seinem Freund und legte ihm seinen Arm um die Schulter.
»Weißt doch, Unkraut vergeht nicht.« Frank zitterte am ganzen Körper.
»Was ist passiert?«
»Ich habe die Vase übersehen.« Frank zeigte auf die große Kupferkanne, die in den Raum gerollt war. »Die hat so einen Krach gemacht, daß van den Hövel herum ist und sofort geschossen hat. Da war ich aber schon bei ihm und hab’ ihn von den Beinen geholt. Der Schrot, der für mich bestimmt war, steckt da oben.« Frank zeigte an die Decke.
Über ihnen war ein Teil der Deckenvertäfelung durch die Wucht der Schrotladung in Fetzen gegangen.
»Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können.« Ecki drückte seinen Freund fester.
Frank zitterte noch immer. »Dann, lieber Ecki, hättest du dich endlich nicht mehr für deine CD-Sammlung rechtfertigen müssen.« Er versuchte zu grinsen.
Ecki sagte nichts, sondern schlug seinem Freund nur heftig auf die Schulter.
SEK-Beamte hatten van den Hövel mittlerweile auf die Beine gestellt. Seine Jacke hing ihm halb von den Schultern. Schief stand er vor den beiden Kriminalbeamten. Sein Blick ging ins Leere.
Frank sprach ihn an. »Herr van den Hövel. Ich nehme Sie wegen Mordverdachts fest. Ich bin davon überzeugt, daß Sie Ihre Tochter erschlagen haben. Haben sie das verstanden?«
Toni van den Hövel blieb stumm und regungslos. Sein Blick verriet nicht, ob er Frank verstanden hatte.
»Herr van den Hövel, hören Sie mich? Sie stehen unter Mordverdacht.«
Toni van den Hövel blieb weiter stumm. Als Ecki Franks Worte wiederholen wollte, öffnete van den Hövel seinen Mund. Ein leises Summen war zu hören; van den Hövel summte eine Melodie, erst ganz leise, dann konnten die Umstehenden die Worte verstehen.
Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu, wenn die kleinen Babys schlafen, drum schlaf auch du. Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu, wenn die kleinen Babys schlafen, drum schlaf auch du. Hmhmhmhm.
van den Hövel begann sich zu dem Kinderlied leicht zu wiegen. Sein Oberkörper bewegte sich im Rhythmus der Melodie leicht von links nach rechts. Seine leeren Augen hatten jetzt einen feuchten Schimmer.
Staatsanwalt Böllmann war mittlerweile zu ihnen gestoßen und unterhielt sich leise mit dem Einsatzleiter. Dann kam er zu Frank und Ecki.
»Das war denkbar knapp, Herr Borsch. Sie können froh sein, daß das so gerade geklappt hat. Wir alle können froh sein, daß Ihr Alleingang so glimpflich
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