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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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wusste, welche Stimmen sie vernahm ... »Du hörst, was dein Herz dir sagt, mein Kind. Und du musst an dich glauben. Wahrscheinlich weißt du schon sehr lange, was du tun musst.«
    »Ja, ich denke schon.« Gabriella seufzte erleichtert. So gewissenhaft hatte sie sich bemüht, die richtige Entscheidung zu treffen. Doch sie fürchtete, sie wäre den Ansprüchen nicht gewachsen. »Letztes Jahr war ich mir so sicher. Im Sommer hätte ich dann beinahe mit Ihnen darüber gesprochen. Dann wieder zu Weihnachten. Aber ich überlegte, ob ich mir einfach nur
wünschen
würde, diese Aufforderung zu hören, und ich hatte keine Ahnung, was Sie davon halten würden, Mutter Gregoria.«
    »Und jetzt?« Die Hände in den weiten Ärmeln ihrer Tracht, schlenderte sie an Gabriellas Seite durch den Garten. Inzwischen war es fast dunkel geworden. »Was meinst du, Gabbie?« Diese wichtigen Worte musste die junge Frau selbst aussprechen. Das durfte Mutter Gregoria ihr nicht abnehmen.
    Plötzlich blieb Gabriella stehen, und die alte Nonne wandte sich erwartungsvoll zu ihr. »Ich möchte in den Orden eintreten.« Flehend schaute sie die Frau an, in der sie ihre Mutter sah. »Werden Sie's erlauben?« Es war ein Augenblick völliger Demut, völliger Selbstaufgabe. Intensiver denn je spürte sie das Bedürfnis, ihr Leben dem Allmächtigen zu schenken, den Menschen, die ihr so viel gegeben hatten – Sicherheit, Freiheit, Liebe, Trost. So viel war sie ihnen schuldig. Sie entschädigten sie für alles, was ihr die Eltern genommen hatten.
    »An mir liegt es nicht«, erwiderte die Oberin sanft, »sondern an dir und unserem Herrn. Ich bin nur da, um dir zu helfen. Aber ich hatte gehofft, du würdest dich dazu entschließen. Seit zwei Jahren beobachte ich deinen inneren Kampf.«
    »Also wussten Sie Bescheid?« Verwirrt lächelte Gabriella die alte Nonne an, dann nahm sie ihren Arm, und sie gingen langsam weiter durch den Garten.
    »Vielleicht schon vor dir.«
    »Und? Was glauben Sie?«
    »Im August beginnt der Unterricht für die neuen Postulantinnen. Also hast du genau den richtigen Zeitpunkt gewählt, um dich für das Leben einer Braut Christi zu entscheiden.«
    Nun blieben sie wieder stehen, und Gabriella umarmte Mutter Gregoria. »Vielen Dank – für alles – für mein Leben ... Niemals werden Sie wissen, wovor Sie mich gerettet haben, als ich hierher kam. Es war ...« Hastig verstummte sie. Nicht einmal jetzt konnte sie sich dazu durchringen, über die schmerzlichen Tatsachen zu sprechen.
    »Das ahnte ich von Anfang an.« Auch die Oberin war nur ein Mensch, und so konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und stellte die Frage, die sie seit Jahren beschäftigte. »Vermisst du deine Eltern immer noch?« Danach mochte sich eine Adoptivmutter erkundigen, die herausfinden wollte, ob sich ihr Kind nach den leiblichen Eltern sehnte.
    »Manchmal. Aber ich vermisse nur, was sie sein sollten und niemals waren. Hin und wieder frage ich mich, wo sie jetzt sind, wie sie leben, ob sie Kinder bekommen haben. Aber es ist nicht wichtig.« Natürlich spielte es eine große Rolle, das wussten sie beide. »In diesem Moment schon gar nicht ...« Nur sich selbst konnte Gabbie belügen – nicht die Frau, die sie als ihre Mutter betrachtete. »Jetzt habe ich eine Familie. Oder ich werde eine bekommen, im August.«
    »Seit du bei uns wohnst, hast du eine Familie.«
    »Ja, das weiß ich.« Arm in Arm kehrten sie in das Haus zurück, wo Gabriella ihr restliches Leben verbringen würde. Nachdem Gabriellas Entschluss feststand, fühlte sie sich maßlos erleichtert. Niemals würde sie die Nonnen verlassen, niemals ihre Liebe verlieren. Das war alles, was sie sich wünschte – die Gewissheit, hierher zu gehören, für alle Zeiten.
    »Sicher wirst du eine gute Schwester«, meinte Mutter Gregoria.
    »Das hoffe ich.« Glücklich erwiderte Gabriella das sanfte Lächeln ihrer Ersatzmutter. »Mehr erwarte ich nicht von meinem Leben.« Von tiefer Zufriedenheit erfüllt, schaute sie sich in der Eingangshalle um. Nun war St. Matthew's endgültig ihr Zuhause geworden.
    Beim Dinner am nächsten Abend brach heller Jubel aus, als Mutter Gregoria die Nonnen über Gabriellas Entscheidung informierte. Alle beglückwünschten die künftige Postulantin, umarmten sie und erklärten, wie froh sie wären, wie lange sie es schon gewusst hätten.
    Ihr zu Ehren fand eine kleine Feier statt. Danach suchte sie ihr vertrautes Zimmer auf, von der beruhigenden Überzeugung erfüllt, nur der Tod

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