Der Lambertimord
Kinderpornoring.«
»Keine Ahnung. Auf jeden Fall werden die sichergestellten Asservate noch ausgewertet. Möglicherweise sind auf Wüstens Dienstcomputer noch Adressen oder Bilder versteckt. Schließlich hatte Wüsten mehr als 25 Jahre nahezu ungehindert Zugriff auf die Akten. Soviel ich weiß, werden auch alle Kontrollbücher aus dem Archivkeller überprüft. Dort sind alle Ausleihen penibel eingetragen. Wüsten wird wohl seine Spuren hinterlassen haben.«
»Na, hoffentlich haben sich nicht auch noch andere an den Fotos in den Akten bedient.«
Frank wollte das Thema beenden und tippte ungeduldig mit dem Kugelschreiber auf seine Schreibtischunterlage. »Kannst du bitte mal nachfragen, ob das Handy schon untersucht worden ist? Vielleicht haben die Kollegen von der KTU etwas gefunden. Außerdem würde ich mir gerne aus Viersen die Akten über die verschwundenen Frauen kommen lassen. Kannst du das für mich erledigen? Ich muß erst durch den Stapel hier auf meinem Schreibtisch.«
Ecki seufzte, stand demonstrativ schwerfällig auf, stopfte sich sein Hemd umständlich in die Hose und rückte das lederne Schulterholster zurecht. Warum immer er? Er hatte Hunger und wollte eigentlich nur noch nach Hause.
»Nun stell dich nicht so an, Ecki. Ich dachte, du kennst doch ein paar von den Kollegen in Viersen. Ruf doch nur eben einen von deinen Kumpeln an, vielleicht erledigt sich die Anfrage auf dem kleinen Dienstweg. Ist doch wirklich nur ein Anruf für dich. Ich spendier dir bei nächster Gelegenheit auch einen frischen Apfelberliner. Versprochen.« Frank sah seinen Freund von unten herauf treuherzig an.
Ecki brummte nur etwas Unverständliches und war fast schon zur Bürotür raus, als er sich noch einmal umdrehte. »Warum willst du unbedingt in die Viersener Akten gucken? Meinst du wirklich, daß zwischen den Fällen und dem Mord an Heike van den Hövel ein Zusammenhang besteht?«
»Das weiß ich nicht. Aber es ist doch schon merkwürdig, daß in so kurzer Zeit mehrere junge Frauen verschwinden oder ermordet werden. Oder findest du nicht?«
Ecki zuckte nur mit den Schultern.
»Ecki, nun laß dich nicht lange bitten,« Frank sah auf die Uhr, »ruf an, bevor du gleich heimfährst. Vielleicht erwischst du ja noch jemanden in Viersen.«
»Ist ja schon gut.«
»Ich habe einfach nur so eine Ahnung. Schließlich waren die Frauen alle relativ jung. Man weiß ja nie. Möglicherweise steckt in den Akten ein Hinweis, den die Kollegen übersehen haben. Irgendwas aus ihrer Vergangenheit, meinetwegen gehen wir zurück bis in ihre Kindheit. Gemeinsame Hobbys, den gleichen Lehrer, was weiß ich. Ich will auch sicher gehen, daß wir es nicht mit einem Serientäter zu tun haben, der im Kreis Viersen seine Opfer sucht.«
»Wieso Serientäter? Und warum soll er sie nur im Kreis Viersen suchen? Er kann doch überall Frauen überfallen?«
»Hm, weiß nicht, aus Holland könnte er kommen, hier bei uns zuschlagen und wieder verschwinden.«
»Oder er kommt aus dem Ruhrgebiet. Mensch, Frank, vielleicht ist ja alles nur Zufall. Und die Fälle haben nichts miteinander zu tun. Vielleicht kommt der Täter aus dem Umfeld der Opfer. Wäre ja nicht das erste Mal.«
»Und warum wird eine der Frauen an der Autobahn bei Eindhoven gefunden? Quasi in aller Öffentlichkeit abgelegt, so daß sie gefunden werden mußte? Das wäre doch ein Hinweis. Sie wurde erschlagen, Heike van den Hövel wurde auch erschlagen. Und mitten im Dorf abgelegt, in aller Öffentlichkeit. Zufall?«
»Keine Ahnung, vielleicht haben die Fälle einen gemeinsamen Hintergrund, vielleicht auch nicht. Wir sollten es herausfinden.« Ecki war schon fast wieder zur Türe hinaus, als er sich noch einmal umdrehte. »Wir werden es herausfinden.«
»Klingt wie aus einem Western: hey, Marshall, laß uns durch die Stadt reiten. Wir werden im Saloon auf ihn warten.« Auch Frank war müde und wollte eigentlich nur noch nach Hause.
»Apropos Western«, Frank feixte, »Hey, John Ecki Wayne, deine Waffe kannst du ruhig hier bei mir lassen. Die Typen von der KTU sind Kollegen, die tun dir da bestimmt nix.«
Ecki zeigte Frank einen Vogel. »Paß nur auf, daß das Ding nicht irgendwann mal von selbst losgeht, und du dann genau vor der Mündung stehst. Aber wär’ auch nicht weiter tragisch. Bei deinem dicken Bauch merkst du ja eh’ nix mehr.« Ecki wußte sofort, das saß. Wenn Frank eines nicht mochte, dann waren es Bemerkungen über seine Figur. Ecki verschwand mit breitem Grinsen.
Frank
Weitere Kostenlose Bücher