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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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entschieden, »ich fühle mich wohl im St. Matthew's. Und ich liebe die Schwestern.« Zumindest das stimmte. Doch sie liebte Joe noch viel mehr. Darin lag das Problem. Er hatte jedoch noch immer nicht beschlossen, das Priesteramt aufzugeben, und auch keine Zukunftspläne geschmiedet. Für ihn war es einfach zu früh, so heiß und innig er ihre Gefühle auch erwiderte. Erst vor zwei Monaten hatte er ihr gestanden, was er für sie empfand.
    Während der nächsten Wochen glaubte sie, in einem Albtraum zu leben. Sooft es möglich war, verließ sie das Kloster, um irgendwelche Aufträge zu erledigen. Aber Mutter Gregoria machte sich so große Sorgen um Gabbie, dass sie lieber andere Postulantinnen oder Novizinnen mit solchen Aufgaben betraute. Jeden Tag trafen sich Gabriella und Joe im Beichtstuhl und manchmal in dem kleinen Büro. Dabei diskutierten sie über ihre Pläne, und sie beschwor ihn, der Priesterschaft erst dann den Rücken zu kehren, wenn ihn weder Schuldgefühle noch Zweifel plagen würden. Das Apartment besuchten sie in der Zeit nur zwei Mal. Inzwischen war der Freund in die Stadt zurückgekehrt, aber während er in der Werbeagentur arbeitete, konnte Joe die Wohnung nach wie vor benutzen.
    Um alles noch schlimmer zu machen, wurde Gabbie Mitte September ernsthaft krank. Das versuchte sie den Schwestern zu verheimlichen. Aber alle bemerkten, wie blass sie war, wie wenig sie aß. Einmal fiel sie beim Gottesdienst in Ohnmacht und sorgte für helle Aufregung. Joe las die Messe. Erschrocken beobachtete er, wie sich die Postulantinnen um Gabriella drängten. Und dann geriet er beinahe in Panik, als sie aus der Kirche getragen wurde. Einen ganzen Tag musste er warten, bevor er sie im Beichtstuhl wiedersah und fragen konnte, was geschehen war.
    »Das weiß ich nicht. Gestern war es schrecklich heiß in der Kirche.«
    Gewiss, New York wurde gerade von einer Hitzewelle heimgesucht. Aber er wies Gabbie beunruhigt darauf hin, keine der anderen Schwestern habe die Besinnung verloren, nicht einmal die älteren.
    Sie wartete noch zwei Wochen, um sicherzugehen. Und Ende September musste sie den Tatsachen ins Auge blicken. Wenn sie ihren Verdacht auch nicht von einem Arzt bestätigen ließ und keinerlei Erfahrung besaß– die Symptome waren unwiderlegbar. Sie erwartete ein Baby.
    Als sie endlich eine Gelegenheit fand, das St. Matthew's zu verlassen, rief sie Joe an und bat ihn um ein Treffen im Apartment. Als er sie sah, wusste er sofort, dass etwas Schreckliches geschehen war. Nachdem sie ihn über ihre Schwangerschaft informiert hatte, nahm er sie in die Arme, den Tränen nahe, zutiefst verzweifelt. Nach seiner Ansicht war das kein gutes Omen für eine Ehe. Natürlich mussten sie heiraten, so schnell es ging. Gabriella glaubte, sie hätte das Kind schon an jenem ersten Nachmittag empfangen. Seither waren fast zwei Monate vergangen. Nun durfte sie ihre Entscheidung nicht länger hinauszögern. Wie immer Joe sich entschließen mochte, sie musste das Kloster verlassen. Eine Abtreibung kam nicht in Frage. Um eine solche Maßnahme auch nur zu erwägen, waren sie beide viel zu religiös.
    »Beruhige dich!«, flehte sie, weil sie spürte, wie sehr ihn die Neuigkeit quälte, die eine ohnehin schon unerträgliche Situation noch verschlimmerte. »Vielleicht sollte es so sein, und der liebe Gott hat mir das Baby geschenkt, um mich zu einem Entschluss zu zwingen.«
    »O Gabbie, es tut mir so Leid – alles ist meine Schuld ... Daran dachte ich nicht ... Hätte ich bloß Vorkehrungen getroffen ...« Aber wie sollte ein Priester auch nur auf die Idee kommen, Kondome zu kaufen. Und eine Postulantin würde eher im Erdboden versinken ... Also waren sie das Risiko eingegangen, von glühender Leidenschaft getrieben ... In ihrer Naivität hatten sie geglaubt, ihre Liebe würde ohne Folgen bleiben. Oder sie hatten zumindest gehofft, so schnell würde nichts passieren.
    Jetzt musste Joe für zwei Menschen sorgen – eine Ehefrau und ein Baby. Er hatte keine Ahnung, wie er die beiden ernähren, wie er die Last dieser Verantwortung ertragen sollte.
    »In einem Monat werde ich das St. Matthew's verlassen«, erklärte Gabbie. Dieser Entschluss stand fest, seit sie über ihren Zustand Bescheid wusste. »Und im Oktober will ich Mutter Gregoria alles gestehen.« Damit gab sie ihm noch etwas Zeit, seine Entscheidung zu treffen. Mehr konnte sie ihm nicht zubilligen. Sie selbst musste sich von den Nonnen verabschieden, ehe sie die Schwangerschaft

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