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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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war aufgewacht. In zwei Worten endige ich Monsieur Graviers Geschichte, eines der Wohltäter dieses Bezirks. Trotz des bei einem Provinzstädter, einem Bureaumenschen, ziemlich natürlichen Mißtrauens hat er im Glauben an meine Versprechungen mehr als vierzigtausend Franken vorgestreckt, ohne zu wissen, ob er sie wiederbekommen würde. Jede seiner Pachtungen ist heute für tausend Franken vergeben; seine Pächter haben ihre Angelegenheiten so wohl verrichtet, daß jeder von ihnen mindestens hundert Arpents Land, hundert Schafe, zwanzig Kühe, zehn Ochsen, fünf Pferde besitzt und mehr als zwanzig Personen beschäftigt. Ich fahre fort: Im Laufe des vierten Jahres wurden unsere Pachthöfe fertig. Wir hatten eine Getreideernte, die den Landleuten wunderbar erschien, überreich, wie sie auf einem jungfräulichen Boden sein mußte.
    Das Jahr über habe ich oft für mein Werk gezittert! Regen oder Trockenheit konnten meine Arbeit vernichten, indem sie das Vertrauen, welches ich bereits einflößte, verminderten. Die Getreidekultur machte die Mühle notwendig, die Sie gesehen haben, und die mir etwa fünfhundert Franken jährlich einträgt. Auch sagten die Bauern in ihrer Sprache, daß ich »Schwein habe«, und glauben an mich wie an ihre Reliquien. Diese neuen Gebäulichkeiten, die Pachtungen, die Mühle, die Anpflanzungen, die Wege haben allen den Handwerksleuten, die ich hierhergezogen hatte, Arbeit verschafft. Obwohl unsere Gebäude die sechzigtausend Franken, die wir ins Land gesteckt haben, gut repräsentieren, wurde uns dies Geld reichlich durch die Einkünfte, welche die Konsumenten schaffen, zurückerstattet. Meine Bemühungen, die entstehende Industrie zu beleben, ließen nicht nach. Auf meinen Rat ließ sich ein Baumschulgärtner in dem Flecken nieder, wo ich den Aermsten predigte, Obstbäume zu kultivieren, um eines Tages das Monopol des Obstverkaufs in Grenoble erobern zu können. ›Ihr tragt Käse hin,‹ sagte ich zu ihnen, ›warum nicht Geflügel, Eier, Gemüse, Wildbret, Heu, Stroh usw. dorthin bringen?‹ Jeder meiner Ratschläge war ein Glücksquell für den, der sie befolgte. Es bildete sich also eine Menge kleiner Geschäfte, deren erst langsame Fortschritte von Tag zu Tag schneller geworden sind. Jeden Montag fahren jetzt vom Flecken nach Grenoble mehr als sechzig mit unseren verschiedenen Produkten angefüllte Karren und man erntet mehr Buchweizen, um das Geflügel zu füttern, als man ehedem für menschliche Ernährung aussäte.
    Als der Holzhandel zu beträchtlich geworden war, teilte er sich in verschiedene Zweige. Seit dem vierten Jahre unserer industriellen Aera haben wir Händler für Brennholz, Bauholz, Bretter, Borken, dann Köhler bekommen. Endlich haben sich vier neue Planken- und Dielenschneidemühlen etabliert. Als der ehemalige Bürgermeister einige kommerzielle Ideen zu fassen imstande war, hat er die Notwendigkeit eingesehen, lesen und schreiben zu lernen. Er hat den Holzpreis in den verschiedenen Orten verglichen, hat dabei derartige Differenzen zum Vorteile seines Betriebes bemerkt, daß er sich von Platz zu Platz neue Kunden erworben hat; und er versorgt heute den dritten Teil der Provinz. Unsere Transporte haben sich so plötzlich vermehrt, daß wir drei Stellmacher und zwei Sattler beschäftigen, und jeder von ihnen hat mindestens drei Gehilfen. Kurz, wir verbrauchen soviel Eisen, daß sich ein Zeugschmied im Flecken niedergelassen hat und sich sehr wohl dabei befindet. Das Verlangen nach Gewinst entwickelt einen Ehrgeiz, der meine Gewerbetreibenden seitdem veranlaßt hat, vom Flecken aus auf den Bezirk und vom Bezirk aus auf die Provinz zu wirken, um ihre Profite zu vermehren, indem sie ihren Absatz vermehren. Ich brauchte nur ein Wort zu sagen, um ihnen neue Absatzwege anzuzeigen, ihr gesunder Menschenverstand tut das übrige. Vier Jahre hatten genügt, um das Aussehen dieses Fleckens zu verändern. Als ich hier eingezogen war, hatte ich nicht das geringste Geräusch vernommen; bei Beginn des fünften Jahres aber war hier alles voll Leben und Seele. Die frohen Gesänge, der Lärm der Werkstätten und die dumpfen oder scharfen Geräusche der Werkzeuge tönten lieblich in meinen Ohren wider. Ich sah eine tätige, in einem neuen, sauberen, gesunden, schön mit Bäumen bepflanzten Flecken angesammelte Bevölkerung kommen und gehn. Jeder Einwohner hatte das Bewußtsein seines Wohlstandes, und alle Gesichter zeigten die Zufriedenheit, welche ein nutzbringend beschäftigtes Leben

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