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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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damit, Steve über irgendwelche Einzelheiten zu informieren.
    »Wird er wieder gesund?«, rief er ihnen nach. »Was fehlt ihm denn?«
    »Sieht nach einem Schlaganfall aus ...«
    Zwei Minuten später fuhr die Ambulanz mit heulender Sirene davon. Lächelnd schloss Steve die Haustür.

21
    Als das Telefon läutete, stellte Gabriella gerade ein paar Neuerscheinungen in die Regale der Buchhandlung. Ian war weggegangen, um den Lunch zu kaufen. Hastig stieg sie die Leiter hinunter und nahm den Hörer ab. Steves gepresste Stimme verriet ihr sofort, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Er schien sogar mit den Tränen zu kämpfen.
    »Was gibt's?«, fragte sie bestürzt.
    »O Gott, Gabbie ... Wie soll ich's dir sagen? Es geht um den Professor ...« Natürlich wusste er, was ihr der alte Mann bedeutete.
    »Um Himmels willen ...« Kaltes Entsetzen krampfte ihr Herz zusammen. »Was ist passiert?«
    »Vorhin kam ich nach Hause, und da lag er im Wohnzimmer am Boden. Offensichtlich hatte er sich den Kopf an der Tischkante angeschlagen, denn er blutete an der Schläfe. Keine Ahnung, ob er stolperte und hinfiel – oder ob ihm plötzlich schwindlig wurde ...«
    »War er bei Bewusstsein?«, fragte sie atemlos. Noch schlimmer – war er tot? Doch das wagte sie nicht einmal zu denken.
    »Er war halb benommen, als ich ihn fand. Dann verlor er vollends die Besinnung. Ich rief sofort einen Krankenwagen, und die Sanitäter glauben, er hat einen Schlaganfall erlitten. Jetzt bringen sie ihn ins City Hospital.«
    In dieser großen Klinik wird man den Professor sicher gut versorgen, dachte Gabriella. Monatelang hatte sie ihn – ebenso wie Mrs Rosenstein und Mrs Boslicki – angefleht, sich endlich untersuchen zu lassen. Seit dem Winter hatte sich sein Zustand merklich verschlechtert. Er hustete unentwegt und verließ das Haus nur mehr, um kurze Spaziergänge zu unternehmen.
    »Sobald sie wissen, was ihm fehlt, rufen sie hier an«, fuhr Steve fort. »Deshalb warte ich neben dem Telefon.«
    »Ein Glück, dass du ihn gefunden hast ...« Gabriella war ihm sehr dankbar, weil er sie so schnell verständigt hatte. »Wenn Ian zurückkommt, fahre ich zum Krankenhaus. Er holt gerade unseren Lunch.« Am liebsten wäre sie sofort in ein Taxi gestiegen. Aber in Ians Abwesenheit durfte sie die Buchhandlung nicht verlassen.
    »Vielleicht solltest du dich gedulden, bis sie mir Bescheid geben«, schlug Steve vor.
    Davon wollte sie nichts wissen. Jetzt war der Professor ihre einzige »Familie«, und sie musste bei ihm sein. »Nein, ich würde es nicht ertragen, vor dem Telefon zu stehen und zu warten, bis es klingelt ...« In diesem Augenblick kam Ian zur Tür herein, und sie bedeutete ihm, sich zu beeilen. »Ich rufe dich von der Klinik aus an, Steve«, versprach sie und legte auf. Sicher würde er ebenso besorgt auf Neuigkeiten warten wie die anderen Pensionsgäste.
    In knappen Worten erklärte sie Ian, was geschehen war, und entschuldigte sich, weil sie ihn im Stich lassen musste. Dafür hatte er aber volles Verständnis, und er wünschte ihr alles Gute, während sie bereits mit ihrer Handtasche in der Hand aus dem Laden lief. Sie winkte ein Taxi heran, stieg ein und gab dem Chauffeur die Adresse der Klinik an.
    Als der Wagen vor dem City Hospital hielt, öffnete sie ihre Börse, um den Fahrer zu bezahlen, und stellte verblüfft fest, wie wenig Geld sie enthielt. Hatte Steve sich wieder einmal bedient? Meistens war es ihm peinlich, sie um Geld zu bitten. Und so »lieh« er sich einfach etwas, ohne ihre Erlaubnis. Dadurch brachte er sie manchmal in sehr unangenehme Situationen. Jetzt hatte sie kaum genug Dollars für das Taxi.
    Aber daran dachte sie nicht mehr, als sie in die Notaufnahme rannte. Sie musste einige Leute fragen, wohin sie sich wenden sollte, nannte den Namen des Professors, und es dauerte fast eine Stunde, bis sie über seinen Zustand informiert wurde. Wenigstens war er nicht während der Fahrt zum Krankenhaus gestorben.
    Dann durfte sie ihn endlich sehen und erschrak zutiefst. Seine Wangen waren aschfahl, die Augen geschlossen. An mehrere Monitore angeschlossen, wurde er von einem vielköpfigen Ärzteteam behandelt. Um vorgelassen zu werden, hatte Gabriella behaupten müssen, sie sei seine Tochter.
    Ihre Anwesenheit wurde nicht zur Kenntnis genommen. Schweigend stand sie in einer Ecke, während sie einander knappe Anweisungen gaben. Der Patient wurde künstlich beatmet, bekam eine Infusion, und zusätzlich führte man ein EKG durch.

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