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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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abrackerte. »Wie oft nehmen sie neue Patienten auf? Wann ist der letzte -?«
    Mit ihrer linken Hand hielt sie vorsichtig ihre Rechte im Zaum, die sie in diesem Augenblick am liebsten erwürgt hätte.
    Eine Tür, an der sie vorüberkamen, war leicht angelehnt, und sie versuchte unauffällig in das Zimmer zu sehen.
    »Sehr gut, wir werfen einen Blick hier hinein«, sagte Standish und stieß die Tür ganz auf, die in ein ziemlich kleines Zimmer führte.
    »Ah, ja«, sagte Standish, als er den Patienten wiedererkannte. Er führte Kate hinein.
    Der Bewohner des Zimmers war wiederum ein nicht-großer, nichtblonder Mann. Kate empfand allmählich den ganzen Besuch als seelisch zermürbend, und sie hatte so ein Gefühl, als würden sich die Dinge im nächsten Augenblick nicht unbedingt entspannen.
    Der Mann, der auf einem Stuhl neben dem Bett saß, während es von einem Pfleger hergerichtet wurde, war einer der zutiefst und beunruhigend verwuschelten Menschen, die Kate je zu Gesicht bekommen hatte. In Wirklichkeit waren es nur seine Haare, die verwuschelt waren, aber sie waren in einem so extremen Maße verwuschelt, daß sie das ganze lange Gesicht des Menschen in ihr verwirrendes Chaos hineinzuziehen schienen.
    Er war offenbar sehr zufrieden darüber, daß er saß, wo er saß, aber seine Zufriedenheit hatte etwas ungeheuer Geistesabwesendes - er schien buchstäblich wegen nichts zufrieden zu sein. Ungefähr einen halben Meter vor seinem Gesicht hing ein vollkommen leerer Raum in der Luft, und seine Zufriedenheit, falls sie überhaupt von irgendwoher kam, kam daher, daß er ihn anstarrte.
    Man hatte auch das Gefühl, daß er auf etwas warte. Ob es etwas war, das jeden Moment passieren konnte, oder etwas, das sich später im Laufe der Woche ereignen würde, oder aber etwas, das passieren würde, kurz nachdem die Hölle zugefroren wäre und British Telecom die Telefone in Ordnung gebracht haben würde, war keineswegs klar, denn es schien ihm alles eins zu sein. Falls es passierte, war er darauf gefaßt, und falls nicht - war er zufrieden.
    Kate fand solche Zufriedenheit fast unerträglich peinvoll.
    »Was ist mit ihm?« sagte sie ruhig, und dann bemerkte sie im selben Moment, daß sie sprach, als sei er nicht da, wo er doch wahrscheinlich sehr gut für sich selber reden konnte. Und tatsächlich sprach er in diesem Moment plötzlich.
    »Oh, äh, hallo«, sagte er. »Okay, yeah, danke.«
    »Äh, hallo«, erwiderte sie darauf, allerdings schien es nicht ganz zu passen. Oder besser, was er gesagt hatte, schien nicht ganz zu passen. Standish machte eine Handbewegung zu ihr herüber, um sie am Reden zu hindern.
    »Äh, yeah, ein Beugel wäre schön«, sagte der zufriedene Mann. Er sagte es in einem irgendwie ausdruckslosen Tonfall, als wiederhole er nur etwas, das man ihm vorgesagt hatte.
    »Yeah, und vielleicht etwas Saft«, setzte er hinzu. »Okay, danke.« Dann fiel er wieder in den Zustand leerer Erwartung zurück.
    »Ein sehr ungewöhnliches Leiden«, sagte Standish, »das heißt, wir können nur annehmen, daß es völlig einzigartig ist. Ich jedenfalls habe nie auch nur entfernt von so etwas gehört. Es hat sich auch als praktisch unmöglich herausgestellt, zweifelsfrei nachzuweisen, daß es das ist, was es zu sein scheint, und so kann ich voll Freude sagen, daß wir der Schwierigkeit enthoben waren, dem Leiden einen Namen geben zu müssen.«
    »Dürfte ich Mr. Elwes wohl jetzt wieder ins Bett helfen?« fragte der Pfleger Mr. Standish. Der nickte. Auf Untergebene vergeudete er keine Worte.
    Der Pfleger bückte sich und sprach den Patienten an.
    »Mr. Elwes?« sagte er ruhig.
    Mr. Elwes schien aus einem Traum aufzutauchen.
    »Mmmmm?« sagte er und blickte sich plötzlich um. Etwas schien ihn zu verwirren.
    »Oh! Oh? Was?« sagte er leise.
    »Möchten Sie, daß ich Ihnen wieder ins Bett helfe?«
    »Oh. Oh, danke, ja. Ja, das wäre nett.«
    Obwohl sichtlich benommen und verwirrt, war Mr. Elwes ganz gut selbst in der Lage, wieder ins Bett zu steigen, und der Pfleger mußte lediglich für Beruhigung und Zuspruch sorgen. Als Mr. Elwes versorgt war, schenkte der Pfleger Standish und Kate ein höfliches Nicken und verließ das Zimmer.
    Mr. Elwes fiel rasch wieder in seinen tranceartigen Zustand zurück, während er, gegen einen Kissenberg gelehnt, dalag. Sein Kopf sank leicht nach vorn, und er starrte auf eins seiner Knie, das unter der Bettdecke knochig nach oben stach.
    »Geben Sie mir New York«, sagte er.
    Kate blickte erstaunt

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