Der Lambertimord
unter der Leiche. Könnten die Reste eines Holzstiels sein. Eine Axt war das nicht. Sieht eher wie der Griff eines Baseballschlägers aus.«
Frank zog den Beutel zu sich und betrachtete das Fundstück. »Könnte der Tote damit erschlagen worden sein?«
»Mit einem Baseballschläger? Klar. Du kannst einen Menschen aber auch mit einer zusammengerollten Zeitung umbringen.«
»Danke für deine Hilfe.« Frank verdrehte die Augen.
»Mensch Borsch, was erwartest du eigentlich? Ich kann doch auch nicht zaubern. Laß mich das gute Stück erst mal ein paar Tage im Labor untersuchen, dann weiß ich mehr. Im Moment ist das nur ein Fundstück unter einer ziemlich verkohlten Leiche. Außerdem müssen wir den Bericht des Pathologen abwarten. Vielleicht ergibt sich daraus ein Hinweis auf die Todesursache.« Kuhlen zog den Plastikbeutel wieder an sich und ging zum Wagen des Erkennungsdienstes.
Ralf Böllmann hatte dem Ganzen schweigend zugehört. »Wie auch immer. Ich muß jetzt los. Ist ja doch eine Ecke zu fahren. Bis später.«
Zwei Stunden später hielt Ecki vor einem unscheinbaren, grau verputzten Haus am Ortsrand von Hinsbeck. Im Hintergrund, am Ende der schmalen Landstraße, zwischen den Bäumen eines Buchenwäldchens, waren die Flügelspitzen einer Windmühle zu sehen.
Ecki beugte sich vor und sah durch die Windschutzscheibe. »Das muß es sein. Wir sind da.«
Ecki und Frank stiegen aus und gingen die wenigen Schritte durch den schmalen Vorgarten zu der Haustür aus dunklem Holz. Das Haus wirkte nicht ungepflegt, hatte aber schon bessere Zeiten gesehen. Neben dem Eingang stand ein leerer Blumentopf aus Terracotta. Auf dem Klingelschild stand kein Name. Ecki drückte zweimal kurz. Als nicht sofort geöffnet wurde, klingelte er erneut. Auch diesmal wurde nicht geöffnet. »Scheinbar keiner da, oder es will niemand aufmachen.«
Ecki trat einen Schritt zurück. Hinter den Fenstern war nichts zu erkennen. Frank drehte sich um. Im Nachbarhaus hatte sich eine Gardine im Erdgeschoß neben der Eingangstür bewegt.
»Komm, fragen wir die Nachbarn.« Frank klingelte. Wie auf Kommando wurde die Tür aufgerissen.
»Nebenan ist niemand zu Hause. Ich habe den Kerl schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.«
Frank hatte sich noch nicht einmal vorstellen können. »Mein Name ist Frank Borsch, Kriminalpolizei Mönchengladbach. Und das ist mein Kollege Eckers.« Frank sah auf das Klingelschild. »Guten Tag, Herr Klose. Lebt Ihr Nachbar, Herr Masuhr, alleine, oder hat er Familie?«
»Der hat schon seit Monaten keine Frau mehr da gehabt. Hält wohl keine bei ihm aus. Sind aber immer irgendwelche Männer da. Entweder im feinen Anzug, oder in so Militärsachen. Und laut ist es dann. Wenn die besoffen sind, drehen die dermaßen die Musik auf, daß man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Und nachts lassen sie vor dem Haus oft die Motoren ihrer Autos und Mopeds aufheulen. Pack, sage ich.« Der alte Mann in seinen ausgebeulten Hosen und der fleckigen Wollweste wollte schon wieder die Tür schließen.
»Warten Sie, bitte. Können Sie mir bitte sagen, wo Herr Masuhr arbeitet? Hat er Verwandte im Ort?«
»Fragen Sie lieber mal im Sozialamt. Der weiß doch nicht mal, wie man Arbeit schreibt.« Die Tür flog zu.
Frank hatte die Hand schon wieder an der Klingel, zuckte dann aber doch nur mit den Schultern und drehte sich um. »Also, dann eben die Tour durch die Ämter. Los komm, Ecki, die Arbeit ruft.«
Ecki zockelte mißmutig hinter ihm her zum Auto. »Langsam verliere ich die Lust an meinem Job. Wünschte mir, es wäre schon Weihnachten.«
»Los, du Weihnachtsmann, darfst zur Beruhigung auch ein bißchen Volksmusik hören. Vielleicht muntert dich das auf.«
Frank boxte seinem Freund in die Seite. »Na, was haben wir im Angebot? Vielleicht Alle Jahre wieder von Stefan Mross und Stefanie Hertel?«
Ecki blieb stumm. Er hatte beschlossen, einfach nicht mehr auf diese dummen Sprüche zu reagieren. »Du hast ja überhaupt keine Ahnung.« Er begann leise zu summen.
»Was summst du da?«
»Na, Lalelu, nur der Mond schaut zu .« Ecki bemerkte, daß ihn sein Kollege fragend ansah. »Na, Lalelu, das Stück von Heinz Rühmann. Aus dem Film Wenn der Vater mit dem Sohne.«
Frank schüttelte nur den Kopf.
Im alten Ratssaal in Breyell waren an der Längsseite des Raumes, unter dem alten dunklen Ölgemälde mit der Ansicht der Lambertikirche und dem weißgestrichenen Rathaus, Tische aufgestellt, auf denen eine Reihe roter Körbchen standen. An
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