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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Nußschleife am Morgen den ganzen Tag über »nichts Richtiges mehr zu Essen« bekommen hatte.
    Den beiden Kriminalhauptkommissaren waren Pressekonferenzen gleichermaßen ein Greuel. Auch das Pressegespräch am späten Nachmittag, an dem neben Frank und Staatsanwalt Böllmann auch zwei Beamte der Viersener Polizei und der Kreisdirektor als Polizeichef teilgenommen hatten, war nach dem immer gleichen Schema abgelaufen. Es gab wie immer nur wenig mitzuteilen, und die Presse nörgelte wie immer, weil es außer der Tatsache, daß Heike van den Hövel tot war, nichts Konkretes zu berichten gab.
    Während sie auf dem Weg aus dem Besprechungsraum waren, in dem die Fernsehteams mit dem Abbau ihrer Kameras und Mikrofone beschäftigt waren, hatte Frank mitbekommen, daß sich Gerd Fuchs vom Express am Ende der knapp dreißigminütigen Veranstaltung bitter bei Hans-Peter Wirtz, dem Sprecher der Mönchengladbacher Polizei, beschwerte. Fuchs mutmaßte aufgeregt, daß die Polizei »wieder mal bewußt« wichtige Informationen zurückhielt. Die Mitteilung, wie viele Polizeibeamte in der Mordkommission tätig seien, sei vom Nachrichtenwert her so dürr, daß er lieber auf diese Information in seinem Artikel verzichten wolle. Wirtz hörte Fuchs zwar geduldig und freundlich lächelnd zu; Frank wußte aber trotzdem, was in Wirklichkeit in Wirtz vorging. Frank konnte sich auf den Polizeisprecher verlassen. Was Wirtz nicht nach draußen lassen wollte, ging auch nicht raus.
    Dabei hatten Frank und Ecki bis jetzt wirklich nicht viel Brauchbares in Händen: Heike van den Hövel, 28, mußte gegen ein Uhr früh tot vor dem Lambertiturm in Nettetal-Breyell abgelegt worden sein. Tatort, Mörder und Motiv waren den Ermittlern noch völlig unklar. Außerdem war der Obduktionsbericht noch nicht fertig. Das Handy, das sie in der Unterwäsche der Toten gefunden hatten, wollten sie der Presse gegenüber vorerst nicht erwähnen.
    Frank sah über seinen Schreibtisch hinweg Ecki an, der gerade die Einladung zu einer großen Dienstbesprechung las, die für den kommenden Mittwoch geplant war. »Mir fällt gerade ein, gibt es eigentlich etwas Neues im Fall Wüsten? Hat Böllmann irgendwas erzählt?«
    »Nur soviel, daß Wüsten vorerst wieder auf freiem Fuß ist. Und daß die Ermittlungen gegen ihn an die Staatsanwaltschaft Düsseldorf abgegeben werden sollen. Ist ja schon ein Hammer: ein Jugendrichter sammelt Kinderpornos.« Ecki schüttelte den Kopf.
    »Möchte mal wissen, was Frau Wüsten zu dem ganzen sagt.«
    Ecki ließ die Einladung sinken. »Die hat über all die Jahre offenbar nichts gemerkt. Wüsten hatte seine ganzen Dateien und Fotos in seinem Büro im Landgericht. Ich meine, daß die Kollegen 25 CD-ROMs und zwei Pappkartons mit Fotos sichergestellt haben. Fein säuberlich beschriftet und geordnet. Soweit bisher feststeht, hat Wüsten die Fotos aus Ermittlungsakten abfotografiert oder einfach geklaut. Die Bilder sind zum Teil aus den siebziger Jahren. Lauter kleine nackte Mädchen, meist blond. Möchte mal wissen, was in seinem kranken Hirn vorgegangen ist.«
    »Das werden die Gutachter schon herausfinden.«
    »Bei seiner Verhaftung hat er jedenfalls behauptet, er habe die Fotos lediglich als Material für eine Dokumentation über Kindesmißbrauch gesammelt. Er hat allen Ernstes behauptet, zusammen mit einem Galeristen ein Buch über das Thema vorzubereiten.«
    »Wie kann ein Mensch sich nur selbst so belügen. Das glaubt ihm doch kein Richter, daß er, Jugendrichter Werner Wüsten, völlig uneigennützig Mahner und Wissenschaftler sein wollte? Kinderpornos sind verdammt noch mal Kinderpornos. Und deren Verbreitung steht Gott sei Dank unter Strafe. Das muß der feine Herr Wüsten doch am besten wissen. Welchen Galeristen meinte er denn? Doch nicht etwa Stolzenbach?«
    Frank konnte sich erinnern, daß der Mönchengladbacher vor einiger Zeit wegen sexuellen Mißbrauchs zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden war. In der Verhandlung hatte der hochintelligente und in seinem hellen Anzug und seiner teuren Goldrandbrille sehr seriös wirkende Angeklagte bis zur Urteilsverkündung stets behauptet, die bei ihm gefundenen Fotos und die von den Zeugen als Mißbrauch geschilderten Praktiken seien lediglich als Kunst zu verstehen. Außerdem hätte er niemanden zum Mitmachen gezwungen. Der ganze Prozeß sei ein Irrtum und ein Angriff auf die Kunst.
    »Ja, genau. Stolzenbach. Der ehedem allseits beliebte Stolzenbach.«
    »Das klingt nach einem ganzen

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