Der lange Traum vom Glück
wenn Katie erst mal so weit ist“.
„Daran will ich lieber gar nicht erst denken“.
Es war bereits nach zwei Uhr morgens, als die letzten Gäste das „Lower the Boom“ verließen. Es war die ausgelassenste Feier gewesen, die Freddie je erlebt hatte, und sie fühlte sich beschwipst und glücklich. Glücklich vor allem deshalb, weil sie und Nick sich im Verlauf des Abends wieder nähergekommen waren. Nur getanzt hatte er zu ihrem Leidwesen nicht mit ihr. Aber egal. Es war auch so ein wunderschöner Abend gewesen. Freddie, die mit Nick und ein paar Nachzüglern aus dem Familienkreis zurückgeblieben war, schaute sich müde und zufrieden um.
Der Raum sah aus, als ob ein Heerlager überstürzt seine Zelte abgebrochen hätte, um in die nächste Schlacht zu ziehen.
Überall hing buntes Krepppapier schlaff herunter, und auch die Turteltauben schwebten auf Halbmast. Die Speisen auf den ehemals brechend vollen Tischen hatten sich besorgniserregend dezimiert, und alles, was von Rios fünfstöckigem Hochzeitskuchen zurückgeblieben war, waren Krümel und ein bisschen silbriger Zuckerguss.
Überall standen leere und halb volle Gläser herum. Irgendein Erfindergeist hatte in einer Ecke eine eindrucksvolle Pyramide aus Gläsern aufgebaut. Freddie sah einen Wald aus zusammengeknüllten Papierservietten auf dem Fußboden und, seltsamerweise, einen einzelnen goldenen Schuh mit einem schwindelerregend hohen Stilettoabsatz.
Sie fragte sich, wie seine Besitzerin es geschafft hatte, darin zu laufen, ohne sich die Beine zu brechen.
Zack, der an der Bar lehnte, schaute sich ebenfalls um und grinste. „Scheint, als hätten alle eine Menge Spaß gehabt“.
„Das kannst du laut sagen“. Rachel griff nach einem Geschirrtuch und begann halbherzig die Theke blank zu wienern. „Papa tanzte noch auf dem Weg nach draußen, und meine Ohren klingen noch immer von diesen ukrainischen Volksliedern“.
„Ein paar davon hast du immerhin selbst geschmettert“, erinnerte Zack sie.
„Daran war der Wodka schuld. War es nicht wundervoll, ihre Gesichter zu sehen, als wir ihnen ihr Geschenk überreichten?“
„Grandma hat geweint“, murmelte Freddie.
„Und Papa hat ihr gesagt, dass sie aufhören soll“, warf Nick ein. „Während ihm selbst die Tränen über die Wangen rollten“.
„Es war eine wundervolle Idee, Freddie“. Rachels Augen begannen bei der Erinnerung erneut verdächtig zu glitzern. „So romantisch. Einfach perfekt“.
„Ich wusste nur, dass wir ihnen etwas ganz Besonderes schenken müssen. Ich wäre nie darauf gekommen, wenn Mama es nicht erwähnt hätte“.
„Eine bessere Idee hätte dir gar nicht kommen können“. Rachel rollte ihre müden Schultern und schaute sich um. „Hört zu, ich bin dafür, wir lassen alles so, wie es ist, und räumen morgen auf“.
„Einverstanden“. Mehr als gewillt, dem Schlachtfeld auf der Stelle den Rücken zu kehren, nahm Zack ihre Hand und zog sie hinter der Theke hervor. „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“.
„Geht ruhig“, erwiderte Freddie gelassen. Sie wollte unter keinen Umständen, dass diese Nacht schon zu Ende ging. Und wenn eine Verlängerung bedeutete, Teller zu spülen, dann würde sie eben spülen. „Ich mache nur das Nötigste“.
Rachel bekam Gewissensbisse. „Wir könnten ja vielleicht noch …“
„Nein“. Freddie warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. „Ihr fahrt nach Hause. Schließlich habt ihr einen Babysitter, den ihr ablösen müsst. Ich nicht“.
„Auf die eine Stunde kommt es jetzt auch nicht mehr an“, mischte Zack sich ein und straffte die Schultern.
„Aber wir lassen euch jetzt trotzdem allein“, sagte Rachel und stieg ihrem Ehemann hart auf den Fuß.
„Aber …“
Endlich war bei Zack der Groschen gefallen, dass es hier nicht ums Aufräumen ging. „Ja, richtig. Macht so viel, wie ihr wollt. Wir kümmern uns morgen um den Rest. Ich bin hundemüde. Kann kaum noch die Augen offen halten“. Um seine Worte zu unterstreichen, gähnte er übertrieben. „Gute Nacht, Freddie“. Unsicher, ob er Nick zublinzeln oder ihm besser eine scharfe Warnung zukommen lassen sollte, beschränkte er sich nur auf ein „Nick“.
„Ja, bis dann“. Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, schüttelte Nick den Kopf. „Irgendwie war Zack ziemlich komisch. Was hatte das denn zu bedeuten?“
„Er war nur müde“, gab Freddie zurück, während sie ein Tablett mit Gläsern belud.
„Unsinn. Er war wirklich seltsam“.
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