Der Lambertimord
mir noch selbst aus. Außerdem brauche ich keine. Immerhin habe ich noch Lisa.« Frank rührte eine ganze Zeit schweigend in seinem Kaffee.
»Es hat sich schon mal jemand totgerührt«, feixte Ecki.
Die junge Frau am Nebentisch lächelte wieder in Richtung Frank. Nun tat er so, als habe er nichts bemerkt. »Ich weiß nicht. Ich glaube, hier kann ich mich auch nicht konzentrieren. Halt doch einfach mal deine Klappe.«
Frank nahm den Schnellhefter zur Hand und blätterte durch die wenigen Seiten.
»Das ist der Obduktionsbericht. Der Tote im Auto hat noch gelebt, bevor er verbrannt ist. Er hatte Rauchgase in der Lunge.«
Ecki hatte die Frauen am Nebentisch mit einem Mal vergessen. »Also ist der arme Kerl erstickt? Was steht sonst noch in dem Bericht?«
Frank las einen Absatz. »Das Blut, das auf dem Boden neben dem Auto gefunden wurde, stimmt mit der Blutgruppe des Opfers überein. Der Mann muß also Verletzungen gehabt haben. Außerdem hat der Pathologe eine Schädelfraktur festgestellt und eine frische Armfraktur.«
Ecki spekulierte. »Möglicherweise hat er sich die Fraktur zugezogen, als er seinen Arm schützend vor den Kopf gehalten hat.«
»Möglich. Offenbar muß es sich bei der Tatwaffe um einen stumpfen Gegenstand gehandelt haben. Die Art des Bruches lasse den Schluß zu, steht hier.«
»Ein stumpfer Gegenstand?« Ecki überlegte. »Was kann das sein? Hat Kuhlen eigentlich schon das Holzstück identifizieren können, das unter der Leiche gefunden wurde?«
Frank schüttelte den Kopf. »Er hat sich noch nicht gemeldet.«
Eckis Aufmerksamkeit galt wieder den beiden Frauen. Er nickte ihnen aufmunternd zu. Dann nahm er einen Schluck Milchkaffee. »Warum liegt jemand auf dem Rücksitz eines Autos, das in Flammen aufgeht?«
»Vielleicht wollte jemand Spuren verwischen.« Frank nahm wieder einen Schluck von dem Kaffee, diesmal allerdings vorsichtiger.
»Also, dann doch kein Selbstmord. Es hat erst einen Kampf gegeben, und dann hat der Täter den Ford angezündet.« Ecki sprach mehr zu sich selbst. »Und der Tote hat noch gelebt, als es Wumm machte.« Mit seinen Händen unterstrich Ecki die Wirkung der Explosion. Dabei hätte er fast den Zuckerstreuer umgerissen. Sein plötzliches, lautes Wumm erschreckte das Mädchen im Kinderwagen so sehr, daß es laut zu weinen anfing.
»Antonia, du braucht doch nicht zu weinen. Die Mama ist doch da. Antonia, hier, nimm mal dein Dinkelstängchen. Das ist doch so lecker.« Die junge Mutter versuchte, ihre Tochter zu beruhigen, und drückte ihr das heruntergefallene Gebäck wieder in die winzige Hand. Dabei warf sie Ecki einen nicht gerade freundlichen Blick zu.
Ecki hob entschuldigend die Schultern und sah Frank an. »Ich mein’, wer tut so etwas?«
»Vielleicht war es Rache?«
»Aber wofür? Wer bringt einen anderen Menschen aus Rache um? Eine Beziehungstat? Der Täter käme dann aus dem Umfeld des Opfers. Mord aus Haß? Aber Haß worauf? Vielleicht ist er von einem Nebenbuhler aus dem Weg geräumt worden. Die meisten Morde sind Beziehungstaten, reine Eifersuchtsdramen. Der Tote als unliebsamer Liebhaber.« Ecki warf Frank einen schrägen Blick zu.
Frank verstand die Anspielung nicht, oder wollte sie nicht verstehen. »Du meinst, es war eine Frau im Spiel?«
»Kann doch sein. Wie das so geht: Der eine erwischt den anderen mit seiner Frau im Bett. Es gibt einen Streit. Der eine haut ab, der andere hinterher. Showdown dann im Wald bei Leuth, und dann Wumm.« Ecki markierte mit Blick auf das Kind diesmal mit seinen Händen nur eine kleine Explosion. Das Mädchen nuckelte Gott sei Dank weiter unbeeindruckt an seinem Dinkelstängchen.
»Da gehört dann doch eine ziemlich kriminelle Energie dazu, um seinem Nebenbuhler in den Wald zu folgen und ihn auf diese Weise umzubringen. Die Frage ist doch auch, warum ist der Tote ausgerechnet in dieses Waldstück gefahren? Warum ist er nicht, was weiß ich, über die Autobahn abgehauen?«
Ecki spielte mit dem gläsernen Zuckerspender. »Vielleicht kannte er sich dort am besten aus und wollte so seinen Verfolger abhängen.«
Frank konnte Ecki ansehen, daß seine Phantasie heftig arbeitete. Ecki zog in diesen Fällen seine Stirn in tiefe Falten. Außerdem starrte er dann meist geistesabwesend an die Decke. Vor seinem inneren Auge mußte sich gerade die dramatischste Verfolgungsjagd in der Kriminalgeschichte abspielen, so zerfurcht von steilen Falten war Eckis Stirn. Frank versuchte, seinen Freund in die Wirklichkeit des Cafés
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