Der lange Traum vom Glück
du Lust … Verdammt, guck dir das an!“
„Was?“ Sie blinzelte und sah genauer hin. Scheinbar spendeten der einsame Ben und die alleingelassene Lorelie einander Trost. „Trost“ ist wohl nicht das richtige Wort, dachte Freddie, so wie die beiden in der dunklen Ecke knutschen. „Sie sitzt auf seinem Schoß“.
„Das sehe ich auch“.
„Tja, so viel also zum Thema ‘behutsam beibringen’“, murmelte sie.
Nick benutzte gleichzeitig genau dieselben Worte.
Aber er war schneller. „Was hast du gesagt?“
„Nichts, gar nichts. Was hast du denn gesagt?“
„Nichts“.
Und plötzlich begannen beide zu grinsen.
„Nun …“ Freddie atmete tief aus, während ihre Finger weiter über die Tasten glitten. „Die beiden geben ein hübsches Paar ab“.
„Ja, ein wunderbares Paar. Und jetzt gehen sie auf die Tanzfläche“.
„Die Arme“, seufzte Freddie mit ehrlichem Mitgefühl. „Ben ist wirklich ein netter Typ, aber er tanzt, als würde er nach Öl bohren. Ich glaube, er hat mir die Schulter ausgerenkt“.
„Sie hält das schon durch. Aber lass uns etwas Langsameres spielen, bevor Yuri noch einen Herzschlag kriegt“.
Er leitete zu „Someone To Watch Over Me“ über.
Freddie seufzte sehnsüchtig auf. Diese romantischen Lieder zerrten immer an ihr. Sie warf Nick einen Seitenblick zu. „Es war ungemein lieb von dir, was du für Grandma und Papa getan hast“.
„Wirklich ein Klacks. Nur ein kurzer Anruf, wie du ja selbst sagtest“.
„Lass uns Waffenstillstand schließen, ja?“ Sie legte kurz ihre Hand auf seine. „Es war ja nicht nur die Limousine. Aber dass du sie auch noch mit weißen Rosen, eiskaltem Wodka und Kaviar ausgestattet hast …“
„Ich hab mir gedacht, es würde ihnen Spaß machen“. Wie immer rüttelte ihre offene Herzlichkeit an seinem schlechten Gewissen. „Ich bin heute ziemlich bissig zu dir gewesen. Es tut mir wirklich leid, Freddie. Ich hätte dran denken müssen, wie viel Zeit und Energie du in die Planung für heute Abend gesteckt hast, und auch in deine Wohnung. Obwohl … warum man so lange braucht, um eine Lampe zu finden, ist mir schleierhaft“.
Die neue Art-déco-Lampe war ihr ganzer Stolz. „Warum belässt du es nicht einfach bei der Entschuldigung?“
„Du hast großartige Arbeit für diese Party geleistet“.
„Danke“. Sie freute sich über ihren Sieg und gab ihrem Vater ein Zeichen. „Und da du dich so nett entschuldigt hast …“, sie beugte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, „… verzeihe ich dir auch“.
„Darum habe ich nicht …“ Aber da war sie schon fort, und ihr Vater nahm ihren Platz ein. „Weiber!“, murmelte Nick aufgebracht.
„Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Aber sie ist wirklich zu einer sehr attraktiven und unabhängigen Vertreterin ihres Geschlecht herangewachsen“.
„Sie war so ein nettes Mädchen“, überlegte Nick laut. „Du hättest verhindern sollen, dass sie erwachsen wird“.
Spence musterte Nick und kam zu der Auffassung, dass Natashas Vermutung von einer Romanze zwischen seiner Freddie und Nick wahrscheinlich stimmte. Es versetzte ihm einen Stich ins Herz, aber das war wohl immer so bei Eltern, wenn die Kinder erwachsen wurden und ihr eigenes Leben lebten. Aber da war auch der Stolz.
Mühelos fiel Spence in den Ray-Charles-Song ein, den Nick anspielte.
„Soll ich dir was sagen?“, fuhr er fort. „Die Jungs klingeln jetzt schon wegen Katie an der Haustür“.
„Unmöglich!“ Der Schock stand ihm in den Augen geschrieben, dann stellte sich das entsetzliche Gefühl ein, mit dreißig langsam alt zu werden. „Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich das nicht erlauben“.
„Die Wirklichkeit ist eben nicht immer so einfach“. Spence seufzte. Und dann ritt ihn der Teufel. „Weißt du, Nick, es beruhigt mich ungemein, dass du hier bist. Zu wissen, dass du dich um Freddie kümmerst, dass da jemand ist, dem ich vertrauen kann … Ich brauche mir also überhaupt keine Sorgen zu machen, wenn du sie im Auge behältst“.
„Ja, sicher …“ Nick räusperte sich verlegen. „Ich werd wohl besser für eine Weile den Dienst hinter der Bar übernehmen“.
Spence grinste ihm nach und spielte vergnügt weiter.
„Du solltest ihn nicht so aufziehen, du Schuft“. Natasha stand hinter ihrem Mann und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Als Vater ist es meine Pflicht, ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und überleg doch nur, wie viel Übung ich haben werde,
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