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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einfache Antwort bereitete mir unaussprechliche Freuden, die ich alle aus dem Blicke schöpfte, der mich traf. So diente ein von der aufgehenden Sonne erleuchtetes Dorf, eine efeuumsponnene Ruine, die wir gemeinsam betrachtet hatten, dazu, in unsere Gemüter durch die Erinnerung an etwas Materielles in erhöhtem Maße süße Wallungen zu gießen, bei denen es sich um unsere ganze Zukunft handelte. Wir langten in dem Erbschlosse an, wo ich etwa vierzig Tage blieb. Diese Zeit, mein Herr, ist der einzige Anteil vollkommenen Glücks gewesen, den der Himmel mir gewährt hat. Ich kostete den Stadtbewohnern unbekannte Genüsse aus. Es war das ganze Glück, das zwei Liebende empfinden, zusammen unter demselben Dache zu leben, einen Vorgeschmack des Verheiratetseins zu haben, gemeinsam durch die Felder zu gehen, manchmal allein sein zu können, sich unter einen Baum in einem hübschen kleinen Talgrunde zu setzen, dort die Gebäude einer alten Mühle zu betrachten, sich einige vertrauliche Mitteilungen bei jenen kleinen Plaudereien zu entlocken, durch die man täglich im Herzen des andern ein bißchen mehr Fuß faßt. Ach, mein Herr, das Leben in freier Luft, die Schönheiten des Himmels und der Erde stimmen so gut zu der Vollkommenheit und den Wonnen der Seele! Sich beim Betrachten des Himmels zulächeln, unter dem feuchten Laubwerk harmlose Worte in die Gesänge der Vögel mischen, langsamen Schrittes beim Klange der Glocke, die einen zu früh zurückruft, nach Hause gehen, eine Einzelheit der Landschaft gemeinsam bewundern, die Launen eines Insekts verfolgen, eine Goldfliege beobachten, ein zerbrechliches Geschöpf auf der Hand eines geliebten und reinen jungen Mädchens, heißt das nicht, täglich dem Himmel ein wenig näherkommen? Für mich enthalten diese vierzig Tage des Glücks Erinnerungen, die einem ganzen Leben Farbe verleihen, Erinnerungen, die um so schöner und größer sind, als ich seitdem niemals verstanden werden sollte. Heute haben mich jene anscheinend einfachen Bilder, welche für ein gebrochenes Herz aber voller bitterer Bedeutungen sind, an eine entschwundene, doch nicht vergessene Liebe erinnert. Ich weiß nicht, ob Sie die Wirkung der untergehenden Sonne auf der Hütte des kleinen Jacques bemerkt haben? Einen Moment haben die Feuer der Sonne die Natur erstrahlen lassen, dann plötzlich ist die Landschaft düster und schwerer geworden. Diese beiden so verschiedenen Anblicke stellten für mich ein treues Gemälde dieser Periode meiner Geschichte dar. Mein Herr, ich erhielt von ihr den ersten, einzigen und köstlichen Beweis, den ein unschuldiges junges Mädchen erlaubterweise geben darf, und der, je verstohlener er ist, desto mehr verpflichtet: ein süßes Liebesversprechen, eine Erinnerung an die in einer besseren Welt gesprochene Sprache! Nunmehr gewiß, geliebt zu werden, schwur ich, alles zu sagen, kein Geheimnis vor ihr zu haben, und ich schämte mich, es so lange hinausgezögert zu haben, ihr von den Schmerzen, die ich mir geschaffen hatte, zu erzählen. Unglücklicherweise ließ mich am Morgen nach diesem glückseligen Tage ein Brief des Lehrers meines Sohnes für ein Leben zittern, das mir so teuer war. Ich reiste ab, ohne Évelina mein Geheimnis zu sagen, ohne der Familie einen anderen Grund als eine wichtige Angelegenheit anzugeben. In meiner Abwesenheit wurden die Eltern unruhig. Da sie fürchteten, ich könnte irgendein Liebesverhältnis haben, schrieben sie nach Paris, um Erkundigungen über mich einzuziehen. Entgegen ihren religiösen Grundsätzen zweifelten sie an mir, ohne mir die Möglichkeit zu geben, ihren Verdacht zu zerstreuen. Einer ihrer Freunde unterrichtete sie ohne mein Wissen über meine Jugenderlebnisse, vergröberte meine Fehler, und machte sie besonders auf die Existenz meines Kindes aufmerksam, das ich, wie er sagte, absichtlich verborgen halte. Als ich meinen zukünftigen Eltern schrieb, erhielt ich keinerlei Antwort. Sie kehrten nach Paris zurück, ich machte Besuch bei ihnen und wurde nicht empfangen. Beunruhigt, schickte ich meinen alten Freund hin, um die Gründe eines Benehmens zu erfahren, das ich mir nicht erklären konnte. Als er die Ursache erfuhr, opferte der gute Greis sich in edler Weise auf: er übernahm die Verantwortung für mein unverantwortliches Schweigen, wollte mich rechtfertigen und konnte nichts erreichen. Die Gründe des Interesses und der Moral wogen zu schwer für diese Familie, ihre Vorurteile wurzelten zu tief, als daß sie ihren Entschluß

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