Der lange Traum vom Glück
Genauso seltsam, wie er sich fühlte, plötzlich allein mit Freddie. „Hör zu, sie haben recht. Es ist spät. Warum lassen wir nicht einfach alles liegen und gehen auch? Es ist morgen immer noch da“.
„Geh ruhig schon rauf, wenn du müde bist“. Freddie marschierte mit ihrem voll beladenen Tablett in die Küche. „Das ist schon o.k. Ich kann nicht schlafen, wenn ich diese ganze Unordnung zurücklasse. Was man von dir ganz bestimmt nicht sagen kann“, warf sie ihm noch über die Schulter zu, bevor die Tür hinter ihr zuschwang.
„Als ob ich dieses Chaos veranstaltet hätte“, brummte Nick in sich hinein, während er ebenfalls ein Tablett belud. „Ich glaube, ich habe noch ein oder zwei Leute außer mir entdeckt, die heute Nacht Gläser benutzt haben“.
„Hast du was gesagt?“, rief Freddie von hinten.
„Nein. Nichts“.
Er trug sein Tablett in die Küche, wo sie bereits den Geschirrspüler belud, und stellte es klirrend ab.
„Du kommst nicht in die Hölle, wenn du die Gläser in der Spüle stehen lässt“.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du raufgehen sollst. Ich komme allein zurecht“.
„Ich komme allein zurecht“, äffte er sie nach, während er einen Eimer unter der Spüle hervorzog. Er stellte ihn ins Becken, schüttete eine Überdosis Putzmittel hinein und ließ dann Wasser einlaufen.
Als er einen Moment später mit Eimer und Schrubber bewaffnet nach draußen stiefelte, grinste Freddie in sich hinein.
Während der nächsten zwanzig Minuten arbeiteten sie in einem Schweigen, das immer kameradschaftlicher wurde. Es machte Freddie Spaß, aufzuräumen und zu sehen, wie die Bar wieder blitzte. Und obwohl Nick nicht direkt pfiff bei der Arbeit, hatte sich seine Laune doch sichtlich gebessert.
„Ich habe gesehen, dass Ben und Lorelie zusammen weggegangen sind“, begann Freddie.
„Dir entgeht auch wirklich nichts“. Aber seine Mundwinkel hoben sich. „Sie haben sich prächtig amüsiert. Alle haben sich prächtig amüsiert“.
„Es macht dir also nichts aus?“
Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Nein. Es war nichts Ernstes. Lorelie und ich haben nie …“ Vorsicht, LeBeck! „Es hat einfach nicht gefunkt zwischen uns, verstehst du“.
Es gelang ihr gerade noch, einen Freudenschrei zu unterdrücken. Vor sich hin summend, griff sie nach einem Stuhl und stellte ihn umgedreht auf einen Tisch in einer Gegend, die Nick bereits gewischt hatte.
Er putzte um sie herum. Da sie so entspannt wirkte, beschloss er, reinen Tisch zu machen.
„Freddie, ich wollte mit dir über heute Nachmittag reden …“
„Na schön. Hör zu, ich glaube, wenn wir noch mehr aufräumen, wird Zack sich überflüssig vorkommen. Ich möchte nicht seine Gefühle verletzen“.
Dann ging sie zur Musikbox, und es dauerte einen Moment, bis sie ihre Wahl traf und die entsprechenden Tasten drückte. „Du hast heute Abend noch gar nicht mit mir getanzt, Nick“.
„Wirklich nicht?“ Er wusste sehr gut, dass es so war, und noch besser wusste er, warum.
„Nein“. Sie ging auf ihn zu. „Du willst doch nicht etwa meine Gefühle verletzen, Nicholas?“
„Natürlich nicht, aber …“
Aber sie hatte die Arme bereits um ihn geschlungen. Er legte ihr seine Hand auf den Rücken und machte den ersten Tanzschritt.
Seine Bewegungen waren geschmeidig und überraschend elegant. Schon immer waren sie so gewesen, erinnerte sie sich, während sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Als sie zum ersten Mal mit ihm getanzt hatte, war ihr ein Schauer freudiger Erregung über den Rücken gelaufen.
Aber heute war es eine andere Art Schauer, der sich von dem, den sie als Heranwachsende erfahren hatte, grundlegend unterschied.
Sie fasst sich schön an, dachte er. Schon immer war das so, erinnerte er sich, während er sie enger an sich zog. Aber sie hatte noch nie so geduftet, und er konnte sich nicht erinnern, dass ihr Haar je seine Lippen gestreift hätte.
Sie waren allein, und die Musik stimmte. Er hatte schon immer stark auf Musik reagiert. Er kam in Versuchung, mit seinen Lippen ihre Schläfe zu streifen und an ihrem Ohrläppchen zu knabbern.
Er hielt sich jedoch zurück und wirbelte sie so gekonnt herum, dass sie lachen musste. Ihre Augen glitzerten, als sie wieder in seine Arme zurückkehrte.
Und plötzlich lag sein Mund auf dem ihren. Sie hob die Arme, legte sie um seinen Hals, ihre Finger wühlten sich in sein Haar.
Er hörte nicht, wie die Musik zu Ende ging, weil sie in seinem Kopf weiterspielte. Er glaubte
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