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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Arbeiter waren nicht zu sehen. Für sie war in dieser Woche wohl überraschend früh Feierabend, dachte Frank. Noch war der Fundort der Toten nicht freigegeben. Und das würde vorläufig auch so bleiben.
    Frank, Ecki und Toni van den Hövel stiegen aus dem Mondeo und gingen auf den schwarzen Leichenwagen zu. Die beiden Mitarbeiter der Bestattungsfirma, die in ihrem Wagen gewartet hatten, kamen ihnen entgegen. In ihren grauen Kitteln sehen sie aus wie seelenlose Geier, dachte Ecki, als sie wortlos die Heckklappe ihres Kombis öffneten und mit einem kurzen Griff routiniert den Sarg vorzogen, der auf Schienen stand. Dann traten sie zur Seite und warteten auf ein Zeichen der beiden Beamten, van den Hövel stand mit offenem Lodenmantel zwischen Frank und Ecki. Ein dunkelgemusterter Wollschal hing nachlässig um seinen Hals. Die Hände hatte van den Hövel tief in die Manteltaschen gedrückt. Er atmete tief durch. »Machen Sie schon.« Seine Stimme war kaum zu hören.
    Als Ecki nickte, hob einer der Männer den Sargdeckel ein Stück an. Beim Anblick seiner toten Tochter zuckte van den Hövel zusammen. Er wich ein Stück zurück und griff dabei ins Leere. Ecki packte ihn unter die Schultern und führte ihn ein Stück zur Seite. Mit beiden Händen tastete van den Hövel nach seinen Tabletten, von denen er zwei nahm. Er würgte mehr, als daß er sie schluckte. Frank nickte im Weggehen den beiden Bestattern zu, die den Sarg in den Leichenwagen zurückschoben und anschließend grußlos abfuhren, van den Hövel hatte einen hochroten Kopf und atmete schwer. Stumm sah er mit zusammengekniffenen Lippen am verhüllten Turm hinauf. Langsam füllten sich seine Augen mit Tränen.
    Ecki packte van den Hövel fest am Arm. »Ich werde Ihnen die Frage nicht ersparen können. Das gehört zu unserer Routine. Wo waren Sie gestern Abend?«
    Frank hielt die Luft an. Ecki hatte einfach kein Taktgefühl. Diese Frage hätte sicher noch ein paar Stunden warten können.
    van den Hövel schüttelte die Hand des drahtigen und durchtrainierten Kripobeamten ab und blieb weiter stumm. Trotz seines Alters mußte der Mann Bärenkräfte haben, dachte Frank. Er wollte sich gerade für Eckis Frage entschuldigen, als ein silberfarbener Mercedes auf den Marktplatz bog. Hätte Frank Ecki nicht geistesgegenwärtig zu sich gezogen, wäre ein Unfall passiert. Der Wagen hielt direkt neben Frank.
    Der Fahrer ließ die Seitenscheibe langsam sinken. »Machen Sie doch den Weg frei. Sie sehen doch, daß ich hier durch muß. Das da ist meine Baustelle. Ich habe es eilig.«
    Frank wurde wütend und griff in die Brusttasche seiner Jacke. »Und wer sind Sie? Sie sehen doch, daß hier abgesperrt ist.« Frank hielt seinen Dienstausweis ins Wageninnere.
    Der Fahrer brummte etwas Unverständliches, stellte den Motor ab und stieg widerwillig aus. Vor den beiden Ermittlern stand ein untersetzter Mann mit kurzen dunklen Haaren, Ende fünfzig, Anfang sechzig, in teurem dunklem Cashmeremantel, der locker über einem dunkelgrauen, fast schwarzen Anzug saß. Die helle Krawatte paßte perfekt zum teuren Tuch des Anzuges. Sein Gesicht war braun und hatte tiefe Falten. Unwillkürlich mußte Frank an Sonnenbank und Sauna denken. Wahrscheinlich war das faltige Gesicht die Quittung für zuviel UV-Licht. Das schmale goldene Brillengestell unterstrich den wohlhabenden Eindruck, den Fahrzeug und Fahrer machten. Der Mann hatte Geld und zeigte es ungeniert. Für Franks Geschmack eine Spur zu deutlich, um wirklich so seriös zu wirken, wie er sich mit seinem Auftreten den Anstrich geben wollte. Fehlt nur noch die Rolex, dachte Frank. Er konnte sehen, daß auch Ecki den Unbekannten mit hochgezogenen Brauen skeptisch gemustert hatte. Sein Freund dachte wahrscheinlich genau das Gleiche.
    Die dunklen Augen des Unternehmers verengten sich für einen kurzen Moment, als er Frank mit kaltem Blick fixierte. Wie ein Tier, das seine Beute schon vor dem tödlichen Sprung am Boden halten wollte, dachte Ecki.
    »Böskes, Dieter Böskes.« Die Augen entspannten sich. »Mir gehört die Firma, die den Alten Lambert hier wieder aufpäppelt. Wird wieder ein richtiges Schmuckstück, wenn wir mit der Kur fertig sind.« Lächelnd bot er den Polizeibeamten seine Hand an. »Nichts für ungut, ich wollte Sie nicht auf die Kühlerhaube nehmen.« Als er Toni van den Hövel erkannte, polterte er kumpelhaft los. »Mensch, van den Hövel, du siehst aus, als sei dir gerade der Unaussprechliche begegnet! Was ist los, Mann, du

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