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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Ortseingang hatte er sie links in eine Straße abbiegen lassen, von der eine Sackgasse in ein Neubaugebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern abzweigte. Dort spiegelten sich in den meisten Wohnzimmerfenstern die bunten Bilder der Fernsehprogramme. Die Vorgärten der Reihenhäuser waren nicht sonderlich groß. Sie reichten gerade für eine Nische für die Mülltonnen und einige immergrüne Sträucher. An den unterschiedlich farbigen Haustüren hingen Kränze aus Trockenblumen und bunten Schleifen, auf den Stufen waren Kürbisse in unterschiedlichen Größen dekoriert. Vor einem Haus stand ein vergessenes rotes Bobbycar, vor einem anderen eine Sitzbank aus Teakholz. Schöne heile Welt, dachte Frank. Ihm war das alles zu klein und zu spießig. Er könnte diese Enge der Häuserzeile nicht ertragen, diese Nähe zu den Nachbarn, die sich im Sommer bestimmt jedes Wochenende zum Grillen trafen, gemeinsame Ausflüge planten oder auf die nächste Geburtstagsfeier warteten. Ecki war da ganz anders. Er lebte mit seiner Familie in einer ähnlich modernen Wagenburg und fühlte sich dort nach eigenem Bekunden »sauwohl«.
    van den Hövel ging mit Frank und Ecki zum letzten Haus in der Reihe. Vier Namen standen auf dem Klingelbrett, das neben der hölzernen Eingangstür mit großem Edelstahlgriff in die Fassade aus naturbelassenem Kalksandstein eingelassen war. Heike van den Hövel hatte ganz oben gewohnt. Ihr Vater schloß auf und ging vor ihnen die Steintreppe hoch. Der Hausflur war weiß und kahl. Nur die bunten Kokosmatten und die üppigen Türkränze brachten Abwechslung in den tristen Hausflur.
    Als Frank vor der Tür zu Heike van den Hövels Wohnung stand, hatte er das Gefühl, vor einem Grab zu stehen. Dabei sah der Türkranz mit seinen blauen und gelben Schleifen nun überhaupt nicht nach Friedhof aus. van den Hövel schloß auf und machte Licht. Die drei standen in einem kleinen Flur, in dem links ein Schuhschränkchen stand. Rechts reichte ein Spiegel vom Boden bis zur Decke. Davor stand als Dekoration ein alter runder Kohleofen. Auf seiner gußeisernen Platte saß ein kleiner Teddybär aus Plüsch, der mit seinem schräg gestellten Kopf die unerwarteten Eindringlinge aufmerksam zu mustern schien. Links führte eine Tür in die schmale Küche und den Eßbereich, der nicht gerade aufgeräumt aussah. Auf dem kleinen Tisch, der mit einer Längsseite an die Wand gerückt war, standen noch eine große Kaffeetasse, die Margarinedose und ein offenes Marmeladenglas. Neben dem Frühstücksbrettchen lag ein benutztes Messer. Im Spülbecken der Küchenzeile fand Frank eine leere Milchtüte. Es sah ganz so aus, als habe Heike van den Hövel am Morgen ihres gewaltsamen Todes nach dem Frühstück überhastet das Haus verlassen. Aber vielleicht täuschte sich Frank. Vielleicht war die Unordnung auch nur Ausdruck der unbeschwerten Nachlässigkeit einer jungen Frau, die alleine gelebt hatte und auf niemanden hatte Rücksicht nehmen müssen. Im Regal neben der Tür waren gefaltete Küchenhandtücher und Töpfe achtlos zusammengeräumt.
    Die ganze Wohnung war weiß gestrichen und hatte einen einheitlichen weißgrauen Marmorboden. An den Wohnzimmerwänden hingen mehrere bunte Drucke von Kandinsky. Das große, bis auf den Boden reichende Fenster ließ bei Tag sicher viel Licht in das großzügige Wohnzimmer, van den Hövel ging zum Fenster und kippte es.
    »Es riecht ein bißchen muffig«, erklärte er den beiden Beamten, die sich interessiert in dem Raum umsahen und keine Notiz von van den Hövel zu nehmen schienen.
    Dominiert wurde der Raum von einem dunklen antiken Eichenschrank, der gegenüber der Zimmertür stand. Außerdem hatte in dem Wohnzimmer noch eine alte Eßgruppe Platz, die ebenfalls aus Eiche war. Das dunkle Holz bildete einen eleganten Kontrast zur hellen Farbe des Marmorbodens. Neben dem Fenster stand ein Regal, ebenfalls aus weißgrauem Marmor, für die kleine kompakte Musikanlage. Auf dem Boden davor lagen einige offene CD-Hüllen. Frank bückte sich und hielt mit den Fingerspitzen eine weiße Hülle hoch und las halblaut den Titel vor: »Renaissance von Lionel Richie.« Dann legte er die leere Schachtel wieder auf den Boden.
    Zwischen Regal und Fenster waren mehrere Grünpflanzen in Kübeln, eine Geigenfeige, drei Farne und zwei Palmen, zu einer großen grünen Insel zusammengestellt worden.
    Heike van den Hövel mußte Nippes gemocht haben. Auf einer alten Kommode, auf dem schwarz bezogenen alten Sofa, auf dem alten

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