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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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gehörte - es gab nur eine einzige Person, die die Küche regelmäßig betrat und aussah, als wäre ihr Kopf dazu benutzt worden, Metalloxyde aus Industrieabfällen zu gewinnen -, aber er mußte ernstlich über die Folgen seiner Entdeckung nachdenken, daß sie ein Haar von sich über die Tür seines Kühlschranks geklebt hatte.
    Es bedeutete, daß der schweigend ausgetragene Kampf zwischen ihm und seiner Putzfrau sich auf ein neues und erschreckenderes Niveau erhoben hatte. Es war mittlerweile, rechnete Dirk, volle drei Monate her, seit seine Kühlschranktür das letztemal geöffnet worden war, und jeder von ihnen war grimmig entschlossen, nicht derjenige zu sein, der sie als erster öffnete. Der Kühlschrank stand nicht mehr bloß einfach dort in der Küchenecke, er lauerte buchstäblich. Dirk konnte sich ganz deutlich an den Tag erinnern, an dem das Ding zu lauem begonnen hatte. Es war ungefähr eine Woche her, als Dirk versucht hatte, Dina - der Name der alten Schlampe war Dina, so auszusprechen, daß er sich auf »reiner« reimte, eine Ironie, an der Dirk absolut keinen Gefallen mehr fand - mit einem einfachen Vorwand dazu zu überlisten, die Kühlschranktür zu öffnen. Der Trick war geschickt abgefälscht worden und wäre beinahe fürchterlich auf Dirk selbst zurückgefallen.
    Er hatte zu der Strategie gegriffen, zum örtlichen Minimarket zu gehen und ein paar einfache Lebensmittel einzukaufen. Nichts Verdächtiges - ein bißchen Milch, ein paar Eier, etwas Speck, eine oder zwei Schachteln Schokoladencreme und ein simples Halbpfundstück Butter. Er hatte sie ganz harmlos auf dem Kühlschrank liegen lassen, als wolle er damit sagen: »Ach, wenn Sie einen Moment Zeit haben, könnten Sie das vielleicht hineinlegen ...«
    Als er an dem Abend nach Hause gekommen war, hatte sein Herz gespannt gepocht, ob die Sachen noch auf dem Kühlschrank lägen. Sie waren verschwunden! Sie waren nicht einfach beiseite geschoben oder auf ein Bord gestellt worden, sondern sie waren nirgendwo zu sehen. Sie hatte offenbar endlich doch kapituliert und sie weggestellt. In den Kühlschrank. Und sie hatte ihn sicherlich saubergemacht, wo er nun schon mal offen war. Zum ersten und einzigen Mal schwoll sein Herz ihr voll Wärme und Dankbarkeit entgegen, und er war schon drauf und dran, die Tür von dem Ding erleichtert und triumphierend aufzureißen, als ein achter Sinn (bei der letzten Zählung hatte Dirk errechnet, er habe elf) ihn gewarnt hatte, sehr, sehr vorsichtig zu sein und sich erst mal zu überlegen, wo Dina den alten Kühlschrankinhalt hingetan haben könnte.
    Ein abscheulicher Zweifel nagte an ihm, als er sich geräuschlos auf den Mülleimer unter der Spüle zu bewegte. Er hielt den Atem an, als er den Deckel aufmachte und hineinsah.
    Dort, zwischen den Falten der frischen schwarzen Mülltüte, lagen die Eier, der Speck, seine Schokoladencreme und sein simples Halbpfundstück Butter. Zwei Milchflaschen standen gespült und ordentlich nebeneinander neben der Spüle, in die ihr Inhalt vermutlich gegossen worden war.
    Sie hatte alles weggeworfen.
    Anstatt die Kühlschranktür zu öffnen, hatte sie seine Lebensmittel weggeworfen. Er blickte sich langsam nach dem schmutzigen, klobigen weißen Monolithen um, und das war genau der Augenblick, in dem er ohne einen Schatten eines Zweifels bemerkte, daß sein Kühlschrank ernstlich zu lauern begonnen hatte.
    Er kochte sich einen starken schwarzen Kaffee und setzte sich leicht zitternd hin. Er hatte nicht einmal direkt zur Spüle rübergesehen, aber er wußte, daß er unbewußt die beiden sauberen Milchflaschen dort bemerkt haben mußte, und irgendein eifriger Teil seines Inneren war dadurch alarmiert worden.
    Am nächsten Tag hatte er sich für alles einleuchtende Erklärungen zurechtgelegt. Er habe völlig unnötigerweise solche Wahnvorstellungen, sagte er sich. Es sei sicherlich ein harmloses oder unbedachtes Versehen von Dina gewesen. Sie habe möglicherweise sorgenvoll über die Bronchitis, schlechte Laune oder Homosexualität ihres Sohnes nachgegrübelt, oder was es auch war, was sie regelmäßig daran hinderte, entweder überhaupt zu erscheinen oder aber eine bemerkenswerte Wirkung zu erzielen, wenn sie's tat. Sie war Italienerin und hatte in ihrer Zerstreutheit womöglich seine Lebensmittel irrtümlich für Müll gehalten.
    Aber die Sache mit dem Haar änderte alles. Es bewies über jeden möglichen Zweifel hinaus, daß sie ganz genau wußte, was sie tat. Sie würde unter keinen

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