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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Schließlich entdeckte man die junge Frau, und eine Krankenschwester fragte, was sie hier zu suchen habe. Wie lange sie schon wartete, wusste Gabriella nicht. Unaufhaltsam rannen Tränen über ihr Gesicht. »Wie geht es ihm?«, wisperte sie.
    »Ist er Ihr Großvater?«, erkundigte sich die Schwester mitfühlend.
    »Nein, mein Vater.« Gabriella fand es besser, bei dieser Version zu bleiben. Sicher würde sich der Professor geschmeichelt fühlen, denn er hatte oft erklärt, eine solche Tochter habe er sich gewünscht, ebenso wie seine Frau.
    »Er hatte einen Schlaganfall. Auf der rechten Seite ist er gelähmt. Und er kann nicht sprechen. Aber ich glaube, wenn er zu sich kommt, kann er uns verstehen.«
    Beklommen hörte Gabriella zu. Wie konnte etwas so Furchtbares geschehen sein? So plötzlich ... »Wird er wieder gesund?« Diese Worte wagte sie kaum zu flüstern. Aber sie brauchte irgendeinen Trost.
    »Für solche Prognosen ist es noch etwas zu früh. Das EKG sieht nicht allzu gut aus, und er hat sich bei einem Sturz den Kopf angeschlagen, was seinen Zustand zusätzlich verschlechtert.«
    »Darf ich mit ihm reden?«, bat Gabriella, einer Panik nahe.
    »In ein paar Minuten«, erwiderte die Schwester und kehrte zu den anderen zurück.
    Die Minuten dehnten sich zu Stunden, während man diverse Untersuchungen vornahm und den Professor an weitere Geräte anschloss. Als seine Trage auf die Intensivstation gerollt wurde, war Gabriella völlig verzweifelt. Offensichtlich hatte es den Ärzten große Mühe bereitet, ihn am Leben zu erhalten.
    Nachdem man ihn auf die Intensivstation gebracht hatte, durfte sie wenigstens zu ihm.
    »Reden Sie nicht zu viel mit dem Patienten und erwarten Sie keine Antwort«, wurde sie von der Dienst habenden Schwester instruiert. »Und machen Sie's kurz.«
    »Hi ...« Sobald er Gabriellas Stimme vernahm, flatterten seine Lider. Langsam öffnete er die Augen. »Ich bin's – Gabbie ...« Anscheinend versuchte er zu lächeln. In seinem Blick las sie, dass er sie erkannte. Aber er konnte nicht sprechen. Behutsam ergriff sie seine linke Hand und zog sie an die Lippen, während eine Träne über seine bleiche Wange rollte. »Alles wird wieder gut«, versuchte sie ihn zu ermutigen. »Das haben die Ärzte gesagt«, log sie. Er erweckte allerdings nicht den Eindruck, als würde er ihr glauben. Als hätte er Schmerzen, runzelte er die Stirn, und sie spürte, dass er ihr etwas sagen wollte. Dazu war er nicht fähig. Gleichsam hinter einer gläsernen Wand gefangen, vermochte er nur ihre Finger zu halten und würgende Laute hervorzustoßen. Die Schwester bemerkte seine Erregung und erklärte, nun müsse Gabriella gehen.
    »Darf ich nicht bei ihm bleiben?«, entgegnete Gabbie flehend und fühlte, wie er ihre Hand etwas fester umfasste.
    »Kommen Sie in ein paar Stunden wieder. Jetzt sollte er schlafen.« Die Schwester seufzte ungeduldig und wünschte, die Angehörigen der Patienten würden verstehen, was der Aufenthalt in einer Intensivstation bedeutete. Stattdessen machten sie einem nur Ärger.
    »Bald bin ich wieder da«, wisperte Gabriella, streichelte seine Wange, und er würgte wieder einen kehligen Laut hervor. Offenbar wollte er etwas sagen. »Bitte, versuch nicht zu sprechen, Theodore«, mahnte sie. Vor einiger Zeit waren sie zu der vertrauten Anrede übergegangen. Zärtlich küsste sie seine Wange. Dann gestand sie ihm, was er ohnehin schon wusste. »Ich liebe dich.«
    Auf der Heimfahrt in der U-Bahn weinte sie. Für ein Taxi fehlte ihr das Geld, nachdem Steve ihre Börse geplündert hatte. Sie nahm sich vor, ihn zur Rede zu stellen. Aber als sie in der Pension ankam, vergaß sie diese Absicht, weil sie von allen sichtlich besorgten Mietern und Mrs Boslicki begrüßt wurde. Seit Stunden saßen sie im Wohnzimmer und warteten auf Neuigkeiten. Immer wieder hatte Steve erklärt, wo der Professor gelegen und wie er ausgesehen habe und was vermutlich geschehen sei.
    »Wie geht's ihm?«, fragten sie wie aus einem Mund, sobald Gabriella eintrat.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Er hatte einen Schlaganfall. Als er stürzte, schlug er sich den Kopf an. Er kann nicht sprechen, und seine rechte Seite ist gelähmt. Aber er erkannte mich. Er versuchte mir etwas zu sagen und schien sich ziemlich aufzuregen.« Wie beängstigend der Patient aussah, verschwieg sie. Doch die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Mrs Rosenstein begann zu weinen, und Gabriella umarmte sie. Dabei

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