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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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aufmuntern, um die beiden Keime des Wohlstandes zu befruchten. Indem ich dem Weidenpflanzer und dem Korbmacher half, indem ich meine Straße baute, setzte ich mein Werk unmerklich fort. Zwei Pferde besaß ich, der Holzhändler, mein Adjunkt, ihrer drei; er konnte sie nur in Grenoble beschlagen lassen, wenn er dorthin kam; ich verpflichtete daher einen Hufschmied, der sich ein bißchen auf Tierarzneikunst verstand, dadurch, daß ich ihm viel Arbeit versprach, hierherzukommen. Am nämlichen Tage begegnete ich einem alten Soldaten, der über sein Los in ziemlicher Unruhe war und als ganzen Besitz hundert Franken Gnadengehalt hatte, der aber lesen und schreiben konnte. Ich gab ihm die Stellung eines Burgermeistereischreibers. Ein glücklicher Zufall ließ mich eine Frau für ihn finden, und seine Glücksträume gingen in Erfüllung. Häuser wurden gebraucht, mein Herr, für diese beiden neuen Haushaltungen, für die meines Korbflechters und für die zweiundzwanzig Familien, die das Dorf der Kretinen aufgaben. Zwölf andere Haushaltungen, deren Oberhäupter Arbeiter, Produzenten und Konsumenten waren, ließen sich hier dann nieder: Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Schlosser und Glaser, die für lange Zeit zu tun hatten; mußten sie sich nicht ihre Häuser bauen, nachdem sie die der anderen gebaut hatten? Brachten sie nicht Arbeiter mit? Während meines zweiten Verwaltungsjahres erhoben sich siebzig Häuser in der Gemeinde. Eine Produktion zog eine andere nach sich. Indem ich den Flecken bevölkerte, schuf ich dort neue, den armen Leuten bis dahin unbekannte Bedürfnisse. Das Bedürfnis erzeugte die Industrie, die Industrie den Handel, der Handel einen Gewinst, der Gewinst einen Wohlstand und der Wohlstand nützliche Ideen. Diese verschiedenen Arbeiter wollten fertig gebackenes Brot; wir hatten einen Bäcker. Buchweizen aber konnte nicht mehr die Nahrung dieser aus ihrer erniedrigenden Trägheit gerissenen und wesentlich aktiv gewordenen Bevölkerung bilden; ich hatte sie angetroffen, als sie Buchweizen aß, ich wünschte sie zuerst zur Ernährung durch Roggen oder Mengkorn übergehen zu lassen, und eines Tages dann bei den ärmsten Leuten ein Stück Weißbrot zu sehen. Für mich bestanden die intellektuellen Fortschritte ganz und gar in den sanitären Fortschritten. Ein Schlächter zeigt in einem Orte ebensoviel Intelligenz wie Wohlhabenheit an. Wer arbeitet, ißt, und wer ißt, denkt. Da ich den Tag vorhersah, wo die Weizenproduktion notwendig sein würde, hatte ich die Grundstücke auf ihre Eigenschaften hin sorgfältig geprüft, ich war sicher, den Flecken zu einer großen, landwirtschaftlichen Blüte zu bringen und seine Bevölkerung zu verdoppeln, sobald sie sich zur Arbeit bekannt haben würde. Der Augenblick war gekommen. Monsieur Gravier aus Grenoble besaß in der Gemeinde Grundstücke, aus denen er keine Einkünfte bezog, die aber in Getreidefelder umgewandelt werden konnten. Wie Sie wissen, ist er Abteilungschef in der Präfektur. Ebensosehr aus Liebe zu seiner Heimat wie durch mein beharrliches Drängen besiegt, hatte er sich meinen Forderungen gegenüber schon sehr gefällig erwiesen; es gelang mir, ihm begreiflich zu machen, daß er ohne sein Wissen für sich selber gearbeitet hatte. Nach mehrtägigen Vorstellungen, Verhandlungen, Besprechungen von Bauanschlägen, nachdem ich mein Vermögen verpfändet hatte, um ihn vor dem Risiko eines Unternehmens zu sichern, von dem ihn seine Frau, die kurzen Verstandes ist, abzuschrecken suchte, willigte er ein, hier vier Pachthöfe zu je hundert Arpents zu bauen und versprach die für die Urbarmachung, den Saatankauf, die Ackergeräte, die Tiere und für die Anlegung der Nutzungswege notwendigen Summen vorzustrecken. Ich meinerseits baute zwei Pachthöfe, ebensosehr um meine öden Grundstücke der Kultur zu unterwerfen, wie um durch das Beispiel die nutzbringenden Methoden moderner Agrikultur darzulegen. Innerhalb von sechs Wochen vermehrte der Flecken sich um dreihundert Bewohner. Sechs Pachthöfe, wo mehrere Haushaltungen wohnen mußten, die Bewerkstelligung ungeheurer Urbarmachungen und die Ausführung der nötigen Landarbeiten riefen Arbeiter herbei. Stellmacher, Erdarbeiter, Gesellen und Tagelöhner strömten herbei. Die Straße nach Grenoble war mit Karren, Gehenden und Kommenden bedeckt.
    Es herrschte eine allgemeine Bewegung im Lande. Die Geldzirkulation ließ bei jedermann den Wunsch wach werden, daran teilzuhaben; die Apathie war gewichen, der Flecken

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