Der lange Traum vom Glück
angegossen, doch sie würde sich lieber die Zunge abbeißen, als dies laut zu sagen.
„Ich dachte mir, er wäre der besonderen Gelegenheit angemessen“.
Aber für eine Krawatte hat es anscheinend nicht mehr gereicht, dachte sie bissig. Die obersten Knöpfe seines schwarzen Hemdes hatte er offen gelassen, was die lässige Eleganz, die er ausstrahlte, noch unterstrich – ebenso wie das Bier in seiner Hand und das herausfordernde Glitzern seiner Augen, als sie schließlich wieder aufschaute. Sie hoffte, durch ihr gleichmütiges Schulterzucken verbergen zu können, wie gefährlich – und aufregend – er aussah. Dieser Mann verdiente ihre Komplimente nicht, so wie er sich heute ihr gegenüber verhalten hatte.
„Du siehst großartig aus“, warf Natasha jetzt ein.
„Danke“.
„Alles ist perfekt. Es hat mir Riesenspaß gemacht, den Raum zu schmücken“, sagte Freddie und drehte sich langsam im Kreis, um sich zu vergewissern, ob auch wirklich alles an seinem Platz war.
„Das hast du wirklich toll hingekriegt“. Es kam Nick so vor, als hisse er die weiße Flagge. Aber sie warf ihm nur einen nichtssagenden Blick über die Schulter zu. „Wirklich“, bekräftigte er noch einmal. „Es muss dich eine Menge Zeit gekostet haben“.
„Kein Problem. Nach Ansicht gewisser Leute habe ich ja nichts in solchen Mengen wie Zeit. Brandon, hilfst du mir mal? Onkel Mik muss jeden Moment mit Papa und Grandma hier sein“.
„Er holt sie nicht ab“, brummte Nick in sein Bier.
„Was soll das heißen, er holt sie nicht ab? Natürlich holt er sie ab. Ich habe dafür gesorgt, dass er es tut“.
„Und ich habe es wieder rückgängig gemacht“, gab Nick gelassen zurück, dann fügte er hinzu: „Sie kommen in einer Limo“.
Sie zwinkerte verdutzt. „In einer Limo?“
„Irgendjemand hat mich auf diese glänzende Idee gebracht“, sagte er und warf ihr ein spöttisches Grinsen zu. „Immerhin ist es ja ihr Hochzeitstag. Es gibt Leute, die bestellen sich eine Limo, wenn sie nur zum Essen fahren“.
Freddie gab einen erstickten Laut von sich, der Brandon veranlasste, seiner Mutter einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.
„Gleich geht’s los“, murmelte er und beugte sich gespannt vor.
„Das war sehr aufmerksam von dir, Nicholas“. Freddies Stimme war jetzt wieder kühl und kontrolliert, woraufhin ihr Bruder enttäuscht aufseufzte. „Ich bin mir sicher, dass sie es zu schätzen wissen. Und natürlich ist es nicht viel Aufwand, zum Hörer zu greifen und einen Wagen zu bestellen. Ich gehe in die Küche, um Rio zu helfen“.
Sie stolzierte hinaus. So beschrieb Nick es für sich zumindest. In sich hinein brummend, schob er sein Bier beiseite. Allem Anschein nach würde es eine lange, lange Nacht werden.
7. Kapitel
Freddie hasste die Tatsache, dass sie Nick nicht lange böse bleiben konnte. Kühl, ja, bewusst auf Distanz achtend, ja, aber nicht böse. Die Bar war angefüllt mit Lärm und Menschen, da war es nicht schwer, auf Distanz zu bleiben.
Sie konnte eben nur nicht wütend auf ihn sein, nicht nach dem, was er für ihre Großeltern getan hatte. So oder so, zum Grübeln blieb sowieso keine Zeit. Da waren Reden zu halten, Trinksprüche auszubringen, gutes Essen zu kosten, Tänze zu tanzen.
Nicht dass Nick sie aufgefordert hätte. Er tanzte mit ihren Tanten, ihrer Mutter, Nadia, Verwandten, Bekannten und Freunden. Und natürlich mit der überwältigend sexy aussehenden Lorelie.
Nun, wenn er sich einbildete, er könnte sie den ganzen Abend schneiden – das konnte sie besser!
„Tolle Party!“, schrie Ben ihr ins Ohr.
„Ja, nicht wahr?“ Sie schaffte es zu lächeln, während er sie über die Tanzfläche zog.
„Ich kenne Zacks Verwandtschaft schon seit Jahren. Klasse Leute!“
„Die besten, die es gibt“. Ihr Lächeln wurde herzlicher, als sie Alex mit seiner Mutter auf der Tanzfläche erblickte.
„Sag mal, ich hatte mir überlegt …“ Ben kam aus dem Takt und verfehlte ihre Zehen nur knapp. „‘tschuldigung. Hab die Tanzschule nie zu Ende gemacht“.
„Nein, du tanzt doch recht gut“. Wenn man davon absah, dass er ihr fast das Handgelenk brach, weil er ihren Arm wie einen Pumpschlegel auf und ab riss. Sie griff nach dem erstbesten Rettungsring, der ihr einfiel. „Hast du schon das Essen probiert? Rio hat sich selbst übertroffen“.
„Dann lass uns ans Büfett gehen“.
Sieh sie sich nur einer an, dachte Nick, während Lorelie schmachtend an seinem Hals hing, und sah mit grimmiger Miene zu
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