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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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mit fünf Stunden Verspätung und erhitzt anzukommen, wäre es viel besser, wenn er mit einer Verspätung von fünf Stunden und ein paar Minuten zusätzlich einträfe, aber sich glänzend in der Hand hätte.
    »Gott gebe, daß ich nicht zu früh komme!« wäre ein guter Eröffnungssatz, wenn er hereingefegt käme, aber es mußte auch mit einem guten Satz nachgestoßen werden, und er war nicht sicher, wie der lauten sollte.
    Vielleicht würde er Zeit sparen, wenn er seinen Wagen holen ginge, aber dann war es wiederum überhaupt nicht weit, und er hatte eine ungeheure Neigung, sich zu verirren, wenn er Auto fuhr. Das lag vor allem an seiner »Zen«-Navigationsmethode, die einfach darin bestand, sich irgendeinen Wagen auszusuchen, der aussah, als wisse er, wohin er führe, und ihm zu folgen. Was dabei rauskam, war öfter überraschend als erfolgreich, aber er war der Meinung, es sei die Sache wert, schon wegen der wenigen Male, wo es beides war.
    Außerdem war er ganz und gar nicht sicher, ob sein Wagen heil war.
    Es war ein älterer Jaguar aus der sehr speziellen Zeit in der Firmengeschichte, als dort Autos gebaut wurden, die öfter zur Reparatur als zum Tanken mußten und zwischen Ausfahrten häufig monatelang Ruhe brauchten. Er war jedoch sicher, jetzt, wo er darüber nachdachte, daß in dem Wagen kein Tröpfchen Benzin war, und außerdem hatte er weder Geld noch gültiges Plastik, womit er hätte tanken können.
    Er gab diesen Gedankengang als völlig nutzlos auf.
    Er machte halt, um eine Zeitung zu kaufen, während er sich alles durch den Kopf gehen ließ. Die Uhr in dem Zeitungsladen zeigte elf Uhr fünfunddreißig. Verdammt, verdammt, verdammt. Er spielte mit dem Gedanken, den Fall einfach aufzugeben. Einfach wegzugehen und die Sache zu vergessen. Ein bißchen Mittag zu essen. Die ganze Geschichte war auf jeden Fall mit Schwierigkeiten gespickt. Oder besser gesagt, sie war mit einer ganz besonderen Schwierigkeit gespickt, nämlich der, kein albernes Gesicht dabei zu machen. Das Ganze war völliger und barer Unsinn. Der Mandant war zweifellos bekloppt, und Dirk hätte nicht daran gedacht, den Fall zu übernehmen, wenn's da nicht einen sehr triftigen Grund gegeben hätte.
    Dreihundert Pfund pro Tag plus Spesen.
    Der Mandant hatte dem einfach so zugestimmt. Und als Dirk mit seiner üblichen Rede angefangen hatte, daß seine Methoden, da sie nun mal mit der grundsätzlichen Verflechtung von allem mit allem zu tun hätten, oft Kosten nach sich zögen, die für das ungebildete Auge mit der zu behandelnden Sache irgendwie nicht ganz in Beziehung stünden, da hatte der Mandant die Sache mit einer Handbewegung abgetan. Dirk gefiel das an einem Mandanten.
    Das einzige, worauf der Mandant mitten in diesem ganzen beinahe übermenschlichen Anfall von Vernunft bestanden hatte, war, daß Dirk kommen müsse, absolut da sein müsse, müsse, müsse, bereit, funktionierend und hellwach, unfehlbar, ohne auch nur das kleinste Fünkchen einer Andeutung von Versäumnis, und zwar am Morgen um halb sieben. Unbedingt.
    Also, er würde einfach auch hierin Vernunft annehmen müssen. Halb sieben war zweifellos eine absurde Zeit, und er, der Mandant, hatte es offenbar nicht ernst gemeint. Ein zivilisiertes zwischen halb sieben und zwölf Uhr mittags war fast sicher das, was er gemeint hatte, und wenn er deswegen grob werden sollte, hätte Dirk keine andere Wahl, als ihm ein paar ernsthafte statistische Zahlen zu nennen. Niemand wurde vor dem Mittagessen ermordet. Wirklich niemand. Die Leute waren dazu nicht fähig. Man brauchte ein gutes Mittagessen, um den Blutzucker- und Blutgierspiegel hochzuschrauben. Dirk konnte das mit Zahlen belegen.
    Wußte er, Anstey (sein Mandant hieß Anstey, ein merkwürdiger, leidenschaftlicher Mann von Mitte Dreißig, mit starren Augen, einem schmalen gelben Schlips und einem von den großen Häusern in der Lupton Road; er hatte Dirk eigentlich nicht sehr gefallen und den Eindruck gemacht, er sehe aus, als versuche er einen Fisch zu verschlucken), wußte er, daß 67 Prozent aller bekannten Mörder, die eine bestimmte Vorliebe an den Tag legten, Leber mit Speck zu Mittag aßen? Und daß weitere 22 Prozent zwischen einem Krabben-Biryani und einem Omelett zweifelnd hin und her gerissen wurden? Damit war man auf einen Schlag 89 Prozent an Bedrohung los, und wenn man erst einmal die Salatesser und die Puter- und Schinkensandwichmampfer abgerechnet und begonnen hatte, einen Blick auf die Anzahl der Leute zu werfen,

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